Thomas Glavinic

Unterwegs im Namen des Herrn

Cover: Unterwegs im Namen des Herrn
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446237391
Gebunden, 208 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Die Pilgerfahrt auf den Balkan soll eigentlich zur Erleuchtung führen. Doch die bleibt aus. Thomas Glavinic und der Fotograf Ingo stehen kurz vor dem Nervenzusammenbruch: Die vierzehnstündige Busfahrt nach Bosnien mit den kauzigen Mitreisenden war schlimm genug. Im Pilgerort Medjugorje landen die beiden in einer perfekten Abfertigungsmaschinerie für gläubige Touristen. Zermürbt von den endlosen Gebeten der Religionsanhänger, versuchen sie zu fliehen, doch schon bald wünschen sie sich, sie wären bei den Predigern geblieben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.09.2011

Franz Haas kann diesem neuen Buch von Thomas Glavinic rein gar nichts abgewinnen. Die Schilderung einer Pilgerreise von Wien ins bosnische Medjugorje nervt ihn nicht nur wegen der penetranten Egomanie des atheistischen Erzählers, der einige Ähnlichkeiten mit dem Autor aufweist, wie der Rezensent nicht vergisst mitzuteilen. Die Beobachtungen des in seinen Augen eilig zusammengeschusterten Reiseberichts, der unversehens zu einem Mafia-Abenteuer wird, hätten vielleicht für einen Zeitungsartikel gereicht, auf Buchlänge aufgeblasen kann es seinen verärgert wirkenden Leser Haas nicht fesseln. Sprachlich unambitioniert, jede Menge Balkan-Klischees aufrufend und dazu noch vollkommen uninteressante Infos aufbietend von der Art "Ich schreibe meiner Frau eine SMS", verstimmt das Buch den Rezensenten nachhaltig. Nicht zum ersten Mal gewinnt Haas den Eindruck, dass der mengenmäßig extrem produktive Glavinic, der ihn allerdings zuletzt 2006 mit seinem Roman "Die Arbeit der Nacht" wirklich überzeugte, jetzt mal eine Bücherpause einlegen sollte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.09.2011

Oliver Jungen hatte seinen Spaß mit diesem Buch - dessen Genre so leicht nicht zu ergründen ist -, mehr aber auch nicht. Soll heißen: Er findet des Erzählers (er heißt Thomas Glavinic) Pilgerfahrt ins jungfrauenerscheinungsfreudige Medjugorje in Bosnien-Herzegowina durchaus zwerchfellerschütternd komisch geschildert. Auch und erst recht in die Höllen-Abgründe, die sich danach beim Besuch eines üblen Militaristen auftun, folgt er ihm prinzipiell gerne. Die Dialoge werden als trefflich gelobt. Andererseits nervt ihn die Wiederholung manch witzigen Effekts. Der grundsätzlichste Einwand: Auf der Ebene der Handlung verbleibe das doch auf dem Niveau der bloßen "Parodie", die für Jungen insgesamt zu wenig "kreativ" ausfällt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.08.2011

Ein ungläubiger Thomas, den der Rezensent Rudolf Neumaier für mit dem Autor aufs Leichteste verwechselbar hält, begibt sich auf Pilgerfahrt. Mit dem Bus nach Medjugorje, wo einst, wie in Lourdes, einmal die Jungfrau erschien. Der Bus ist voll mit Fanatikern, die zu schildern der Erzähler auch im trunkensten und antidepressiv medikamentiert-vernebelten Zustand zur Freude des Rezensenten treffsicher hinkriegt. "Roh" kommen dem Pilgermann Thomas die wahren Gläubigen vor und er nimmt dann reißaus. Nur um vom Regen in die Traufe zu gelangen, zu einem Militärmann in Split. Das ist nun erst recht kein Spaß. Allerdings als Kniff der Erzählung nach Ansicht von Neumaier genau der richtige Trick. Erst in der Konfrontation des einen mit dem anderen ergebe sich nämlich eine insgesamt "ziemlich spektakuläre Geschichte".
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