Thomas Wolfe

Die Party bei den Jacks

Roman
Cover: Die Party bei den Jacks
Manesse Verlag, München 2011
ISBN 9783717522348
Gebunden, 352 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanne Höbel. Alles, was Rang und Namen hat, findet sich im Art-deco-Ambiente von Esther und Frederick Jack ein: sie eine gefeierte Broadway-Künstlerin, er ein aus Koblenz stammender Jude und Selfmade-Millionär. Die Roaring Twenties sind auf ihrem Höhepunkt angelangt, schon wirft die Große Depression ihre Schatten voraus. Doch vom drohenden Ende der Sause will man bei den Jacks noch lange nichts wissen... Mit seiner Innenansicht einer New Yorker Luxusadresse - von der Dachterrasse bis hinab in den Untergrund, von wo die Subway feine Vibrationen durchs Gebäude schickt - zeichnet Wolfe das Panoptikum einer faszinierenden Stadt und einer faszinierenden Epoche. Erstmals aud dem Amerikanischen übersetzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.07.2011

Ehrgeizig war das Unternehmen, das Thomas Wolfe mit diesem Roman einging. Ausdrücklich hat er sich an keinem Geringeren als Proust orientiert mit seiner Beschreibung des New Yorker Partylebens kurz vor dem Börsenkrach: die Jacks als Wolfes Verdurins. Als der Autor dann viel zu jung starb, blieb dieses Werk unvollendet zurück und wurde erst aus dem Nachlass 1995 veröffentlicht. Unfertig ist, was nun in deutscher Übersetzung vorliegt, zweifellos, wie Ulrich Rüdenauer feststellt. Aber "lesenswert" findet er es doch, wenngleich Proust dann doch noch einmal was anderes ist. Auch stilistisch: Im Vergleich mit dem "filigranen" Franzosen neigt Wolfe entschieden zum Überbordenden, der lieber ein Wort mehr als eins weniger hinschreibt. Dennoch ist, was er über die Atmosphäre der "Roaring Twenties" zu sagen hat, findet Rüdenauer, so aufschlussreich wie auch literarisch interessant.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.07.2011

Rezensentin Angela Schader feiert den Roman, den Thomas Wolfe in den 1930er Jahren unter dem Eindruck des Börsencrashs schrieb, als großartige "Entdeckung". Man sollte ihn, obwohl viele der handelnden Personen aus dem New Yorker Börsenmilieu namentlich bekannt sind, keinesfalls als schlichten Schlüsselroman unterschätzen, schreibt sie. Dagegen spricht in ihren Augen schon der Umstand, dass Wolfe das Datum der Party, von der hier erzählt wird und die tatsächlich stattgefunden hat, etwas verlegt, nämlich vor den Börsencrash von 1928. Kaleidoskopartig bietet Wolfe bei der Beschreibung eines einzigen Tages einen Blick in das Kultur- und Geistesleben der New Yorker Finanzgesellschaft beim Tanz am "Abgrund", setzt dabei seiner einstigen Geliebten in der Figur der Gastgeberin der Party ein zärtlich-bitteres Denkmal und wirft zwischendurch "atemberaubende" Blicke auf die Stadtlandschaft, preist Schader. Sie will nicht verhehlen, dass sie Wolfes Bemerkungen zur "jüdischen Finanzwelt und Intelligenz" mit den zeittypischen Klischees durchaus schwierig und unangenehm findet. Dennoch möchte sie deshalb nicht den ganzen Roman verurteilen, zumal sie deutlich Wolfes Ablehnung "dumpfer antisemitischer Vorurteile" zur Kenntnis nimmt. Dass der Roman ansonsten stilistisch so überzeugend ist, rechnet die Rezensentin nicht zuletzt auch der deutschen Übersetzung von Susanne Höbel an, die sie für diese "Glanzleistung" nachdrücklich lobt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.06.2011

Dies Buch aus dem Nachlass des einst als große Hoffnung der amerikanischen Literatur betrachteten, 1938 mit noch nicht vierzig an Tuberkulose verstorbenen Autors Thomas Wolfe erschien postum in englischer Sprache erst im Jahr 1995. Fertiggestellt hat er das Werk nicht mehr. Mehr als ein bloßes Fragment ist es dennoch. Einzelne Kapitel und Sequenzen findet Verena Lueken, auch wenn sie hier und da einen Zusammenhang vermisst, durchaus eindrucksvoll. In den Beschreibungen, von Ambiente, Figuren, Mobiliar und Gesellschaft besonders. Geschildert wird auf einer Party die bessere New Yorker Gesellschaft im Jahr 1928, also kurz vor dem Zusammenbruch, den die Depression bedeutet hat. Wolfe bezeichnet in einem im Nachwort zitierten Brief sich selbst halb ernst als "putter-inner", also als jemanden, der zum Dazutun sehr viel mehr als zum Weglassen neigt. Auch hier hat er, versteht man Lueken recht, vieles hineingetan, das noch heute lesenswert ist.
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