Murathan Mungan

Tschador

Roman
Cover: Tschador
Blumenbar Verlag, München 2008
ISBN 9783936738414
Gebunden, 127 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Aus dem Türkischen von Gerhard Meier. Ein junger Mann namens Akbhar kehrt nach Jahren des Exils in sein Heimatland zurück. Ängstlich, aber auch von Hoffnung getrieben, begibt er sich auf die Suche nach den Menschen, die er einst geliebt und in seinem Herzen aufbewahrt hat: die Mutter, die Schwester, seine Geliebte. Ein neues Regime ist an der Macht, das Land ist sichtbar vom Krieg zerstört, er erkennt es kaum wieder. Die Orte der Kindheit und Jugend scheinen unauffindbar zu sein. So irrt Akbhar von Tür zu Tür, von Stadt zu Stadt. Was ihn am meisten beunruhigt, ist der Anblick der Frauen, deren Gesichter hinter einem Tschador versteckt sind - so als wäre damit die"Hälfte des Lebens"ausgelöscht, wie er sagt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.10.2008

Von "betörender Mondstaub-Prosa", die sie aus westeuropäischen Üblichkeiten vollkommen herausfallen sieht, spricht Rezensentin Iris Radisch nach der Lektüre dieses "kleinen Romans" über einen Soldaten, der nach "irgendeinem Krieg" in sein verödetes Land zurückkommt, und nichts mehr findet: nicht seine Familie, nicht sein Haus, nur verschleierte Frauen, die ihn durch das Sichtgitter ihrer Burka "in müdem Kummer anstarren". Die Rezensentin ist beeindruckt von der archaischen Wucht und gleichzeitigen Modernität dieses Romans, dessen Autor sie als "Autor einer atemlosen Verlorenheit" und "zerbrechenden Gegenwart" geradezu kontrapunktisch zu Orhan Pamuk stehen sieht, dessen Bedeutung für die türkische Gegenwartsliteratur ihren Informationen zufolge aber ähnlich groß ist. Murathan Mungans Sprache klingt in Gerhard Meiers Übersetzung für das Rezensentinnenohr "leer geräumt und apokalyptisch" und nach Blanchot und Camus.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.10.2008

Rezensent Tobias Völker schätzt an Murathan Mungans Novelle "Tschador" vor allem die hohe sprachliche Eleganz, die dank einer "hervorragenden" Übersetzung von Gerhard Meier auch für die Leser des deutschen Textes spürbar werde. "Tschador" erzählt, wie wir erfahren, wie ein Exilant in sein von Krieg und Tyrannei zerstörtes Heimatland zurückkehrt und daran zerbricht. Indem sie Politisches und Privates verschmelze, sei diese Geschichte charakteristisch für Mungan, befindet Völker. Und der offen schwul lebende Autor kurdisch-arabischer Abstammung, wisse, wovon er da schreibe, versichert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.10.2008

Sehr beeindruckt ist Verena Mayer von Murathan Mungans Roman "Tschador", der Fundamentalismus treffender auf den Punkt bringt als jede Debatte über das Kopftuch. Im Roman kommt der junge Akhbar in sein vom Krieg verwüstetes Heimatland zurück, wo nun die "Soldaten des Islams" die Macht übernommen haben; auf der Suche nach seiner Familie nimmt Akhbar die durch den Tschador verhüllten Frauen und das von den neuen Machthabern verhängte Bilderverbot wahr, Erscheinungen, die der Autor sehr gelungen miteinander in Beziehung setzt, wie die Rezensentin lobt. Auch die Sprache des türkischen Autors, die sich in zurückhaltenden Andeutungen ausdrückt und dennoch mit kraftvollen Bildern aufwartet, begeistert Mayer und sie zeigt sich von diesem Roman, der in einem namenlosen Land spielt, aber, wie sie meint, auf die "Situation im Nahen Osten" insgesamt passt, höchst eingenommen.
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