Tim Staffel

Rauhfaser

Roman
Cover: Rauhfaser
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783596156573
Kartoniert, 222 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Die Werbetexterin Sonja beneidet ihren Freund Paul, den sie für einen Schriftsteller hält. Aber Paul schreibt nicht und weiß auch sonst nicht so recht, was tun. Er ist süchtig nach Fernsehbildern, die per Videobeamer über seine Rauhfasertapete flimmern. Dann bestimmt plötzlich eine anderes Bild Pauls Leben: Der 19-jährige David taucht am Fenster gegenüber auf, und Paul verliebt sich. Aber David lässt sich auf ein Verhältnis mit Sonja ein ...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.03.2003

In Tim Staffels neuem Roman geht es um Liebe, Beruf, Politik, Karriere und Kinder, erzählt Katharina Döbler, es treten der müßige Erbe, die Karrierefrau, ein böser Sensationsreporter und ein Ex-Liebhaber auf, und allen geht es gleich schlecht. Und alle kommen einem verdammt bekannt vor - na klar, aus dem Fernsehen. Es geht also um Medienkritik. Wenn Staffel nicht so gut schreiben könnte, meint Katharina Döbler, würde das wahrscheinlich nicht ansatzweise funktionieren. Weil er es aber kann, geht sein Roman voll und ganz auf, versichert Döbler, denn er kommt diesmal direkt aus dem "Herzen der Bestie".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.01.2003

Stephan Maus ist nicht so richtig begeistert von diesem "klassisch konstruierten Dreiecksroman" im zeitgeistigen Gewand. Zwar kann Tim Staffel nach Meinung des Rezensenten durchaus erzählen - doch bei aller Stilsicherheit findet Maus die Motivation des Erzählers recht fragwürdig: "Die Textoberfläche von 'Rauhfaser' ist einigermaßen dekorativ. Der thematische und psychologische Kleister darunter ist weniger überzeugend". Der Rezensent bemängelt, dass sich das Innenleben der Protagonisten oft nicht nachvollziehen lasse und schablonenhaft bleibe. Dazu kommt nach Meinung des Rezensenten das Problem, dass der Autor sich beim Erzählen zu einem Übermaß an Konstruktion hinreißen lässt: "Staffels Hang zu leitmotivischen Katastrophenverschränkungen bleibt zwanghaft" - so das leicht genervte Fazit des Rezensenten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.11.2002

Die Idylle, die auf den ersten Seiten zum Vorschein kommt, sei ein Trugschluss, versichert Rezensent Peter Michalzik - die Figuren zeigen schnell ihr wahres Gesicht: "Sie leiden an sich und an der Welt, an ihrer Liebesunfähigkeit, und den Verhältnissen, sie sind voll Sehnsucht, und auch daran leiden sie auch noch." Die Berliner Hauptpersonen des Berliner Autors seien, so Michalzik, "milieugenaue Abbilder" der jungen "Jahrtausendwende-Erwachsener" in Berlin. Die Ängste und Illusionen seien so echt, dass man sie nicht nur "herauslesen, sondern mitspüren" könne. Da der Autor mit seinen "desillusionierten" und "trashigen" Helden aus Berlin auf den Spuren seines "apokalyptischen" Erstlings "Terrordrom" wandere, läuft er in Michalziks Augen Gefahr, abgestempelt zu werden als Autor für "Berlin" und "Pop". Zu unrecht, wie der Rezensent findet. Denn die Stärken des Autors lägen in den Dialogen und dem trockenen Realismus. Man merke, dass er Dramatiker sei. Allerdings, warnt der Rezensent, müsse man bei der Lektüre auch den Kulturpessimismus des Autors schultern, was zur Folge hat, dass bei allen Lebensentwürfen, die in diesem Buch ausprobiert werden, von vornherein feststeht, dass sie scheitern.