Sarah Kirsch

Krähengeschwätz

Cover: Krähengeschwätz
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2010
ISBN 9783421044518
Gebunden, 175 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Sarah Kirschs Miniaturprosa schillert, leuchtet, glimmt mal traumgleich-elegisch, dann ironisch-kommentierend oder heiter. In "Krähengeschwätz" versammelt sie lyrische Nachrichten aus den Jahren 1985 bis 1987 - Jahre, in denen die Anfang der Achtziger aus der DDR ausgewanderte Autorin sich gesellschaftlich engagiert. Getragen von kritischem Zeitbewusstsein entfaltet ihre Prosa eine gebrochene Bukolik. Und zugleich ist ihre persönliche Chronik von der Natur durchtränkt: "Triefende Nebellaken, schwarz blühendes Feiertagsgras, Kniekehlenküsse und Zittern" werden abgelöst von den herbstlichen Stürmen, dann "pfeift der nächste Orkan aufm Schlüssel ums Haus, die Wolken zerreißen sich und die Bäume küssen die Erde".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.05.2010

Mit Begeisterung wirft Rezensentin Beatrice Eichmann-Leutenegger gemeinsam mit Sarah Kirsch einen Blick zurück in die Zeit zwischen März 1985 und Dezember 1987. Diese Lebensepisode nämlich verarbeitet die Autorin in ihrem neuen Tagebuchprosabändchen "Krähengeschwätz". Eigentlich sorgte sich Eichmann-Leutenegger, dass der provokanten Dichterin der Umzug von Berlin ins idyllisch-ländliche Schleswig-Holstein nicht sonderlich gut bekommen würde; ihre Prosaminiaturen beweisen jedoch das Gegenteil. "Luftig-leicht", unbekümmert und mit biologischem Fachwissen berichte Kirsch von ihrer Liebe zu Fauna und Flora und verwebe dies immer wieder mit einigen persänlichen Erinnerungen; dieses "mediative Einerlei" werde nur ab und zu durch einige politische Ereignisse unterbrochen: wenn es zum Beispiel um den "10. Schriftstellerkongress" im November 1987 ginge, könne Kirschs Ton durchaus auch schärfer ausfallen, bemerkt die Rezensentin. Abgesehen von einigen etwas albernen Wortspielen freut sich Eichmann-Leutenegger über ein "zauberhaftes" Buch, bestens geeignet für die "Aristokraten des höheren Müßiggangs", die in Momenten vollkommenen Glücks an die fernen Stimmen eines Hölderlins oder eines Goethes erinnert werden möchten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.04.2010

Glücklich angekommen auf dem Lande scheint die Dichterin dem Rezensenten. Friedmar Apel liest Sarah Kirschs Texte aus den 80ern (Barschels Badewanne kommt auch vor) mit Wohlwollen. Genug davon jedenfalls, um Kirsch in ihrer Idylle zwischen Esel und Schaf und Amsel nicht als Allerleirauh-Verschnitt zu sehen. Apel weiß, es geht immer auch um die "Freiheit der Wahrnehmung", ob Kirsch nun den Wilgänsen lauscht oder einem geltungssüchtigen Besucher. Naiv - mitunter, märchenhaft - auf jeden Fall, urteilt Apel.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.04.2010

Jürgen Verdofsky gratuliert der Dichterin zum 75. Geburtstag. Seine Besprechung fällt aber nicht extra milde aus, eher ehrlich bewegt angesichts der für ihn spürbaren, anhaltenden poetischen Schaffenskraft von Sarah Kirsch. Dass es in dem vorliegenden Band wieder deichidyllisch blökt und bellt, bunte Leichtigkeit des ländlichen Seins, kann Verdofsky verkraften. Schließlich findet er 14 Gedichte, verstreut unter den hier versammelten Prosa-Miniaturen, hört er die sichere, ironische Lästerzunge der Autorin noch immer deutlich heraus und nicht nur zwischen den Zeilen. Die Erinnerung an die Erinnerung findet er allerdings eben dort, wenn Kirsch die Jahre 1985 bis 1987 memoriert. Ihr genaues Sehen schätzt er, scheint es, in wirklich jedem Satz.