Stefan Beuse

Die Nacht der Könige

Roman
Cover: Die Nacht der Könige
Piper Verlag, München 2002
ISBN 9783492044134
Gebunden, 224 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Eigentlich ist die Werbekampagne für Jakob Winter bloße Routine. Doch sein Auftraggeber Sebastian Korff verhält sich während des ersten Termins merkwürdig vertraulich, er scheint Winter zu kennen. Auch Korffs junge, schweigsame Assistentin Lilly irritiert ihn. Ihre Haare fallen ihr wirr und schwarz ins blasse Gesicht, und es kommt ihm vor, als beobachte sie ihn. Es geht eine Faszination von ihr aus, der sich Winter nicht entziehen kann. Als er den beiden abends in einem Restaurant wiederbegegnet, will Winter noch an einen Zufall glauben. Aber dann spielt Lilly ihm eine Videocassette zu...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.12.2002

Barbara von Becker verreißt dieses Buch nach Strich und Faden. Der Thriller, in dem die Hauptfigur durch mehrere merkwürdige Umstände mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert wird, habe außer "spleenigen Esoterikelementen" kaum etwas zu bieten. Der Autor, lästert die Rezensentin, wolle ständig Spannung erzeugen, hinterlasse aber nur den Eindruck "ärgerlicher Überdeutlichkeit". Sie schmettert ihm allerlei vernichtende Vergleiche entgegen: "Suspense à la Patricia Highsmith" suche der Leser vergebens; Für "Verrätselungen einer Geschichte, wie sie David Lynch in seinen Filmen betreibt", fehle dem Autor die Subtilität. Die Hauptfiguren des Romans seien nichts weiter als "Abziehbilder einer B-Picture-Show". Das Buch erinnert die Rezensentin eher an einen schlechten Film, in dem sich der Autor "seine dramaturgischen Mittel mit postmoderner Sorglosigkeit" herbei zappe. Vor allem aber zweifelt die Rezensentin an der erzählerischen Überzeugungskraft des Autors: Entweder verliefen Handlungen unverständlicherweise im Sand oder der Autor lege seine Fährten zu auffällig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.10.2002

Wirkte Stefan Beuses Romanerstling "Kometen" auf die Rezensentin zu patchworkmäßig und unverbunden, so leidet sein zweiter in ihren Augen "unter der Last der Zeichen", an Überkonstruktion. Kramatschek bedauert dies, denn sie ist der Meinung, dass Beuse in einer schlanken packenden Sprache erzählen kann, die sie trotz der ständigen literarischen Überblendungen bei "Die Nacht der Königin" in den Bann zieht. Dem Autor haben es das Spiel mit dem Unerklärlichen, die alogischen Verkettungen angetan, berichtet Kramatschek. Beuses Protagonist, Angestellter in einer Werbeagentur, gerät in eine Art Zeitloch, als er einen hochkarätigen Auftrag erhält, in dessen Folge die seltsamsten Dinge passieren und hochkommen. Eine erzählerische Schnitzeljagd, meint Kramatschek, die bis zum Ende offen lässt, wer Jäger und wer der Gejagte ist. Andeutungen, Anspielungen und Verschlingungen im Erzähllabyrinth gibt es viele, von Nietzsches Übermenschen bis zu Anleitungen für Manager- und Zeitgeistseminare, doch wirken die Erzählfäden so, als habe sich Beuse nicht wirklich für einen Strang entscheiden können, urteilt die Rezensenten. (Womit sie ihre Kritik am ersten Buch letztlich bekräftigt.)

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.07.2002

Ein Psychothriller aus der schönen neuen Arbeitswelt der Werbebranche. Dass so etwas aufregender wirken kann als es klingt, zeigt für Martin Lüdke "Die Nacht der Könige". Der Roman, erklärt er, geht in keiner einfachen Lesart auf, sondern eröffnet Deutungsmöglichkeiten "zwischen Spätromantik, brutalem Naturalismus und Stephen King". Die "satt und süffig" erzählte Handlung um einen vielversprechenden Werbeauftrag ist also nur scheinbar handfest. Am Ende, verspricht Lüdke, hinterlassen Totschlag, Mord Vergewaltigung und "der Psychoterror so genannter Selbsterfahrungsseminare" beim Leser jede Menge Irritationen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2002

Rezensent Michael Schmitt räumt zunächst auf mit Vorstellungen darüber, was dieses Buch sein könnte und empfiehlt es sich zu entspannen um den Roman einfach "von Anfang bis Ende" wegzuschmökern. Er schätzt das zeitgeistgewürzte, spannende Buch aus der Werbeagenturenwelt als beste Unterhaltung, und möchte an kleinen Schwächen gar nicht herumnörgeln. Sieben Tage dauert der "Horrortrip", der das wohlgestaltete und geordnete Leben eines Grafikers verunsichert bis zur Bodenlosigkeit, schreibt Schmitt. Die "Wiederkehr des Verdrängten" gestalte sich so unausweichlich wie mysteriös und bedrohlich. Auch das einigen Protagonisten, sowie Satanisten, nahestehende Motto "Tu was Du willst", ist in desperaten Situationen völliger Orientierungslosigkeit nur noch wenig hilfreich, wie Schmitt abschließend zu diesem "Königsdrama" bemerkt.
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