Yassin Musharbash

Die neue Al-Qaida

Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerks
Cover: Die neue Al-Qaida
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2006
ISBN 9783462036671
Kartoniert, 300 Seiten, 8,95 EUR

Klappentext

Fünf Jahre nach dem 11. September 2001 ist al-Qaida schwieriger einzuschätzen als je zuvor. Das Netzwerk lernt ständig hinzu und verfügt mit dem Internet über ein so effektives Werkzeug wie keine andere Terrorgruppe vor ihm. Yassin Musharbash beschäftigt sich seit vielen Jahren mit al-Qaida und unterhält gute Kontakte zu Terror-Experten in der ganzen Welt. Al-Qaida ist professioneller geworden. Sie hat sich geöffnet: Im Internet wird offen über Ideologie und Strategie diskutiert, das Know-how für Anschläge steht zum Download bereit. Eine zentrale Lenkung findet kaum noch statt. Jeder kann im Namen al-Qaidas zur Tat schreiten, die Grenzen zwischen Kadern und Sympathisanten verschwimmen. Für die neuen Instant-Glaubenskrieger ist das World-Wide-Web Fernuniversität und virtuelles Trainingscamp in einem. Yassin Musharbash hat die Online-Aktivitäten der Dschihadisten beobachtet, mit Aktivisten gechattet und ihre Sympathisanten im Nahen Osten getroffen. Im Buch greift er auf seine Erfahrungen vor Ort und schwer zugängliche arabische Quellen zurück, die Antworten auf zahlreiche drängende Fragen geben: Wer oder was ist al-Qaida heute? Wie argumentiert die Bewegung? Wie sieht die Lebenswelt der jungen Anhänger aus? Ist der Irak das neue Afghanistan? Ist al-Qaida auf dem Weg zur Massenbewegung? Wie groß ist die Bedrohung für Deutschland? Kenntnisreich ordnet Musharbash die Dokumente ein, bewertet sie und zeigt uns, warum die Verwirklichung einer religiösen Utopie für die Terroristen zum obersten Ziel wurde. Der Westen schaut nur allzu oft auf jene Aussagen, die ihn selbst betreffen. Um das ganze Bild zu erhalten, ist es dagegen dringend nötig, auch die Sicht al-Qaidas auf die arabische Welt zu berücksichtigen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.09.2006

Sachkundig, aber auch fesselnd geschrieben ist Yassin Musharbashs Darstellung aus Sicht des Rezensenten Alexander Jürgs. Der Autor zeige, wie das Internet die Strukturen von Al-Qaida nach dem 11. September grundlegend verändert hat. Einerseits sei das Terrornetzwerk noch dezentraler und schwerer zu fokussieren, andererseits bestehe die Gefahr, dass sich durch die Internetpräsenz ganz neue Sympathisantengruppen bildeten. Die medientechnische Professionalisierung und eine Ästhetisierung der Bilder habe zu einer Art "Dschihad-Pop" mit Osama bin Laden als Ikone geführt, für den besonders Jugendliche empfänglich sind. Bin Laden selbst, referiert der Rezensent, sei allenfalls noch als "Ideengeber" relevant. Entscheidend für die Zukunft des Terrorismus sei für Yassin Musharbash, ob Al-Qaida weiterhin von der Mehrheit der muslimischen Bevölkerung Sympathie entgegengebracht werde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.09.2006

Yassin Musharbash' Studie über das Terrornetzwerk Al-Qaida hat Nicolas Richter rundum überzeugt. Er lobt das Buch des Arabisten als sachkundig und anschaulich. Besonders interessiert er sich für die Abschnitte über Al-Qaidas Nutzung des Internets als Instrument zur Verbreitung ihrer Ideologie. In diesem Zusammenhang bescheinigt er dem Autor, Einblicke in die Debatten der Islamisten im Internet zu bieten, die dem deutschen Leser normalerweise verschlossen bleiben. Deutlich wird für ihn die Entwicklung Al-Qaidas seit dem Einmarsch der US-Armee in Afghanistan von einer eher lokalen Organisation zu einem globalen Terrornetzwerk. Instruktiv erscheint ihm schließlich Musharbash' Analyse der Rolle des heutigen Irak für den islamistischen Terrorismus.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de