In den japanischen Manga gibt es eine lange Tradition
schwuler Comics, die vor allem auch von einem weiblichen Publikum gelesen werden. Im Gegensatz zu diesen oft romantisch und melodramatisch verzärtelten Geschichten, geht es in
Gengoroh Tagames schwulen Sadomaso-Comics, die nun erstmals in einer
englischen Edition vorliegen, erheblich derber zur Sache,
schreibt Chris Randle, der zudem noch etwas historischen Background liefert: "Als stabile Identitäten sind Homo- und Heterosexualität ein Erbe der Moderne. Als das Meiji-Regime 1868 an die Macht kam und sich daran machte, die japanische Gesellschaft in einer bis dato ungesehenen Geschwindigkeit zu verändern, wurden Gewohnheiten, die westliche Besucher als 'degeneriert' oder 'rückständig' erachteten (wie etwa das Cross-Dressing),
abgedrängt. Schwule Ausdrucksweisen, einst in gewissen Formen akzeptiert, wurden pathologisiert und kriminalisiert. Folgt man Jim Reicherts Studie 'In the Company of Men', so galt
nanshoku (das Begehen zwischen Männern) in der vorangegangenen Edo-Periode als respektierte literarische Form. Die Standardbeziehungen darin weisen, ähnlich wie die Übergangsbeziehungen im alten Griechenland,
ausbeuterische Machtgefälle auf: Samurai und ihre jugendlichen Schüler oder Kabuki-Darsteller in Frauenkleidung und ihre urbanen Kunden. Obwohl die übliche
yaoi-Anordnung (Liebe zwischen Jungen) in
seme (dominante) und
uke (unterwürfige) Partner als Abkömmling davon plausibel ist, sind sie doch soweit gleichberechtigt geworden, dass ein Leser frei die Seiten - oder auch beide zugleich - wählen kann. Tagame wurde in Magazinen veröffentlicht, die sowohl
yaoi (Liebe zwischen Jungen) und
bara (Liebe zwischen Männern) bringen, und blendet beides ineinander. Vielleicht bietet er den Fans eine dornigere,
schwarz schimmernde Version dieses Rollenspiels."