Magazinrundschau - Archiv

SZ-Magazin

7 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 25.11.2014 - SZ-Magazin

Der Fall Gurlitt hat das in Deutschland lange stiefmütterlich behandelte Thema Raubkunst mit Ausrufezeichen auf die Tagesordnung gesetzt. Eine eigens eingerichtete Taskforce soll nun die Provenienzen der Gemälde ermitteln. Was aber kann man tun, wenn sich im eigenen Familienbesitz Raubkunst befindet? Im SZ-Magazin erzählen vier Personen von ihren Versuchen, die rechtmäßigen Besitzer ausfindig zu machen und die Werke zu restituieren. Darunter der Politikwissenschaftler Sebastian Neubauer, dem von seinem Großvater Gustave Dorés Gemälde "Die spanische Tänzerin" vererbt wurde: "Ich habe auch bei Lost Art angerufen, weil ich dachte, dass die alles tun würden, um den rechtmäßigen Besitzer zu finden. Aber eine nette Mitarbeiterin meinte, wenn sich jetzt ein paar Jahre lang niemand meldet, na, dann könne ich ja froh sein und das Bild behalten. Da denkt man sich: Was wollt ihr eigentlich? Ich möchte dieses Bild nicht. Ich möchte es endlich loswerden. Aber Lost Art, Kultusministerium, Pariser Museen, jüdische Museen, Kunsthistoriker: Überall werde ich nur weiterverwiesen. Es gibt in diesem Land offensichtlich keinen Ansprechpartner und keine institutionelle Unterstützung für die private Restitution von Raubkunst."

Magazinrundschau vom 16.05.2014 - SZ-Magazin

Die Journalistin Xifan Yang kam als Fünfjährige aus China nach Deutschland, ging in Freiburg zur Schule, studierte in München und lebt seit 2011 in Shanghai. Für das SZ-Magazin fuhr sie mit einer chinesischen Reisegruppe durch Deutschland und lernte das Land dabei aus einer neuen Perspektive kennen: ""Moderne Häuser, wie wir sie von zu Hause kennen, werdet ihr hier natürlich kaum sehen. Ihr müsst berücksichtigen: Berlin hat gerade mal 3,5 Millionen Einwohner", referiert der Reiseleiter... Aus materiellen Gütern mache sich das Volk nicht viel, dafür liebe es lange Urlaube, Autofahrer hupten nur selten ("Das ist hier wie schimpfen"). Außerdem seien Deutsche außergewöhnlich erfindungsreich, wie die Zahl der Patente und Nobelpreisträger beweise: "Aber sie sind sehr langsam im Kopfrechnen. Nehmt es bitte mit Geduld, wenn es an der Supermarktkasse länger dauert." Besonders auf zwei Dinge möchte Herr Yang uns vorbereiten: "Freies WLAN gibt es so gut wie nirgendwo" - kollektives "Ooooh" - und das Essen, "ich sag"s mal so: Da sind Deutsche eher schlicht. Ihr solltet für die nächsten Tage eure Ansprüche herunterschrauben." Bis auf wenige Ausnahmen stehen ausschließlich China-Restaurants auf dem Reiseplan."

Magazinrundschau vom 19.04.2014 - SZ-Magazin

Christoph Cadenbach sucht für eine Reportage des SZ Magazins nach den Personen, die 2004 auf den Skandalfotos aus Abu Ghraib zu sehen waren - Täter und Opfer. Zum Beispiel Janis Karpinski, damals Kommandierende von Abu Ghraib "und damit verantwortlich für den Skandal. So stand es auch im offiziellen Bericht des Militärs, in dem ihr "schwacher Führungsstil" vorgeworfen wird: Karpinski habe sich nicht dafür interessiert, ob sich ihre Soldaten an die Regeln und Prinzipien der Armee halten. ... "Sie brauchten einen Sündenbock", sagt Karpinski im Bahnhofsrestaurant. Sie trägt einen flauschigen weißen Wollpullover, Lippenstift, die Haare hat sie noch immer fest zu einem Pferdeschwanz gebunden, ansonsten wirkt die 60-Jährige gar nicht mehr streng, eher aufgebracht. Sie spricht so laut, dass die Gäste an den Nachbartischen sich umdrehen."
Stichwörter: Abu Ghraib, Sündenbock

Magazinrundschau vom 21.03.2014 - SZ-Magazin

Am Sonntag eröffnet im Münchner Haus der Kunst eine große Ausstellung des amerikanischen Videokünstlers Matthew Barney, am Abend wird sein neuer Monumentalfilm "River of Fundament" (Laufzeit mit Pausen: sechs Stunden) in der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt. Im SZ-Magazin gibt Barney Tobias Haberl eines seiner seltenen Interviews und gewährt Einblick in sein Arbeitsprozess: "Ein Muskel wächst durch Widerstand. Schöpfungskraft wächst durch Beschränkung. Ich bin in meiner Arbeit abhängig von Widerstand... Ich empfinde es als Befreiung und existenzielle Erfahrung, Kontrolle abzugeben, und zwar an das Werk, das ich selbst geschaffen habe. Man könnte sagen, ich arbeite an einem Organismus, der einer von mir festgelegten Logik folgt und sich ab einem gewissen Punkt selbstständig weiterentwickelt. Auf einmal richtet dieser Organismus Forderungen an mich, auf die ich reagieren muss, und zwar instinktiv. Dadurch entsteht ein Kampf, den ich auch verlieren kann, vielleicht sogar verlieren muss."

Magazinrundschau vom 14.03.2014 - SZ-Magazin

Vor einer Woche ließ Sibylle Lewitscharoff in einer Rede ihrem Abscheu vor künstlicher Befruchtung freien Lauf (mehr hier). Im SZ-Magazin berichtete wenig später die Embryologin Helena Angermaier, die das Verfahren der "Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion" (ICSI) mitentwickelt und auf diesem Weg rund 10 000 Kinder gezeugt hat, in einem Interview mit dem Autor Andreas Bernard von ihrer Arbeit. Dabei bekennt Angermaier, dass sie die fehlende Langzeiterfahrung durchaus beunruhigt: "Ich bin ja kein Befruchtungsautomat, sondern ein Mensch mit Gedanken und Gefühlen, und ich frage mich immer noch oft: Was passiert eigentlich wirklich in der Eizelle, wenn ich in sie hineinsteche? Ich mische doch das ganze Zytoplasma durcheinander!" Trotzdem ist sie mit ihrer Lebensleistung im Reinen: "Tausende von Kindern im Labor zu zeugen ist mir einfach lieber, als ein einziges eigenes zu haben. Ich sage das zuweilen auch ganz offen: dass mir Kinder am sympathischsten vor dem fünften Lebenstag sind. Da kann ich sie in den Brutschrank stellen, und sie sind still. Wenn meine Patienten dann später mit ihren Neugeborenen in der Praxis vorbeischauen, freue ich mich natürlich schon, weil ich meinen beruflichen Erfolg in dem Moment ganz anschaulich vor mir sehe. Dann sage ich meinen Standardspruch: "Dich habe ich schon als Vierzeller gekannt", und diese Tatsache wird ihre Faszination nie verlieren."

Magazinrundschau vom 14.02.2014 - SZ-Magazin

Wes Anderson, dessen neuer Film "Grand Budapest Hotel" die Berlinale eröffnete, erzählt in einem sehr amüsanten Gespräch mit Sven Michaelsen von seinen persönlichen Vorlieben, Abneigungen und Erfahrungen mit Hotels: "Ich habe in Japan mal in einem Ryokan übernachtet. Zur Tradition dieser Gasthäuser gehört es, dass der Gast am späten Nachmittag eincheckt, ein ausführliches Bad nimmt und dann ein Abendessen mit vielen Gängen serviert bekommt. Bedauerlicherweise wusste ich von alldem nichts. Als wir abends um halb elf ankamen, hatten die Angestellten seit Stunden auf uns gewartet. Wir konnten also unmöglich Nein sagen. Was normalerweise dreieinhalb Stunden dauert, absolvierten wir in fünfundvierzig Minuten."

Magazinrundschau vom 23.07.2013 - SZ-Magazin

Absolut grauenhaft liest sich Michael Oberts Reportage über den Sinai und eine Geschichte, die nur sporadisch in den Medien kursiert. Flüchtlinge aus Afrika (meist Äthiopien oder Eritrea) werden von Beduinen systematisch gefoltert, um von ihren Familien Lösegelder freizupressen: "Von den rund 60.000 afrikanischen Migranten, die es nach Schätzungen der Tel Aviver Organisation Ärzte für Menschenrechte in den vergangenen Jahren illegal über die ägyptische Grenze nach Israel geschafft haben, sind bis zu 7000 in den Folterkammern der Beduinen misshandelt worden. Mehr als 4000 haben die Torturen nicht überlebt; ihre Leichen verrotten in der Wüste. Rund tausend Menschen sollen sich derzeit in den Fängen der Kidnapper befinden."
Stichwörter: Äthiopien, Eritrea, Tel Aviv