Wolfgang Prinz

Selbst im Spiegel

Die soziale Konstruktion von Subjektivität
Cover: Selbst im Spiegel
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518585948
Gebunden, 502 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Wie ist der menschliche Geist aufgebaut? Wie entsteht Subjektivität? Wie funktioniert Denken? Und was hat es mit dem ominösen freien Willen auf sich? Fragen wie diese beschäftigen seit jeher die Philosophie, aber auch die Psychologie. Wolfgang Prinz legt nun mit "Selbst im Spiegel" eine Theorie des Geistes vor, die den traditionellen kognitionspsychologischen Rahmen maßgeblich erweitert und zahlreiche Anknüpfungspunkte zur Philosophie, zu den Neurowissenschaften und zu den Sozialwissenschaften bietet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.12.2013

Kollektive oder Einzelseele? Für Hans Bernhard Schmid ist das nicht unbedingt die Frage. Er kann sich auch ein plurales Vertrautsein des Menschen mit sich selbst vorstellen, das vor aller Spiegelung des Selbst im andern Gegenüber liegt. Was der Psychologe Wolfgang Prinz in seinem Buch gleichsam von der Spitze der Forschung herunter über die Spiegelung als Urmechanismus der Seelenbildung zu sagen hat, findet er dennoch spannend und gut zu lesen. Kein Wunder, bietet ihm Prinz doch empirisches Material in Fülle und bringt den "konstruktivistischen Kollektivismus" nun auch gegen das philosophische "Rätsel der Subjektivität" in Stellung. Eben hier allerdings scheint der Rezensent nicht ganz überzeugt und möchte sich eine vor aller Spiegelung liegende "basale Ebene des Selbstseins" nicht ausreden lassen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.07.2013

Die These des Kognitionspsychologen Wolfgang Prinz in seinem Buch "Selbst im Spiegel" ließe sich etwa folgendermaßen zusammenfassen: unser Selbstbewusstsein und unsere Subjektivität sind keine unhintergehbaren Eigenschaften, die uns Menschen qua Geburt zur Verfügung stehen, sondern sie sind das Ergebnis eines Lernprozesses durch Beobachtung, Nachahmung - kurz: sie sind sozial gemacht, erklärt Manfred Frank. Das ist in den Psychologie zwar eine relativ wenig verbreitete Auffassung, weiß Frank, in der Philosophie ist sie aber spätestens seit Hegel prominent, ein paar mehr Winks in diese Richtung wären sicherlich angemessen gewesen, meint der Rezensent. Auch wenn für Frank bis zum Schluss die Frage offen bleibt, was in Prinz' Theorie denn jenes Ding ist, das beobachtet und nachahmt, und inwiefern sich dahinter nicht doch ein Selbstbewusstsein verbirgt, er findet dieses Buch fabelhaft gelungen und behält ihm einen leicht zugänglichen Platz im Regal vor.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.07.2013

Im Grunde ist die Position, die der Kognitionswissenschaftler Wolfgang Prinz in seinem Buch "Selbst im Spiegel" vertritt, keine neue, weiß Eva Weber-Guskar. Prinz ist ein Leugner der klassischen Willensfreiheit und setzt dem "Paradigma von Naturalismus und Individualismus" Kollektivismus und Konstruktivismus entgegen, kurz, die Subjektivität des Menschen entsteht ihm zufolge erst im sozialen Umgang mit anderen Menschen, erklärt die Rezensentin, als gelerntes So-tun-als-ob. In der Kulturpsychologie und Sozialphilosophie hat sich diese Sichtweise längst etabliert, und trotzdem ist Prinz' Buch ein wichtiger Beitrag, findet Weber-Guskar. Angesichts der gegenwärtigen Deutungshoheit naturwissenschaftlicher Disziplinen, sind Fürsprecher aus deren Reihen unumgänglich, um auf dem Radar des Allgemeinwissens aufzutauchen. Prinz ist also ein willkommener Überläufer, bekräftigt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.06.2013

Zum Schluss gibt der Autor der irritierten Rezensentin eine Beruhigungspille: Sogar der nicht selbstbestimmte soziale Mensch kann wirken, nämlich gegen das als falsch erkannte in der Gesllschaft. Zuvor jedoch hat Wolfgang Prinz Manuela Lenzen einen gehörigen Schrecken eingejagt mit seiner Idee von der Cloud, in die sich jeder einloggt, um zum sozialen Wesen zu werden, anstelle des individuellen Geistes. Prinz und seine auf das Spiegeln im je anderen basierende Kognitionstheorie verschaffen Lenzen so manche Verärgerung über sperrige Kunstwörter im Text, vor allem aber neue Einsichten zum bewussten Erleben, zum Weg vom Wollen zum Handeln oder zum Ursprung der Sprache. Die Cloud, so erläutert eine enthusiasmierte Rezensentin, macht uns fit für das soziale Miteinander und kollektive Erfahrung! Den sanften Schauer angesichts des eigenen Geistes, dem nicht über den Weg zu trauen ist, weil er sich alltagspsychologisch bei den Vorbildern anderer bedient, wird Lenzen ganz aber wohl nicht so schnell wieder los.
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