Tahar Ben Jelloun

Eheglück

Roman
Cover: Eheglück
Berlin Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783827011671
Gebunden, 320 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christiane Kayser. Paris, 1986: Ein aufstrebender Maler verliebt sich Hals über Kopf in eine bildhübsche Studentin. Doch Familie und Freunde haben reichlich Argumente gegen eine Hochzeit mit Amina: Sie ist zu jung und auch zu schön, sie ist eine Berberin, hat nicht dieselbe Klasse. Der aus Fès stammende Maler wischt die Einwände beiseite: Er will seine wilden Jahre beenden und eine Familie gründen. Casablanca, 2000: Nach einem heftigen Ehestreit erleidet der inzwischen berühmt gewordene Maler einen schweren Schlaganfall, der ihn ans Krankenbett fesselt, lähmt und sprachlos macht. Die Schuld an seinem Zustand gibt er seiner Ehefrau: Ihrer Eifersucht, ihren Verdächtigungen und Verwünschungen. Heimlich verfasst er seine Version ihres so wenig haltbaren Eheglücks. Als Amina die Zeilen liest, hält sie dagegen und wir schauen mit anderen Augen auf die gleiche Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.04.2014

Lachen oder konsterniert abwenden?, das ist für Claudia Kramatschek die Frage nach der Lektüre von Tahar Ben Jellouns Roman. Das Buch hält sie in jedem Fall für misslungen, wiederholt es für sie nicht nur allerhand Klischees der Unvereinbarkeit von Berber- und urbaner Kultur, sondern lässt hinter einer laut Kramatschek eher fadenscheinigen Handlung auch jede Menge pompösen Bedeutungswillen erkennen. Das Schlimmste ist für die Rezensentin allerdings die ostentative Ungleichgewichtung der Stimmen, der weiblichen und der männlichen. Für Kramatschek ist die Sache klar. Die larmoyanten Klagen des Mannes im Buch und die rachsüchtige Stimme der Harpyie offenbaren ihr die Misogynie des Autors selbst. Der Roman wird so für sie zu ruchloser männlicher Selbstbeweihräucherung.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.03.2014

Die Orte in Tahar Ben Jellouns neuem Roman "Eheglück" mögen Paris oder Fes heißen, eigentlich spielt das Buch aber in einem ortlosen "Globalisierungs-Kitsch-Nirwana", das nur die Bühne für eine formale Spielerei liefert, meint Rezensent Helmut Böttiger. Ein erfolgreicher, hyperrealistischer Maler beginnt eine Beziehung mit einer Frau aus einem afrikanischen Dorf, die noch dazu eine Hexe ist und damit gänzlich zur Platzhalterin eines archaischen, magischen Prinzips wird, berichtet Böttiger. Es gibt den erwarteten Ehekrach, fasst der Rezensent knapp zusammen. Das formale Experiment: die erste Hälfte des Buches ist aus seiner, die zweite aus ihrer Sicht geschrieben, erklärt Böttiger - es erfolgt allerdings keine ernstliche Umkehrung der Perspektive, sondern nur eine tiefere Einsicht in die Boshaftigkeit der Frau, verrät der Rezensent ungehalten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.01.2014

Viel Mitleid hat Katharina Teutsch mit dem Berufsstand der Krankenschwester: Chronisch unterbezahlt, aber Gegenstand aller möglicher literarischer (Männer-)Fantasien, noch dazu oft der wattiertesten Art. So auch hier, in Tahar Ben Jellouns Roman über einen mondänen Künstler, der sich eine junge Frau vom Land zur Frau nimmt, die daraufhin auf Eskapaden verfällt, den Mann damit ins Krankenhaus bringt, wo eine gute Seele von Krankenschwester den siechen Künstler wieder auf Vordermann bringt. Und für solchen sentimentalen Kitsch hat die Kritikerin in ihrem prächtig spitzen Verriss nun wirklich gar nichts übrig. Ihre Diagnose: "Literarische Pflegestufe III" , zumal Ben Jelloun mit dem Auftritt der heilbringenden Pflegerin noch nicht einmal "deftige Schwesternprosa" zu Wege bringt, sondern seinen Protagonisten bloß ins Säuseln geraten lässt, auch wenn es am Ende doch noch - wie Teutsch zumindest durchscheinen lässt - zum Äußersten kommt. Ärgerlich findet die Rezensentin das alles auch deshalb, weil der Autor dem althergebrachten Topos von der Frau als Verderbnis und Erlösung für den Mann nichts Neues hinzuzufügen weiß, geschweige denn sich zu dieser literarischen Tradition - anders etwa als Martin Walser in seinem letzten, thematisch ähnlich gelegenem Roman "Die Inszenierung" - in ein Verhältnis setzt.
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