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Außer Atem: Das Berlinale Blog
Stichwort: Bürgerkrieg - 13 Artikel
Außer Atem: Das Berlinale Blog 13.02.2013 Ein Mann kehrt heim. Meist sagt man: in das Land seiner Väter, in diesem Fall muss man sagen: in das Land seiner Tochter. Baio hatte als Kämpfer in der portugiesischen Kolonialarmee gedient und musste Guinea-Bissau verlassen, als es unabhängig wurde, er wäre seines Lebens nicht sicher gewesen. Seine Tochter Fatou ist Lehrerin in diesem von Bürgerkrieg und etlichen Putschen gebeutelten Land. Ihre Studenten erinnert sie an die stolze Geschichte der Mandinga, die vor 4500 Jahren in Mali den Ackerbau erfanden, vor 2000 Jahren die gerechte Herrschaft, vor 1000 Jahren die Musik, aus der Reggae und Jazz hervorgingen – während die Europäer Kriege führten. Fatou will den Musiker Idrissa heiraten, der in der angesagtesten Band des Landes spielt und im Radio die stolze Geschichte der Mandinga erzählt. Idrissa, in dessen Rolle der real existierende Musiker Mamadu Baio auftritt, spielt Kora und Balafon, Fatous Instrumente sind Radio, iMac und Smartphone. Der Vater schleppt in seinem Koffer altes Gerät mit sich herum. Vielleicht haben ihm die Portugiesen erzählt, dass der rostige Wasserhahn ein Funkgerät sei. Von
Thekla Dannenberg
Außer Atem: Das Berlinale Blog 09.02.2013 Eine 15-jährige, alleine in den Bergen, alleine mit der Natur. Felsen, Wiesen, Bäume, der Himmel mal strahlend blau, mal nebelverhangen, mal wolkenverzogen, oft stürmt und regnet es. Viele Naturtotalen, begleitet von flächiger, sinfonischer Musik. Die 15-jährige heißt Jin, also Geist; man kann das auf ihren legalen Status beziehen: Ein Mädchen ohne Papiere, eine junge Kurdin, die einmal Teil einer militanten Gruppierung war, jetzt aber allein, zwar bewaffnet, aber ohne Auftrag, ohne Ziel die Natur durchstreift. In die Welt, in den Film hineingeworfen, bleibt Jin eine ganze Weile lang einsame Überlebenskünsterin. Ein bloßer Zufall gibt ihrer Bewegung schließlich eine Richtung, ein Ziel (und einen möglichen Ausweg aus der geisterhaften Existenzform), dem Film eine Geschichte: Sie beschließt, nach Izmir, in die Großstadt, in den Westen der Türkei zu reisen. Und dafür muss sie zunächst einmal Geld auftreiben. Von
Lukas Foerster
Außer Atem: Das Berlinale Blog 15.02.2011 "Thank to all the terrorists". Mit dieser Texteinblendung endet der vielleicht verstörendste Film des Festivals. Thunska Pansittivorakuls "Terroristen" sind die "Rothemden", eine thailändische Protestbewegung, die sich 2006 formierte, nachdem ein Putsch den populären Präsidenten Thaksin Shinawatra aus dem Land gejagt hatte. Nach den Protesten der "Gelbhemden" (die im Film, und das werden ihm einige sicherlich, vielleicht nicht ganz zu unrecht, vorwerfen, gar nicht auftauchen) brachte ein zweiter Putsch 2008 eine konservative Regierung unter Führung Abhisit Vejjajivas an die Macht. Seither liefern sich die Anhänger Thaksins, die überwiegend den unteren sozialen Schichten Thailands entstammen, erbitterte, aber einseitige Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften und Armee. Um die 2000 Rothemden starben seit 2009, ihre Anführer sitzen längst im Gefängnis. Von
Lukas Foerster