James Meek

Die einsamen Schrecken der Liebe

Roman
Cover: Die einsamen Schrecken der Liebe
Droemer Knaur Verlag, München 2005
ISBN 9783426197103
Gebunden, 432 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Malte Krutzsch und Karen Nölle-Fischer. Die große Liebe zu ihrem im Ersten Weltkrieg verschollen geglaubten Mann verschlägt die schöne Anna Petrowna in den postrevolutionären Wirren in das kleine sibirische Städtchen Jasyk. Von einer mystischen Gemeinschaft bewohnt, wird der Ort kurz darauf durch die Ankunft eines geheimnisvollen Fremden in seinem Frieden bedroht. Wer ist dieser Fremde, der durch Schnee und Eis aus einem Gefangenenlager im hohen Norden bis nach Jasyk geflohen ist? Und was hat es mit seinem angeblichen Verfolger auf sich, der Unaussprechliches getan hat und nun die ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzt? Und welchen Zauber verübt der fremde Ankömmling auf Anna Petrowna?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.09.2005

Ingeborg Harms hält einen Roman hoch, der kurz nach der Revolution in Sibirien spielt und zugleich unsere "richtungslose, ideologisch anfällige Gegenwart" erhellt, der dem "Faszinosum der blanken Gewalt" und den "Aporien des Menschseins" literarisch auf den Grund geht, dabei aber als "trickreicher Krimi" überzeugt. James Meek, erklärt sie, erzählt von den Auswirkungen des Krieges, aber vor allem von der Faszination, die blanke Gewalt auf Männer ausübt. Worum geht's? Die Tschechische Legion verübt 1919 ein Massaker in einer sibirischen Kleinstadt, während am gleichen Ort eine Sekte durch Selbstkastration der Aggression entsagen will. Ein unauffälliger Vertreter entpuppt sich als Schlächter, ein geheimnisvoller Fremder als teuflischer Demagoge - Krieg und Ideologie erzeugen eine Geisteshaltung, die den einzelnen im Namen einer Idee zu jeder erdenklichen Grausamkeit verführt. Eine ungewöhnlich intensive und bis zur letzten Seite spannende Lektüre für die Rezensentin, der allenfalls die Frauenfiguren ein wenig zu funktional und damit unglaubhaft erschienen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.08.2005

Bereits die Grundsituation im Roman sei "infernalisch", berichtet entzückt Rezensentin Sonja Zekri. Ein sibirisches Dorf zur Bürgerkriegszeit, ein kokainsüchtiger Soldatentrupp aus der "tschechischen Legion", eine historisch verbürgte "Kastratensekte", und dann tauche ein Fremder auf, der alle Grausamkeiten der Kriegswirren noch übersteigere. James Meek erzählt diese geschichte aus dem russischen Bürgerkrieg, so die Rezensentin, anhand zahlreicher Rückblenden und Briefe, und dieser "Revolutionsroman", erläutert Zekri, sei weniger eine historische Studie als vielmehr eine "Studie in Fanatismus", und der schottische Humor des Autor-Erzählers zeige sich beispielsweise darin, dass ausgerechnet die Kastratensekte einen "hochaktuellen" religiösen Fundamentalismus gebäre. Bei aller Dämonie habe James Meek aber keineswegs einen Pseudo-Dostojewskij geschrieben, weist Zekri auf "kluge" Unterschiede, denn stilistisch schreibe der Autor so modern "schnörkellos" und "metaphernreich" wie ein Per Olov Enquist.
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