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Nobelpreis für Le Clezio

09.10.2008. Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an den Franzosen Jean-Marie Gustave Le Clezio.
Der diesjährige Nobelpreis für Literatur geht an den französischen Schriftsteller Jean-Marie Gustave Le Clezio. Damit wird nach 23 Jahren erstmals wieder ein Franzose geehrt, zuletzt hatte 1985 der Romancier Claude Simon den Preis bekommen. Die Jury der Schwedischen Akademie bezeichnet den 67-jährigen Le Clezio als "Verfasser des Aufbruchs und des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, dem Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilsation".

Im deutschsprachigen Raum ist Le Clezio bisher noch wenig verbreitet. Erschienen sind von ihm etwa "Ein Ort fernab der Welt" und "Revolutionen". Zuletzt erschien von ihm auf Deutsch seine autobiografische Vatersuche "Der Afrikaner".

Erste Meldungen und kurze Informationen über Le Clezio finden sich bei Spiegel Online, der taz und in der SZ. Erste Reaktionen fallen verhalten aus. Literaturkritikerin Sigrid Löffler sprach im MDR von einer "einigermaßen bizarren Wahl". Für sie zeichnen sich Le Clezios Romane vor allem durch "Monotonie und Langweiligkeit" aus. Die FAZ nennt den Romancier einen "europäischen Außenseiter" und deutet an, dass es auch seine zivilisationskritische Ausrichtung gewesen sein könnte, die der Schwedischen Akademie so gut gefallen hat.

Vergangene Woche hatte der ständige Sekretär, Horace Engdahl, die amerikanische Literatur insgesamt als zweitrangig deklassiert und klargemacht, dass er die europäische Literatur für die führende in der Welt hält. (was ihm unter anderem die NZZ als eurozentristisch ausgelegt hat). Klar, dass die ewigen Anwärter Philip Roth, Thomas Pynchon und Don DeLillo auch dieses Mal leer ausgingen.

Frankreich dagegen ist höchst erfreut: Liberation lobt Le Clezio als "Romancier der Einsamkeit und des Umherschweifens", Präsident Nicolas Sarkozy ist begeistert: "Als Weltreisender verkörpert er in einer globalisierten Welt die Ausstrahlung Frankreichs, seiner Kultur und seiner Werte und macht der Frankophonie alle Ehre", heißt es aus dem Elysee.

Charlotte Hauswedell