Vor wenigen Tagen starb mit
Petr Uhl eine wichtige Figur der tschechoslowakischen Dissidentenszene. Uhl war einer der
Erstunterzeichner der Charta 77, gründete zusammen mit Václav Havel das Menschenrechtskomitee VONS und saß unter den Kommunisten insgesamt neun Jahre im Gefängnis. Doch auch nach der Wende blieb Uhl ein hartnäckiger Kritiker der Verhältnisse. Der marxistisch geprägte "lebenslange Kämpfer für größere Gerechtigkeit" (
so Petr Fischer) der sich selbst zuletzt "Sozialist und grüngefärbter Linksliberaler" nannte, blieb überzeugt, dass man nach anderen politischen Möglichkeiten suchen müsse: durch
direkte Demokratie in Form von Referenden in grundlegenden Fragen (Ökologie, Geschlechtergleichheit) und auch durch
freie Bürgerversammlungen, die er aus der Dissidentenzeit kannte und für viel kreativer hielt als die eingeführte Organisation in den politischen Parteien. In den
Literární Noviny erinnert sich sein Weggefährte Jan Schneider an den Unbequemen: "Unter seinen Gegnern genoss er hohen Respekt, vielleicht sogar höheren als unter den 'Seinen', denn der Wert, den er hochhielt, war
die Solidarität, was gegen totalitäre Regimes aller Art die wirksamste Waffe ist, die aber letztlich beiden Seiten wehtut." Und so habe Uhl auch nach dem Regimewechsel alle gepiesackt, "er stritt sich mit Freunden, stritt sich mit Feinden, war manchmal bis zur Ungerechtigkeit gerecht, und oft war es mit ihm schwer auszuhalten, aber auf der anderen Seite waren wenige Begegnungen im Leben so wertvoll und inspirierend, so ergiebig und lehrreich, dass es das einfach wert war, sich immer wieder mit diesem Menschen zu treffen, der wohl niemanden kalt ließ, entweder weil er einem das Herz erwärmte oder die Galle hochkochen ließ."