Von Hexen bis Schlangen

Mit Anne Weber durch die Banlieues, eine transhumane Romanze und Manes Sperber. Bücherbrief April

Literaturbeilagen

Die Literaturbeilagen der Zeitungen aus dem Frühjahr 2024 sind ausgewertet. Alle Notizen finden Sie hier.

BÜCHERSCHAU DES TAGES

Dandytum, Junkie-Dasein, Künstlerleben

17.04.2024. Die FAZ lernt von Tom Mustill, wie man sich mit Walen unterhalten kann. Die FR widmet sich mit Thomas Medicus dem schillernden Leben von Klaus Mann. TAZ , FAZ und NZZ ziehen den Hut vor Salman Rushdies "Knife": Weder seine Kampfeslust noch seinen Humor hat er verloren, staunt die NZZ. Die Welt fragt sich mit Daniel Bogner, wie die Kirche wieder zu einem Orientierungspunkt in Sachen Liebe und Beziehung werden könnte. Mehr...

EICHENDORFF21

Taschenbücher des Monats

21.03.2024. Neue Taschenbücher im März: Als politisch brisant empfahl uns die taz Anna Yeliz Schentkes Roman "Kangal" über die Proteste in der Türkei. Als Mittel  gegen Schmerzen aller Art legte uns die SZ Jan Faktors Roman "Trottel" ans Herz. Unter den Sachbüchern ist unbedingt die Neuauflage von Michael Thumanns "Revanche" zu empfehlen, das uns die Effekte von Putins brutaler Machtpolitik auf die russische Gesellschaft nachvollziehbar macht, wie die NZZ versicherte.
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EFEU - DIE KULTURRUNDSCHAU

Es ist ungeheuerlich

17.04.2024. Auf der Biennale in Venedig bleibt der israelische Pavillon geschlossen. Ruth Patir, die dort ausstellen wollte, fordert die Freilassung der Geiseln und einen Waffenstillstand in Gaza. Boykott lehnt sie dennoch ab. Die Jungle World freut sich über ein satirisches Filmtableau, das die iranische Glaubensbürokratie aufs Korn nimmt. In Berlin wird DDR-Architektur abgerissen, die einst zur Hebung der Lebensfreude errichtet wurde, ärgert sich die SZ. Die FAZ freut sich: Am Hamburger Schauspielhaus wird endlich wieder in die Hände gespuckt. Mehr...

9PUNKT - DIE DEBATTENRUNDSCHAU

Individuelle Koloraturen

17.04.2024. Auf ZeitOnline diagnostiziert der Politikwissenschaftler Ali Fathollah-Nejad eine unumkehrbare Kluft zwischen iranischer Regierung und Gesellschaft. Die Welt fordert eine Zeitenwende auch mit Blick auf den Iran. Im Guardian wirft die israelische Politologin Dahlia Scheindlin Netanjahu vor, den zionistischen Gründungsgedanken aufs Spiel zu setzen. Die taz erfährt von dem Politologen Kai Arzheimer: Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist die Partei für Menschen in der Midlife-Crisis. Und die FR fordert: Stärkt Kulturinstitutionen in ländlichen Gegenden. Mehr...

MAGAZINRUNDSCHAU

Suche nach dem Sündenbock

16.04.2024. In Desk Russie fragt Sergej Lebedew, wann die russischen Interellektuellen anfangen wollen, die stalinistischen Verbrechen aufzuarbeiten. Im New Statesman sieht John Gray schwarz für den akademischen Betrieb. The Critic fragt, warum sich niemand für das Elend im Sudan interessiert. Quietus hört sich durch die elektronischen Subgenres südafrikanischer Popmusik. The Insider nimmt eine Unterrichtsstunde in der U-Bahn von Charkiw. Und der New Yorker lädt 27 verschiedene Blutlachen bei Quixel herunter. Mehr...

IM KINO

Eher halbgeöffnete Augen

10.04.2024. Woody Allen hat wieder einen Woody-Allen-Film gedreht. Leider bestätigt sich in der mit einem Mord angereicherten Dreiergeschichte "Ein Glücksfall" der Trend des Spätwerks hin zum routiniert unspektakulären Billo-Existenzialismus. Man muss wohl schon ein Kind der 1970er oder 1980er sein, um sich in dieser Parallelwelt heimisch zu fühlen. Von Benjamin Moldenhauer. Mehr...

IM KINO

Jazz mit Erdverbundenheit

10.04.2024. Ein Film zum Schwärmen: Alice Rohrwacher widmet sich in ihrem neuen Film Kunstschatzräubern und filmt dabei fulminant gegen die kapitalistische Verwertungslogik an. "La chimera" ist ein unberechenbarer Genretrip zwischen Märchen, Komödie, Drama und Thriller, in dem sich Leben und Tod zu einem verschlungenen Tanz treffen. Von Patrick Holzapfel. Mehr...

BÜCHERBRIEF

Von Hexen bis Schlangen

08.04.2024. Wir haben die Literaturbeilagen zur Leipziger Buchmesse, und natürlich auch die Kritiken der vergangenen Wochen gesichtet, um die besten Bücher des Monats herauszupicken - und wir sind fündig geworden: Dank Ronya Othmann, die uns eindringlich an den Genozid an den Jesiden erinnert. Und dank Anne Weber, die uns zu zärtlich ironischen Streifzügen durch die Pariser Banlieues einlädt. Ein besonderes Vergnügen verspricht Fien Veldmann, die uns eine transhumane Romanze zwischen einer Büroangestellten und ihrem Drucker erzählt. Dass auch Habermas äußerst unterhaltsam sein kann, lernen wir von Philipp Felsch. Und der Historiker Andreas Petersen legt die ganze ehemalige Sowjetunion auf Freuds Couch. Mehr...

VORGEBLÄTTERT

Wolfgang Kraushaar: Israel: Hamas - Gaza - Palästina

08.04.2024. Der linke Antisemitismus, wie er sich heute in den der westlichen Metropolen austobt, hat eine lange Vorgeschichte. Ein entscheidender Vorreiter war in Deutschland Dieter Kunzelmann, der einstige Kopf der berühmt-berüchtigten Kommune I. Aber die Impulse kamen auch aus der Mitte: Auch der 2002 verstorbene, wortgewaltige Spiegel-Chef Rudolf Augstein setzte in seinen Kolumnen gern Israelis und Nationalsozialisten gleich. Wir drucken ein Kapitel aus Wolfgang Kraushaars demnächst erscheinenden Buch "Israel: Hamas - Gaza - Palästina" vorab. Mehr...

FOTOLOT

Der Geruch von Napalm am Morgen

05.04.2024. Das Fotobuch "Like Rain falling from the Sky" von Nicola Bertasi zeigt die vergessenen Menschen und allseits beschwiegene Vorgänge rund um den Vietnamkrieg. Es gehört zu den wenigen, die überhaupt Bilder jenseits der Filmbilder zeigen, die uns aus amerikanischen Filmen über den Krieg im Gedächtnis sind. Das liegt auch daran, dass Vergangenheitsbewältigung in Vietnam nicht gerade angesagt ist. Von Peter Truschner. Mehr...

INTERVENTION

Grundlegende Verunsicherung

04.04.2024. Seit dem 7. Oktober zeigt sich die Fratze des Antisemitismus wieder in ihrer ganzen Obszönität: von rechts, von links, von religiöser Seite. Und auch in der Mitte der Gesellschaft. Was macht gerade die Juden immer wieder zum bevorzugten Objekt derartiger hasserfüllter Projektionen?  Was Gralshüter der Homogenität am Judentum irritiert, ist, dass sich der Kern seiner Identität nicht abschließend definieren lässt. Aber eines ist klar: Antisemitismus ist nicht nur ein Angriff auf Juden, sondern auf das Prinzip der offenen Gesellschaft. Von Richard Herzinger. Mehr...

EICHENDORFF21

24 Bücher um 2024 zu verstehen

13.12.2023. Die Welt ist viel zu durcheinander, als dass es nicht dringend nötig wäre, sich in eine Ecke zu setzen und ein Buch zu lesen. Wie sonst soll man das Tohuwabohu verstehen? Wir haben 24 Bücher zusammengestellt, die helfen werden, das Jahr 2024 zu verstehen. Wie in den letzten Jahren durchsuchen wir auch 2023 nach Büchern, die helfen, die Gegenwart zu verstehen. Manchmal liegt der Trost einzig darin, dass Bücher aufklären! Nötiger als 2023 waren sie nie. Mehr...

SPENDEN

Unterstützen Sie den Perlentaucher

24.11.2021. Der Perlentaucher bietet seinen Service für die Leser kostenlos und möchte dabei bleiben. Falls Sie uns unterstützen mögen - regelmäßig oder einmalig - freuen wir uns! Hier finden Sie verschiedene Möglichkeiten. Mehr...