Heute in den Feuilletons

Schwere Laszivität auf einer Wolke

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
07.08.2008. Kafkas Pornos tapezieren das Sommerloch! Aber sie sind kulturell zu relevant, um richtig Porno zu sein, meint die Welt. Ähnlich sieht's die SZ. Die NZZ feiert die ungemein schöne Musik Salvatore Sciarrinos. Jungle World fragt: Was macht der UN-Menschenrechtsrat mit den Menschenrechten? Die Zeit gratuliert zahlreichen Popstars zum Fünfzigsten.

Welt, 07.08.2008

Ulrich Weinzierl greift die angeblichen Enthüllungen des britischen Autors James Hawes über Kafkas Pornos auf und kommentiert zunächst einmal nicht ohne Sarkasmus: "Wo Hawes recht hat, hat er recht. Wir sind erschüttert und empört. Doch zugleich froh: Endlich ist der literarische Säulenheilige vom Sockel gestürzt. Franz Kafka heißt die Sexual-Kanaille, wir dürfen ihn als unseresgleichen begrüßen - ein Schwein wie du und ich. Nun zeigt sich gottlob alles - sein Leben und Sterben und sein Schaffen - in neuem, sehr verdächtigem Licht." Um dann zu präzisieren, dass es sich bei den angeblichen Pornos um hochkulturelle Ware handelt: Die Texte stammen von Casanova und Rimbaud, die Illustrationen von Beardsley oder Rops. "Im Sinne viktorianischer Moral plädieren wir dafür, auch ihnen allesamt den postumen Prozess zu machen."

Weitere Artikel: Eckhard Fuhr macht sich Gedanken über die späte Nähe von Solschenizyn und Putin und die Trauerfeier, in deren Publikum "nicht die Intelletektuelle Elite, sondern Leute aus dem Volk" dominierten. In der Leitglosse berichtet Hendrik Werner verwundert über den internationalen Erfolg von Bernd Wagners Schnorrer-Stadtführer "Berlin für Arme". Sascha Krüger unterhält sich mit Donna Summer, die nach 17 Jahren wieder eine CD herausbringt. Matthias Heine hat das neue Stück von Ronald Harwood über Richard Strauss gelesen, mit dem der Autor an sein Erfolgsstück über Furtwängler anknüpfen will. Till-Reymer Stoldt unterhält sich mit Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime, der einen muslimischen Comedy-Preis zur Entspannung des interkulturellen Dialogs auslobt (aber merke: "Humor funktioniert auch ohne verletzenden Tabubruch.")

Auf der Filmseite wird unter anderem Sergej Bodrows Film "Der Mongole" besprochen.

Im politischen Teil unterhält sich Dorothea Siems mit dem Historiker Paul Nolte, der nicht so einfach an den Verlust der Mitte glauben will. Im Forums-Essay schreibt Thomas von der Osten-Sacken über die entstehende offene Gesellschaft in Irakisch-Kurdistan.

FR, 07.08.2008

Arno Widmann erinnert sich an seine Lektüre der nun in der Reihe "Suhrkamp 68" erschienenen Bücher von Marcuse, Fanon oder Handke - und an seine Erleichterung, als er erfuhr, dass er sich nur selbst befreien müsse, nicht aber das ganze Land revolutionieren. Harry Nutt erörtert mit dem Soziologen Rainer Paris ausführlich die Frage, ob Wolfgang Clement die SPD "verraten" hat. In Times mager gibt Elke Buhr bekannt, dass die Zeitschrift Schreibkraft zu ihrem zehnten Geburtstag ein Stipendium zum Bücherlesen vergibt. Daniel Kothenschulte unterhält sich mit dem israelischen Regisseur Dror Shaul über seinen Film "Sweet Mud" und die eigene Kindheit im Kibbuz.

Besprochen werden der Abschluss von Richard Siegals dreiteiliger "Stranger"-Choreografie in Frankfurt, ein Konzert von Andy Palacio in Frankfurt und Dennis Lees Melodram "Zurück im Sommer".

NZZ, 07.08.2008

Vergessen Sie Salzburgs Opern, meint Peter Hagmann, die werden immer belangloser. Viel aufregender ist das Konzertprogramm, das in diesem Jahr seinen Schwerpunkt auf den 1947 auf Sizilien geborenen Komponisten Salvatore Sciarrino legt: "Ungemein schöne Musik schreibt Sciarrino - das darf auch einmal und gleich zuerst festgehalten werden. Zu erleben war es etwa bei den Zwölf Madrigalen für sieben bis acht Stimmen, die 2007 im Auftrag der Salzburger Festspiele entstanden und die zur Eröffnung des 'Kontinents Sciarrino' durch die phänomenalen Neuen Vokalsolisten Stuttgart in der Salzburger Kollegienkirche uraufgeführt wurden. Textliche Grundlage bilden Haikus des japanischen Dichters Matsuo Basho aus dem 17. Jahrhundert, die in einfachen Worten Naturphänomene schildern. Alles andere als einfach ist aber die Musik, die Sciarrino dazu erfunden hat."

Die Ankündigung des britschen Forschers James Hawes, Kafkas Pornosammlung zu veröffentlichen (mehr hier), lässt Andreas Breitenstein ungerührt. Nur wer das "Schloss" und die "Verwandlung" nicht richtig gelesen habe, könne über Kafkas Hang zum Drastischen und Obszönen erstaunt sein: "Wohl ist zu begrüßen, dass Hawes die Existenz dieser Dinge öffentlich macht. Ob sie im Bilddetail ausgebreitet werden müssen, ist eine andere Frage. Hinzu kommt, dass die Sache mit dem Amethyst und den Opalen keineswegs unbekannt war (Kafka hatte sie zusammen mit Brod abonniert, weil sie so teuer waren). Der Kafka-Forscher Hartmut Binder, der das Material kennt, sieht darin auf Nachfrage keinen Skandalwert. Es könnte also sein, dass sich hier jemand auf der Basis eigener Prüderie in übersteigerter Weise echauffiert und wichtig macht."

In der Reihe "Perspektiven auf den Terrorismus" schreibt heute der amerikanische Terrorrismusexperte Bruce Hoffman, der den Krieg gegen den Terror für aussichtslos hält, solange er nur militärisch, nicht aber politisch und ideologisch geführt wird. Verschiedene kleinere Texte finden sich zu Solschenizyns Tod und Beerdigung, unter anderem Vignetten von Volker Braun und Richard Wagner. Besprochen wird Albert Sanchez Pinols Roman "Pandora im Kongo".

Auf der Filmseite porträtiert Bettina Spoerri den israelischen Filmemacher Amos Gitai, der in Locarno den Ehrenleoparden erhält. Thomas Binotto hat sich Jeff Nichols' Erstling "Shotgun Stories" angesehen.

FAZ, 07.08.2008

Niklas Maak schildert im Aufmacher den Fall eines einst in jüdischem Besitz befindlichen Liebermann-Gemäldes, das nun wieder aufgetaucht ist, und stellt fest, dass Museen immer häufiger mit der Restitution von Kunstwerken zögern: "Deutschland verpflichtete sich 1998 in der sogenannten 'Washingtoner Erklärung', aktiv nach Raubkunst in den öffentlichen Sammlungen zu suchen. Wie im Falle der Zwangsarbeiter-Entschädigung entstand damals ein - spät einsetzendes - Bewusstsein dafür, dass begangenes Unrecht nicht einfach mit dem Hinweis auf fehlende Rechtsgrundlagen für Entschädigungen vergessen werden kann. Doch mit der Zahl der Anfragen wächst in Auktionshäusern und Museen auch die Zahl der Gegner einer neuen Restitutionspolitik."

Weitere Artikel: Tobias Rüther staunt in der Leitglosse über immer doofere Äußerungen von Olympia-Funktionären zur Zensur bei den Spielen. Timo John begutachtet das von den Architekten Auer und Weber (dysfunktionale Flashadresse wie bei Architekten üblich) entworfene neue Versorgungszentrum des Klinikums Stuttgart (Bild). Auf der Forschungseite unterhält sich Julia Voss mit dem Darwin-Herausgeber Paul White. Und wir erfahren das Neueste über "Virophagen als Parasiten in Parasiten". Auf der Filmseite wird ein Kapitel aus den kommenden Memoiren Volker Schlöndorffs abgedruckt, das von den Dreharbeiten zu "Deutschland im Herbst" handelt.

Auf der letzten Seite greift Andreas Rossmann in den Streit um das umstrittene Projekt eines Jüdischen Museums in Köln ein. Die historischen Dokumente über den Rathausplatz seien keineswegs so rar gesät wie dargestellt, und unbebaut werde der Platz schon wegen der archäologischen Freilegungen nicht bleiben können. Fazit: "Ein Geklüngel nach dem historischen Vorbild, das die Preisträger ausbootet und einem Außenstehenden gestattet, sich bei ihren Entwürfen zu bedienen, um sie eklektisch zu etwas scheinbar Eigenem zu vermengen, aber kann sich die Stadt, auch wenn entsprechende Stimmen bereits laut werden, heute nicht mehr leisten." Jürg Altwegg porträtiert die französische Philosophin und Tierfreundin Elisabeth de Fontenay. Und Teresa Grenzmann verfolgte ein Salzburger Gespräch zwischen Hans Belting ("Florenz und Bagdad") und Orhan Pamuk ("Rot ist mein Name") über die Zentralspeskeptive

Besprochen werden Sergei Bodrovs Film "Der Mongole", eine Ausstellung des für seine orientlaischen Sujets bekannten Malers John Frederick Lewis in London und Konzerte des Welt-Symposions der Chormusik in Kopenhagen.

Weitere Medien, 07.08.2008

Udo Wolter berichtet in der Jungle World über ein Kidnapping des Menschenrechtsbegriffs durch islamische Länder im UNO-Menschenrechtsrat, der in hiesigen Medien noch kaum Beachtung gefunden habe (immerhin gibt es Pascal Bruckners Artikel "Boykottiert Durban 2" im Perlentaucher): "Die UNHRC-Vertreter der Organisation der islamischen Konferenz und ihre Unterstützer haben im Menschenrechtsrat eine ganze Reihe von Resolutionen wie etwa die zur 'Bekämpfung der Diffamierung von Religionen' durchgesetzt, die konkret einzig den Islam erwähnt und in der die 'Islamophobie' als besonders bekämpfenswertes Übel hervorgehoben wird." Wolter greift auch die EU und die deutsche Regieurng an: "Diese Passivität gerade auch der EU und Deutschlands kann nur als Komplizenschaft bei der Einschränkung grundlegender Menschenrechte gewertet werden."

"Bestürzung und Zweifel" empfindet Philipp Bernard in le Monde über den Bericht der ruandischen Mucyo-Kommission zum Genozid an den Tutsis: "Bestürzung, denn so sehr häufen sich die Berichte über die Beteiligung der französischen Soldaten bei der ethnischen Selektion, über Hilfe, die sie den Mördern zukommen ließen, über Ausschreitungen, bis hin zu Vergewaltigungen. Zweifel, denn wer die Zeugenaussagen der reuigen Völkermörder, die von ihren Siegern in einem traumatisiereten und autoritär regierten befragt werden, sind nicht zu verifizieren."

TAZ, 07.08.2008

Dietmar Kammerer fragt anlässlich von Sergei Bodrovs Film "Der Mongole", aus welchem Filmstoff eigentlich Herrscher gemacht sind. Sein Befund: "Westliche Regisseure geben einem verpatzten Familienroman die Schuld, Regisseure aus dem Osten bemühen hingegen die höhere Staatsräson."

Weitere Artikel: Zwischen kühlem Blick, Versöhnungsgeste und komödiantischem Furor sieht Cristina Nord derzeit im Kino das Boomthema Familie in Szene gesetzt. Jörg Sundermeier berichtet über Pläne von Vito von Eichborn, in einer neuen Reihe namens vitolibri 1000 vergriffene Bücher neu herauszugeben, in schöner Ausstattung und in limitierter Stückzahl von 1.000 Exemplaren.

Besprochen werden außerdem eine Ausstellung im Frankfurter Museum der Weltkulturen, die zeigt, wie Ernst Ludwig Kirchner von der Kultur Kameruns lernte, ohne das Drama ihrer Kolonialisierung zu reflektieren, sowie der Liebesfilm "Küss mich bitte!" von Emmanuel Mouret.

Auf der Tagesthemenseite liest Dominic Johnson den ruandischen Bericht über die angebliche französische Beteiligung Frankreichs am Genozid gegen Tutsis im Jahr 1994: "Die Verwicklung Frankreichs ist noch nie so deutlich dargestellt worden wie in diesem Bericht." Johnson zitiert auch Zeugen aus dem Bericht: " Als die französischen Soldaten am 23. Juni 1994 in Cyangugu landeten, wurden sie von den Mordmilizen als Freunde empfangen." Hier der aktuelle Bericht aus Le Monde über den Mucyo-Bericht.

Und hier Tom.

Zeit, 07.08.2008

Madonna, Prince und Michael Jackson werden fünfzig. DJ Hans Nieswandt nimmt dies zum Anlass für einige deprimierende Überlegungen zum Thema "Alt sein, gut drauf sein", wie er das auch in seinem Freundeskreis mitbekommt, zum Beispiel bei "Joachim, einem der vielen auf der Tanzfläche, der in seinen Dreißigern als Art Director sehr erfolgreich gewesen und später, an einem kritischen Punkt seiner Karriere, aus allen Ausbeutungszusammenhängen ausgestiegen war; nun fand er seine Erfüllung als freier Fotograf. Oder zu Sven, einem ehemaligen Deutschlehrer, der jetzt Trekkingtouren organisierte und sich gerade mit Joachim ein Luftgitarrenduell lieferte."

Zum Tod Alexander Solschenizyns weist Ulrich Greiner auf die Bedeutung des "Archipel Gulag", speziell in Frankreich und Italien, hin: "Hier liegt der Anfang vom Ende der Internationale." Der britische Historiker Orlando Figes betont ebenfalls die Sonderstellung des Buches: "Die Geschichte des Gulags finden Sie nicht in den Archiven. Was Sie dort finden, sind gefälschte und irreführende offizielle Zahlen und Vernehmungsprotokolle." Der Schriftsteller Erich Loest erinnert daran, dass "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch" in allen sozialistischen Ländern außer der DDR erschien.

Weiteres: Julia Gerlach porträtiert Achmed Mansur, al-Dschasiras Starmoderator, der nichts von distanzierter Berichterstattung hält. Besprochen werden eine Ausstellung zum Architekten Sep Ruf im Münchner Architekturmuseum sowie die Schau "Under Influence" im Kunsthaus Dresden. Claus Spahn sieht bei den Salzburger Festspielen das "Sängerschaulaufen immer hysterischere Züge" annehmen: Die allseits gepriesene Sopranistin Nino Machaidze in "Romeo et Juliette" habe ihre Sache ordentlich gemacht, "mehr nicht". Kann man hier selbst überprüfen:



Im Literaturteil erinnert sich Fritz J. Raddatz an seine Zeit beim Rowohlt-Verlag, der vor hundert Jahren gegründet wurde: "Ernst Rowohlt war ein querköpfiger Dickschädel, ein zartbesaitetes Nilpferd, das Ströme von Whisky durchschwamm und zuschnappte, wenn seine Funkelaugen Beute erspähten."

SZ, 07.08.2008

Kafka ein Heiliger? Burkhard Müller weist das entschieden zurück. Aber ein schmutziger Pornophiler sei er auch nicht gewesen, sondern ein künstlerischer! "Kafkas Magazine hießen Amethyst und Opale, und ihre Darstellung bei James Hawes ist durchaus unangemessen. 'Girls on girls' gebe es darin zu sehen, berichtet er, ja 'animals committing fellatio'. 'Quite unpleasant' seien diese Bilder - sagt entrüstet der, der bislang alleine über sie zu verfügen können behauptet, um die Neugier auf sein Buch anzufachen. Tatsächlich handelt es sich bei diesen beiden, von Franz Blei veröffentlichten und der Forschung wohlbekannten Magazinen um Privatpublikationen, die neben Bildern unbekleideter Frauen Arbeiten von Aubrey Beardsley und Felicien Rops enthielten sowie Texte von Jules Laforgue und Paul Verlaine. In den 'Opalen', die jährlich in einer Auflage von achthundert nummerierten Exemplaren erschienen, wurde Carl Einsteins 'Bebuquin' veröffentlicht, der erste deutsche expressionistische Roman überhaupt." (Hmmm, Beardsley fanden wir ja immer etwas überschätzt, aber Felicien Rops verleiht jedem Blatt echte Klasse! Wer seinen Porno gern künstlerisch mag, wird hier fündig.)

Berlusconi ein Heiliger? Würde Damian Dombrowski wahrscheinlich nicht mal im Traum behaupten. Wie er berichtet mag Berlusconi nur keine Brustwarzen neben seinem Kopf, darum hat er einen - reproduzierten - Tiepolo übermalen lassen. "Silvio Berlusconi persönlich hatte Ende Mai dafür gesorgt, dass der Pressesaal" des Palazzo Chigi "mit einem großflächigen Gemälde von Giambattista Tiepolo dekoriert wurde. Den Fond für die Pressekonferenzen der Regierung bildet seitdem 'Die Wahrheit, von der Zeit enthüllt'. Das Original befindet sich im Museo Civico von Vicenza; im Palazzo Chigi handelt es sich um eine Reproduktion. Die 'Wahrheit' räkelt sich, wie für Tiepolos Frauen üblich, in schwerer Laszivität auf einer Wolke. Natürlich ist sie, zumindest teilweise, entblößt, wie es sich mehr als für jede andere Tugend gehört. Und nun der Eklat: Das Band, das bis vor kurzem die Pracht ihrer Brüste betonte, ist per Übermalung nach oben zu einer Art Büstenhalter erweitert worden. (...) Immerhin: Die Brustwarze befand sich direkt neben dem Kopf des Ministerpräsidenten, wenn die Kameras auf ihn gerichtet waren."

Christian Kortmann gratuliert der Venus von Willendorf zum 100. Jahrestag ihrer Ausgrabung.

Hier die drei Schönen auf einen Blick:


Felicien Rops: Die heilige Theresa; Tiepolos "Wahrheit"; die Venus von Willendorf

Weitere Artikel: Das Arp-Museum bekommt mit Oliver Kornhoff einen neuen Direktor und vielleicht bald auch die Altmeister-Sammlung von Gustav Rau, berichtet Stefan Koldehoff in einem mit vielen Informationen gespickten Artikel. Sonja Zekri war beim Begräbnis von Alexander Solschenizyn: viele Politiker, viele Tschekisten, kaum Volk. Fritz Göttler meldet den Tod des Filmhistorikers Ulrich Kurowski. Youtube und das IOC haben sich darauf geeinigt, täglich eine Zusammenfassungen der Olympischen Spiele zu zeigen - allerdings nur in den Ländern, "in denen die Onlinerechte nicht im Besitz eines offiziellen Olympiasponsors sind" berichtet korc.

Auf der Medienseite berichtet Enver Robelli, wie gefährlich kroatische Journalisten leben, die über die Balkanmafia schreiben. "Zdenko Duka, Präsident des kroatischen Journalistenverbandes, kritisiert vor allem die Polizei- und Justizbehörden, welche die Auftraggeber der Angriffe auf Medienleute nicht ausfindig machten. Zudem, sagt Duka, werde es für unabhängige Journalisten in Kroatien zunehmend schwierig, über die Machenschaften von Politikern und umstrittenen Geschäftsleuten zu schreiben: 'Unsere Zeitungen sind nur noch eine farbige Verpackung für die Werbung großer Firmen.' Der kroatische Printmarkt wird zu 90 Prozent von der Europapress Holding, an der die deutsche WAZ-Gruppe mit 49 Prozent beteiligt ist, und von der österreichischen Styria Medien AG kontrolliert." Im russischen Inguschetien ist es auch nicht besser: Die Chefredakteurin der Seite ingushetiya.ru sucht in Europa Asyl, berichtet Sonja Zekri.

Besprochen werden Dror Shauls Film "Sweet Mud" (eine Abrechnung mit der Kibbuzbewegung, erklärt Martina Knoben), Rob Cohens Film "Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers", die britische Filmkomödie "Die Girls von St. Trinian" (mit Rupert Everett als "brutal britischer" Direktorin eines berühmt-berüchtigten Mädcheninternats, versichert Fritz Göttler), zwei Aufführungen des zeitgenössischen japanischen Theaters: Ong Keng Sens Tanzperformance "Asia Ai" in Yokohama und Akira Takayamas halbtägige Tour-Performance "Tokyo/Olympic" in Tokio, eine Retrospektive des Fotografen Theo Frey in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur und Bücher, darunter Wole Soyinkas Memoiren "Brich auf in früher Dämmerung" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).