Stewart O'Nan

Emily, allein

Roman
Cover: Emily, allein
Rowohlt Verlag, Reinbek 2012
ISBN 9783498050399
Gebunden, 384 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. Emily Maxwell, eine Witwe, deren Kinder längst eigene Familien gegründet haben, führt ein ziemlich unspektakuläres Leben, allein mit ihrem Hund. Dann und wann trifft sie sich mit ihrer Schwägerin zum Essen, aber das ist es dann auch schon. Als die bei einem gemeinsamen Frühstück zusammenbricht, wird für Emily alles anders. Sie verbringt ganze Tage damit, Besuche ihrer Enkel aufwendig zu planen, sie kauft sich ein kleines Auto, lernt, die bislang noch nie erfahrene Unabhängigkeit in vollen Zügen zu genießen. Auf einmal offenbart ihr das Leben neue Möglichkeiten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2012

Nico Bleutge hält große Stücke auf Stewart O'Nans Fertigkeiten als "Erinnerungskünstlers", die er auch in seinem jüngsten Roman eindrucksvoll unter Beweis stellt, wie der Rezensent lobt. Wie er hier die Vergangenheit der bereits aus einem früheren Roman bekannten Emily - einer "veritablen älteren Dame", die Rabattmarken sammelt und einen strengen "Verzichts- und Tugendkanon" für sich entwickelt hat - mit der amerikanischen Gegenwart verknüpft, findet der Rezensent sehr gekonnt. O'Nan rückt ganz nahe an seine Figur heran, lässt sie durch das, was sie tut, sagt und denkt, lebendig werden und kann sich dadurch fast gänzlich Kommentaren enthalten, so Bleutge anerkennend. So entsteht eine meisterhaft dicht gesponnene Atmosphäre, was laut dem begeisterten Rezensenten nicht mal langweilig wird, wenn die Heldin Weihnachtskarten bastelt. Während Emily immer wieder von der Vergangenheit heimgesucht wird, lässt der amerikanische Autor ebenso eindringlich die Gegenwart lebendig werden und schafft so eine "Sammlung von Wahrnehmungsbildern", die Bleutge sehr beeindruckt hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.03.2012

Rezensent Jürgen Brocan schätzt Stewart O'Nan ohnehin für seine einfühlsamen Porträts von Menschen aus der amerikanischen Mittelschicht - mit der Erzählung um die achtzigjährige Emily Maxwell aus Pittsburgh ist ihm nun einer seiner besten und "reifsten" Romane gelungen, meint der Kritiker. In "Emily, allein" folgt er der eigenwilligen alten Frau ein Jahr lang durch ihren Alltag mit all seinen Sorgen, aber auch den Momenten des Glücks. So gerät jede Veränderung der bewährten Routine für Emily zum Abenteuer, das mal als Enttäuschung und Bedrohung wahrgenommen wird, zugleich aber auch als Herausforderung - etwa wenn Emily durch einen Schwächeanfall ihrer Schwägerin gezwungen wird, selbst wieder Auto zu fahren. Mit Vergnügen und Melancholie begleitet der Kritiker O'Nans "sympathische" Protagonistin zwischen kurzen Aufbrüchen und leisem Abschied und lobt insbesondere die Fähigkeit des Autors, auf Rührseligkeiten und abgenutzte Altersweisheiten zu verzichten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2012

Ganz alltägliche, weibliche Probleme sind in der Literatur nicht gerade gefragt, schon gar nicht aus der Sicht einer Achtzigjährigen, meint Rezensentin Daniela Strigl - und kann Stewart O'Nans neuen Roman "Emily, allein" dennoch aus voller Überzeugung empfehlen. Denn hier hat die Kritikerin nichts über das populäre Thema Liebe und Sex im Alter gelesen, sondern über die bei aller Profanität ergreifenden Abenteuer der achtzigjährigen Witwe Emily Maxwell, die mit ihrem Hund Rufus in einem Vorort von Pittsburgh lebt. Die Rezensentin begleitet die resolute und oft schwierige alte Dame bei ihren täglichen, immer mühsamer werdenden Ritualen, erlebt sie zwischen neu erwachender Lebenskraft, Alterssorgen und Familienkonflikten und freut sich, dass auch Figuren aus dem 2005 erschienenen Roman "Abschied von Chautauqua" hier erneut auftreten. Dem "einzigartigen Reiz" dieses bewegenden Romans kann man sich nicht entziehen, versichert die mitgerissene Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.02.2012

Was ist bloß das Geheimnis von Pittsburgh, dieser rundum gewöhnlichen, ja oft verregneten Stadt, dass Literaten immer wieder auf diese zu sprechen kommen, wundert sich Rezensentin Sabine Vogel eingangs noch bei der Lektüre von Stewart O'Nans neuem Roman. Er erzählt vom Lebensabend der Rentnerin Emily in Pittsburgh, dessen regulärer Ablauf höchst selten nur und dann folgenlos von Ereignissen abseits der Routine unterbrochen wird. Doch das Gewöhnliche hat hier offenbar Methode: "Total unspektakulär" ist das zwar, wägt die Rezensentin ab, man könnte das für öde halten, sogar für sprachlich banal, aber, ach, hingerissen ist sie dann doch von O'Nans unprätentiösem Stil und der "Beiläufigkeit", mit der ein friedliches Leben abseits großer Wellen anrührend literarisch nobilitiert werde.
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