Gerold Späth

Die gloriose 'White Queen'

Ein Abenteuer
Cover: Die gloriose 'White Queen'
Steidl Verlag, Göttingen 2001
ISBN 9783882437812
Gebunden, 140 Seiten, 16,36 EUR

Klappentext

Einen "Seelenverkäufer" nennt man so ein Schiff: Die 'White Queen' ist klapperig, rostig und wird mit Abfall angetrieben; sie hat eine unbestimmte Mission und fährt ins Ziellose. Kapitän Mandersson befehligt zwei Knechte, Obermaat Zukui und Heizer Sumner, ehrenwerte Herrschaften mit mäßig kultivierten Umgangsformen. In Port San Cerbone nehmen sie noch jemanden an Bord, einen James Keller oder Gallagher, der ein Abenteuer sucht und es auf dem Raddampfer findet. Denn die 'White Queen' ist kein herkömmlicher Frachter, sondern ein Narrenschiff, sie transportiert keine Güter, sondern skurrile Geschichten und absurde Dialoge. Zu der seltsamen Crew gesellt sich noch die schöne Masha, blinder Passagier und James' Herzensdame. Gemeinsam schippern sie dahin auf einem Fluss, den es nur in Gedanken gibt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.06.2002

Martin Thoemmes will, da die Erzählung als Abenteuergeschichte daher kommt, nicht zu viel vom Plot verraten, in dem der Ich-Erzähler auf einem alten Raddampfer landet und nun eine " die Fahrt preisende Chronik" verfassen soll. Aber der Rezensent hat schnell erkannt, dass es sich bei dem Text um eine "Parabel" handelt, in der zum einen das Schicksal des Schriftstellers in einer Diktatur dargestellt wird, zum anderen aber darüber philosophiert wird, dass der "vermeintliche Fortschritt sich aus dem Gedankenmüll vergangener Utopien speist". Alles in allem hat der Autor mit dem "müllbeladenen Narrenschiff" eine "glänzende Metapher" gewählt - würde er sie nur nicht durch seine Sprache verschleiern, so Thoemmes bedauernd. Die ist dem Rezensenten nämlich viel zu "vulgär". Er gesteht, sich angesichts des deftigen Seemannsgarns mitunter die "Ohren zuhalten" zu wollen. Außerdem sind ihm die Figuren zu klischeehaft, und er wünscht sich für zukünftige Bücher des Autors mehr Glaubwürdigkeit der Protagonisten und eine weniger "nassforsche" Sprache.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.11.2001

Sibylle Birrer beschreibt das vorliegende "Abenteuer" fast durchgängig mit maritimen Vokabeln. Der Autor schreibe zwar "sprachmächtig und phantasiestrotzend", dennoch verursache der "simple Witz von rauen Kerlen" Schlagseite. Worum geht es? Ein Reisender heuert auf einem Schiff an, um ein imaginäres Land zu erreichen, fasst die Rezensentin die Handlung zusammen; dabei entpuppe sich der Kahn als "Narrenschiff auf Nonsens-Kurs". Der Autor hat nach Jahren ohne Veröffentlichung eine "schlingernde Schiffsgeschichte" geschrieben, findet Birrer. Die Rezensentin ist jedenfalls beim Lesen seekrank geworden über "so viel sprachlicher Narretei".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.07.2001

Tscha-tscha-tscha machen die Schaufelräder. Was Lutz Hagestedt über den Inhalt des Buches mitteilt, riecht erst mal nach höherem Blödsinn. Und so was Ähnliches ist es auch wirklich: ein "Schwindelsystem höherer Ordnung", ein "Leben im ereignislosen Raum" durch einen "wundersamen Erzählfächer" betrachtet, "komisch, bizarr, wortverliebt". Aber (oder und) große Literatur, nebenbei. Eine, "die aus der Literatur kommt und in sie zurückführt", Maskenspiel, Mythos und Märchen. Wie groß, zeigt ein Vergleich. Gerold Späth, sagt Hagestedt doch wahrhaftig: "diesmal wie der mittlere Joyce"!
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