Walter Kempowski

Plankton

Ein kollektives Gedächtnis
Cover: Plankton
Albrecht Knaus Verlag, München 2014
ISBN 9783813505139
Gebunden, 832 Seiten, 49,99 EUR

Klappentext

Aus dem Nachlass herausgegeben von Simone Neteler. Das Sammeln und Bewahren von Erinnerungen war ein zentrales Motiv von Walter Kempowskis Arbeit. Fast 50 Jahre lang frönte er leidenschaftlich einer Tätigkeit, die er Plankton fischen nannte: Er stellte Menschen, denen er begegnete, unterschiedlichste Fragen nach ihrer Schulzeit, nach Begegnungen mit Prominenten, nach der ersten Liebe. Denn Kempowski war überzeugt, dass das, was dem Einzelnen widerfährt, exemplarisch ist für eine ganze Generation. Simone Neteler, Walter Kempowskis langjährige Mitarbeiterin, hat die Erinnerungssplitter nach den Vorgaben des 2007 verstorbenen Autors zusammengestellt. Das Ergebnis ist ein Urquell von Erinnerung, der Schlamm, aus dem sich das Echolot und die Chronik erheben (Walter Kempowski). So ist Plankton als Fundament des Kempowskischen Werks zu betrachten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.04.2014

Für Harry Nutt macht es Sinn, dass der Verlag das Buch im Internet fortschreiben lässt. Der Autor als kaum kenntlicher Initiator einer uferlos sich ausbreitenden Sammlung von Trivialitäten, die am Ende doch so etwas wie ein Werk ergeben, das den Zauber des Erzählten verströmt, mal zeitgeschichtlich relevant (in den alten Einträgen), mal als Feier mediengestützter Banalität. Nicht zu verkennen ist für Nutt dabei die formale Radikalität des Autors Kempowski. Anders als beim "Echolot", dessen methodische Verwandtschaft mit "Plankton" für Nutt außer Zweifel steht, scheint dem Rezensenten dieses Projekt doch sehr viel leichter als die Befragung zu Krieg und Nationalsozialismus. Literarischen Sog durch Rhythmus entwickelt es für den Rezensenten aber allemal.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.04.2014

Das prinzipiell endlose Gebrabbel in diesem Band stellt Gustav Seibt gegen Kempowskis Kunstwerke. Nein, mehr als Spielerei mag der Rezensent nicht erkennen in dieser auf einem eigens eingerichteten Internetportal zum Mitmachen aufrufenden Publikation. Zu gewöhnlich und unrührend der aus Kempowskis bei Müller und Schukze gesammelten Erinnerungen tönende deutsche Mittelstandston, zu selten die daraus resultierende Bedeutsamkeit, meint Seibt. Das Ungeformte stört den Rezensenten dabei weniger, denn Artistik kann er ja entdecken, doch mehr im Sinne von Musik, für persönliche Aneignung offen. Drum, rät Seibt, blättere der Leser lieber hier und da herum, schlafe mit dem Buch ein, aber suche nicht nach Befunden in Kempowskis "Installation".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.04.2014

Literatur oder nicht? Das ist für Edo Reents hier die Frage. Oder doch Plankton, Bodensatz. Mit Blick auf Walter Kempowskis Romane möchte Reents es Material nenne, das "literaturfähige" Rohgold, mit dem der Autor dann seine Texte baut. Hier nun also roh, als schwarmintelligentes Stimmengewirr zu begutachten und laut Rezensent durchzogen von so mancher abgründiger Miniatur, Tragikomik und scharfer Analyse. Ja, und auch von Banalitäten. Dass der Autor seine "einfachen Leute" immer einfach hat drauflosreden lassen über Eltern, Kindheit, Hitler, nimmt Reents ihm aber nicht ab. Da tönt doch mitunter Kempowskis norddeutscher Sound heraus, meint er.
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