Sie fotografierten ihre Texte ab oder stellten schlichte Siebdrucke her - die Verleger der verbotenen
Samizdat-Literatur in der kommunistischen Tschechoslowakei der 70er- und 80er-Jahre. Die literaturbegierigen Studenten wiederum tippten die Werke auf Schreibmaschine ab oder liehen sie sich über Nacht zum Lesen aus, bevor sie zum nächsten Interessenten weiterwanderten. Irena Jirků war eine von ihnen und hat in ihrer
Reportage für das Wochenmagazin
Ego der
Hospodarske noviny nach den
Verlegern von damals gesucht.
Aleš Lederer ist einer der wenigen, der noch einen Verlag besitzt -
Prostor - und erzählt, wie er damals über die Vermittlung des Exiltschechen Pavel Tigrid und der westdeutschen Botschaft ein
modernes Kopiergerät bekam: "Dadurch konnten wir die
Prostor-Revue in einer Auflage von 100 bis 200 Exemplare herausgeben und auf einem grafisch so professionellen Niveau, dass viele der Charta-Unterzeichner, denen wir die Zeitschrift lieferten, erst dachten, es handele sich um eine
Fälschung der Sicherheitspolizei." Die größere Verbreitung machte allerdings die Tarnung schwieriger: Das Kopiergerät wechselte ständig die (geheime) Adresse, und die ganze Familie samt Kindern musste beim Vervielfältigen mithelfen. In der zweiten Hälfte der 80er kam ein Computer dazu und Lederer begann, Hrabal und Kundera zu publizieren. Der Verleger Alexander Tomský wiederum publizierte seine Paperbacks im
Londoner Exil, zum Teil winzige Miniaturausgaben, die
in Waschmittelpackungen versteckt wurden. "Das war eine bewährte Schmuggelmethode. Das Problem war, dass man so kleine Bücher
mit der Lupe lesen musste. Aber das haben die Tschechen gern auf sich genommen." Die Amerikaner unter Reagan förderten damals jedes Buch, das Tomský in die ČSSR schicken konnte, und finanzierten auch die Reisekosten der Schmuggelkuriere. "Die Spesenrechnungen musste ich einem CIA-Agenten vorlegen, der jedes Jahr zur Kontrolle kam." Tomský kehrte sofort nach der Samtenen Revolution nach Prag zurück. "Mein Leben spiegelt ziemlich genau die Entwicklung des Buchmarkts wieder. Von 1985 bis etwa 2007 war ich reich. Dann kam der Bruch." Die enorme Bedeutung, die die Literatur für die Tschechen und Slowaken in Zeiten der Unterdrückung besessen habe, sei nun einmal unwiederbringlich vorbei. Aleš Lederer ist optimistischer, was die Lesefreude der Tschechen betrifft. Allerdings hat er auch
Elena Ferrante in seinem Programm…