Magazinrundschau - Archiv

El Pais

6 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 01.12.2020 - El Pais

Wylie as Wylie can - der berühmt berüchtigte in New York und London ansässige Literaturagent Andrew Wylie macht seinem Spitzenamen "der Schakal" einmal mehr alle Ehre: Der in Valencia beheimatete spanische Verlag Editorial Pre-Textos, seit mehr als vierzig Jahren eine der vornehmsten und kultiviertesten Adressen für die Publikation von Lyrik in der spanischsprachigen Welt, hat, über viele Jahre hin, Übersetzungen von sieben der elf Gedichtbände der frischgebackenen Nobelpreisträgerin Louise Glück veröffentlicht und damit wohl mehr als jeder andere Verlag außerhalb des angelsächsischen Sprachraums. Nun bekam Pre-Textos Post von der Agentur Wylie: die Übersetzungsrechte für Werke Louise Glücks werden ihm nicht verlängert; gleichzeitig bietet die Agentur sie hinter dem Rücken seiner bisherigen Verleger anderen spanischsprachigen Verlagen zur Veröffentlichung an - Kulturkapitalismus der deprimierendsten Art. El País hat mit einem Artikel auf den Vorgang aufmerksam gemacht, zugleich kursiert im Netz ein offener Brief an die Autorin - von der offenbar bislang keine eigene Stellungnahme zu erhalten war - und ihren Agenten. Die Verleger aus Valencia haben zu ihrer Freude inzwischen Solidaritätsbekundungen vieler ihrer spanischen Kollegen erhalten, denen Wylie die Rechte am Werk Louise Glücks angeboten hatte, die sie jedoch unter diesen Umständen ablehnten. Spannend wird zu verfolgen sein, ob sich dennoch ein spanischsprachiger Verlag finden wird, der sich auf den unschönen Deal einlässt.

Magazinrundschau vom 24.06.2019 - El Pais

Düstere Karibik: Die spanische Tagezeitung El País und das mittelamerikanische Internetjournalismusprojekt El Faro haben sich zusammengetan für eine großangelegte mehrteilige Reportage über die seit Neuestem ins Blickfeld geratende Südgrenze Mexikos, "die lateinamerikanische Trennungslinie, die täglich von den meisten Menschen überquert wird, wie überhaupt eine der meist überschrittenen Grenzen der Welt." Durch die jüngst getroffene Vereinbarung zwischen den USA und Mexiko könnte die von Donald Trump geplante große Mauer hier ihre eigentliche, entscheidende Verwirklichung erfahren. Im ersten Teil geht es um die drei "in unmittelbarer Nähe zu wichtigen Welttouristikzielen gelegenen Orte Xcalak, ein abgelegenes mexikanisches Dorf, das vom Kokain lebt, das das Meer hier an die Strände spült; um Blue Creek, menonitisches Wirtschaftszentrum in Belize, und den großen Handelshafen Puerto Barrios, den einzigen Atlantikzugang Guatemalas, wo unter anderem 5.000 Menschen von der United Fruit Company beschäftigt werden." Von den offiziellen Vertretern ist dabei allerdings erwartungsgemäß nicht allzu viel zu erfahren: "Die Leute in Ihrem Ort leben offensichtlich von der Suche nach Drogen am Strand und im Meer... - 'Ich weiß nicht, wovon Sie reden, dieses Thema fällt nicht in unsere Zuständigkeit', erwidert der Bürgermeister.'"

Magazinrundschau vom 24.03.2015 - El Pais

Wenn Zahlen sprechen könnten. Alejandro Bolaños informiert über neueste Entwicklungen in Spanien: "Die Investitionen ausländischer Unternehmen in spanische Firmen ist 2014 um 9,8 Prozent auf 17 Milliarden 626 Millionen Euro gestiegen, ein Anstieg, der sich vor allem dem gewachsenen Appetit amerikanischer Unternehmen verdankt, in Spanien Firmen zu erwerben, zu verstärken oder zu gründen. Nach Angaben des spanischen Wirtschaftsministeriums haben in den USA ansässige Firmen am meisten investiert (3 Milliarden 516 Millionen), gefolgt von Luxemburg (2 Milliarden 489 Millionen) und Großbritannien (1 Milliarde 667 Millionen). Deutschland investierte im selben Zeitraum 391 Millionen. "Man darf Investitionen nicht wegen ihres Ursprungs stigmatisieren. Luxemburg wird nicht als Steuerparadies angesehen, und Investitionen innerhalb der Europäischen Union lassen sich nicht begrenzen“, unterstrich der zuständige Staatssekretär bei der Frage nach den Investitionen aus Luxemburg, wo Unternehmen aus ganz Europa wegen der entgegenkommenden Haltung der Steuerbehörden ihren Sitz haben."

Magazinrundschau vom 14.03.2014 - El Pais

In Venezuela hat es seit Beginn der Proteste zwanzig Tote gegeben. Korruption auch hier. Ein großer Teil der venezolanischen Ölrente, erklärt Mario Vargas Llosa, "hat das Überleben von Kuba sichergestellt oder diente dazu, Regierungen wie die des nicaraguanischen Kommandanten Ortega, der Frau Kichner in Argentinien oder Evo Morales" in Bolivien zu subventionieren, die sich alle beeilten, ihre Solidarität mit dem Chavez-Nachfolger Nicolás Maduro zu zeigen und die Proteste der "faschistischen" Studenten Venezuelas zu verurteilen."

Magazinrundschau vom 26.02.2013 - El Pais

Der kolumbianische Autor Sergio Àlvarez erklärt im Interview mit Massimiliano Minocri, warum man seinen neuen Roman "35 Tote" durchaus auch als Manifest gegen den magischen Realismus verstehen kann, den er nicht mehr zeitgemäß findet: "Es ist so, dass diese literarische Bewegung, die einmal ausgezeichnet war, sich in eine Entschuldigung für alle Gräueltaten verwandelt hat. Sowohl in meinem Buch 'La lectora' als auch in '35 Tage' ist es mir wichtig zu zeigen, dass in Kolumbien schreckliche Dinge passieren. Aber es kommt immer jemand, der sagt, 'Ja klar, aber das ist doch das Land des magischen Realismus.' Meine Bücher zielen auf das Gegenteil ab. Sie zeigen die rohen Seiten, damit man sieht, dass diese schrecklichen Dinge nicht zu rechtfertigen sind. (...) Die Grausamkeiten in der Gesellschaft, von denen '35 Tote' erzählt, entsteht aus dem Unvermögen unseres Kontinents, seine sozialen und kulturellen Elemente in Übereinstimmung zu bringen. Wir wissen immer noch nicht wie weiß und wie westlich, wie indianisch und atavistisch oder wie schwarz wir sind."

Magazinrundschau vom 07.08.2012 - El Pais

Adrián González wurde 2008 Bürgermeister von Plasenzuela, eine ländlichen Gemeinde mit etwa 500 Einwohnern nahe der spanisch-portugiesischen Grenze. Er war noch keine Woche im Amt, als er einem Riesenbetrug auf die Schliche kam, berichtet (hier auf Englisch) Guillermo Abril. Gonzalez' Vorgänger hatte zehn Jahre lang EU- und Regierungsgelder erschlichen und Steuern unterschlagen. Die Schulden des Dorfes belaufen sich heute auf über vier Millionen Euro, rund 8000 Euro pro Einwohner: "Jeden Monat wurden etwa 70 Leute mit gefälschten Arbeitsverträgen ausgestattet und ins Sozialversicherungssystem eingetragen, erzählt González, darunter fünfzig marokkanische Arbeiter, die Plasenzuela nie betreten haben. Das Ziel war, genügend Angestellte zu haben, um Subventionen beantragen zu können. Die Sozialversicherungsbeiträge behielt das Rathaus ein. Über sie finden sich ebenso wenig Belege wie darüber, was mit den Subventionen geschehen ist oder mit den Mitteln für Dutzende Projekte, die nie existierten." Und deren Existenz offenbar auch nie kontrolliert worden war.
Stichwörter: Abril, Guillermo, El Pais