Simone Lappert

Wurfschatten

Roman
Cover: Wurfschatten
Metrolit Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783849300951
Gebunden, 207 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Ada ist jung, gerade mal 25 Jahre alt, aber sie hat nicht mehr lange zu leben, davon ist sie fest überzeugt. Nicht nur in ihren Träumen stirbt sie jede Nacht aufs Neue, auch tagsüber beherrscht sie diese Todesangst. Sie führt dazu, dass sie immer seltener ihre Wohnung verlässt und sich zunehmend isoliert - Freundschaften zerbrechen, ihre Karriere als Schauspielerin ist gefährdet. Um sie zu bändigen, unterhält sie ein Therapiezimmer. Dort bewahrt sie alle Ihre Ängste auf: von A wie Atomtod bis zu Z wie Zyste. Diese fragile Konstruktion gerät ins Wanken, als ihr Vermieter, der schon seit Monaten auf sein Geld warten muss, sie nicht wie angedroht vor die Tür, sondern ihr stattdessen einen Untermieter in die Wohnung setzt: Juri, seinen Enkel, der in die Stadt gekommen ist, um die Goldschmiedewerkstatt seines verstorbenen Vaters fortzuführen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.10.2014

Roman Bucheli zeigt sich sehr beeindruckt von Simone Lapperts Debütroman "Wurfschatten", in dem die Autorin einfühlsam und mit sanftem Humor eine "Biografie als Krankengeschichte" entwirft, so der Rezensent. Ihre Protagonistin Ada ist Mitte Zwanzig und wird von Daseinsängsten geplagt. Denen begegnet die junge Frau mit Reiseträumen - denn "meerwärts lag die Gewissheit", wie Bucheli zitiert -, außerdem hat sich Ada ein Selbsttherapie-Zimmer eingerichtet, mit lauter Bildern an der Wand, von Dingen, vor denen man sich fürchten kann und darf, von Krebs und Tod und Terror, doch natürlich zielen derlei Maßnahmen fehl, weiß der Rezensent. Erst als sie unerwartet einen Mitbewohner bekommt, Juri, der kurzerhand die Bilder abhängt, lässt die Autorin eine Art von Heilung einsetzen, verrät Bucheli. Das alles ließe sich leicht als modisches Buch über eine junge Generation verstehen, die einer unübersichtlichen Welt eine "Rebellion der Unentschlossenheit" entgegenwirft und Stillstand praktiziert - doch man verstünde es miss, warnt der Rezensent: ähnliche Ängste lauern vor und hinter jedem größeren Umbruch im Leben, und die lassen sich in keinem Alter sicher vermeiden, so Bucheli.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.10.2014

Wie schade, dass Simone Lappert in ihrem Debütroman "Wurfschatten" nicht auf ihre wahrscheinlich ursprüngliche Intention vertraut, findet Hannah Lühmann. Der Plot ist sauber, verrät die Rezensentin: die junge Schauspielerin Ada wird von einer existenziellen Angst geplagt, deren Ursprung die Autorin unbesetzt lässt, worin vorläufig die Stärke dieses Buches besteht, erklärt Lühmann. Dieser Wille zur Leerstelle erschöpft sich aber anscheinend in dieser eingängigen Intention, denn Lappert lässt sonst kaum eine Gelegenheit aus, den tieferen Sinn ihrer Bilder auszubuchstabieren, bedauert die Rezensentin. Schließlich konkretisiert die Autorin sogar noch das Wovor von Adas Angst, "alphabetisch geordnet von Attentat bis Zyste", zitiert Lühmann, die eine vertraute Furcht, sei sie auch vielgestaltig, der Angst vorziehen würde, die Ada wohl nur scheinbar umtrieb, da wisse man wenigstens, woran man sei.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.08.2014

Kein tiefenpsychologisches Drama, sondern die Innenschau einer depressiven jungen Frau hat Sophie Jung mit Simone Lapperts Roman "Wurfschatten" gelesen. Und das bedeutet, dass der Roman sich vor allem mit den Oberflächen des seelischen Kummers befasst, auch wenn es dem Buch an eindringlichen Momenten nicht mangelt. Wie diese junge Frau, Ada, dann wegen eines neuen Mitbewohners, in den sie sich nach Vorbehalten schließlich doch verliebt, aus ihrer Umdämmerung erwacht, findet die Rezensentin sogar sehr witzig zu lesen. Sie bescheinigt dem Buch, "ein schönes, in Sprache gefasstes Bilderalbum" zu sein, das sie weniger an eine Erkundung seelischer Tiefen, als vielmehr an die Filme der Mumblecore-Bewegung über junge, im Leben gestrandete Menschen erinnert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.08.2014

Dana Buchzik wird durch Simone Lapperts neuen Roman "Wurfschatten" einmal mehr bewusst, dass die gegenwärtige Literatur sich zunehmend ihres Reflektionsanspruchs entledigt. Man begnügt sich mit akribischen Milieustudien, bedauert die Rezensentin, aber als solche taugt Lapperts Buch immerhin vorzüglich, findet Buchzik, es liefert einen aktuellen "Bericht von der Front wohlhabender Kinder", die sich, wie einst Judith Hermanns Protagonistinnen, lieber mit sich und dem Stück Käse im Kühlschrank als mit dem Nahostkonflikt beschäftigen, so die Rezensentin. Die hypochondrische Ada ergeht sich also in ihren Ängsten von "A wie Attentat bis Z wie Zyste", nutzt ihren Mitbewohner nur als "Automat für psychologische Fragen und Antworten" und tut sonst herzlich wenig, fasst Buchzik zusammen, die mit dieser melancholischen-nervösen Protagonistin offensichtlich nichts anfangen kann.
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