Teju Cole

Jeder Tag gehört dem Dieb

Cover: Jeder Tag gehört dem Dieb
Hanser Berlin, Berlin 2015
ISBN 9783446247727
Gebunden, 176 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Christine Richter-Nilsson. Ein junger Mann kehrt nach einigen Jahren in Amerika heim nach Lagos in Nigeria, an den Ort seiner Kindheit, den er vor vielen Jahren verlassen hat. Er kommt bei Verwandten unter, trifft alte Freunde, lässt sich durch die Straßen treiben. Lagos ist anstrengend und korrupt, Verheißung und Zumutung in einem, voller Geschichten von spiritueller Größe und Verkommenheit. Jede Nacht ist ein vergeblicher Versuch, Ruhe zu finden. Und jeder Tag ein Spiegel, in dem er sich selbst immer klarer sieht. Soll er bleiben oder fliehen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.07.2015

Als Suchbewegung zwischen journalistischer Reportage und Poesie versteht Martin Zähringer Teju Coles erstes Buch, eine lose gefügte Ansammlung von Skizzen über Lagos, Nigeria. Die vom Autor nachträglich vorgenommene Fiktionalisierung eines Reiseblogs scheint ihm subtil, die Schärfe des Autorenblicks jedoch immer bestechend. So, wenn Cole Korruption und Gewalt in seiner Jugendheimat beschreibt und seine eigene Empathie auf die Probe stellt. Dass es dem Amerikaner Cole gelingt, die westliche Normperspektive gegen einen zwischen den Kulturen hin und herschweifenden Blick zu tauschen, scheint Zähringer verdienstvoll.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.03.2015

Auch wenn es so vermarktet wird: Keineswegs handelt es sich bei diesem Buch um einen Nachfolger des verdienten Bestsellers "Open City", geschweige denn, trotz entsprechender Gattungszuschreibung, tatsächlich in aller Eindeutigkeit um einen Roman, klärt Rezensent Ekkehard Knörer auf. Vielmehr werden hier Teju Coles frühere, in Nigeria, von der Weltöffentlichkeit allerdings unbemerkt, bereits 2007 in Buchform veröffentlichten Blogeinträge in Übersetzung nachgereicht. Entsprechend geht es eher um lose Eindrücke, die sich dem Autor nach der Rückkehr aus den USA in seine nigerianische Heimat aufdrängten, und weniger um eine epische Konstruktion. Die im Buch eingestreuten Fotografien, die Cole, nicht dem Erzähler zugeschrieben werden und mal illustrierend, mal rätselhaft den Text begleiten, veruneindeutigen die Sache und ihren Charakter zudem. Was dem Vergnügen an diesem eher als Reisebericht einzuschätzenden Buch alles in allem allerdings keinerlei Abbruch tut, führt der Kritiker weiter aus. Mit "sachlicher Zartheit" skizziere Cole hier das Gewahrwerden einer intellektuellen Entfremdung: Nach seinem Studium in den USA und die damit einhergehende Verwestlichung seiner Weltsicht führt für ihn, wohl auch zum eigenen Befremden, kein Weg mehr zurück in die nigerianische Mentalität.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2015

Für ein wahres Kunststück hält Jan Wilm dieses Buch von Teju Cole. Zwar versucht sich der Rezensent auf ziemlich umständliche Weise zu erklären, dass die Blogsammlung in Nigeria bereits 2007 erschienen ist, also lange vor dem Erfolg von "Open City", doch die Begeisterung des Literaturwissenschaftlers für das Buch ist spürbar: Fasziniert folgt er dem Erzähler nach Lagos, streift mit ihm durch die Stadt und über ihre Märkte, erlebt Korruption und Gewalt von Polizei und Verbrecherbanden gleichermaßen. Gar nicht sattlesen kann er sich an den klugen Sätzen und reflektierten Beobachtungen. Coles Gespür für Stimmungen nimmt ihn dabei ebenso ein wie seine Perspektive des sanften Schmerzes und die Fähigkeit, Magie und Wahrhaftigkeit zu verbinden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.02.2015

Bei Teju Coles "Jeder Tag gehört dem Dieb" handelt es sich eigentlich um das Debüt des Autors, stellt Marie-Sophie Adeoso klar, denn die gesammelten Blogeinträge, auf denen es basiert, sind in Nigeria bereits 2007 veröffentlicht worden. Und als Roman würde sie das Buch auch nicht unbedingt bezeichnen. Der nigerianisch-amerikanische Autor beschreibt darin ohne Handlungsbogen die Erlebnisse seiner Reise in die ehemalige Heimat, nach Lagos, diesen so schönen wie abstoßenden "Megacity-Moloch", der Cole zugleich, wie Adeoso berichtet, fasziniert wie auch ängstigt und hilflos macht: "Könnte ich mit der Wut umgehen, die Nigeria in mir auslöst?"

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.01.2015

Christopher Schmidt folgt dem Alter Ego des Autors mit nigerianischen Wurzeln zurück in die Heimat seiner Eltern. Teju Cole lässt seine Figur in diesem laut Schmidt etwas großspurig als Roman firmierenden Text nach Studien in den USA und Europa zurückkehren in ein befremdendes Land voller Korruption, mangelndem historischem und kulturellem Bewusstsein und wahnwitziger Geschichten um Betrug und alltägliche Katastrophen. Wie der Autor das Chaos von Lagos schildert, kühl, präzise, nicht anklagend, macht Schmidt Eindruck, auch wenn die Übersetzung zu wünschen übrig lässt, wie er findet.
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