Salvador Espriu

Obra poetica

Das lyrische Werk. Katalanisch und Deutsch. 3 Bände
Cover: Obra poetica
Ammann Verlag, Zürich 2007
ISBN 9783250105060
Gebunden, 1440 Seiten, 89,90 EUR

Klappentext

Aus dem Katalanischen von Fritz Vogelsang. Die Gedichte Salvador Esprius sind keine esoterischen Feinzeichnungen, im Gegenteil, sie zeichnen sich durch Diesseitigkeit, durch poetische Durchdringung ihrer Gegenstände aus, durch den Blick des Dichters für das Alltägliche, zuweilen auch Handfeste, wobei er seinen Hintergrund stets deutlich macht: Er ist ein gebildeter Abendländer, der sich den Kulturen um sich herum keineswegs verschließt, vielmehr diese mit seinen Mitteln, mit seiner Neugier erforscht und zu ganz neuen Metaphern und Sinngebungen findet. Espriu ist mit diesem Werk, das wir in drei Bänden vorlegen, zu einem der Großen und Unverlierbaren des 20. Jahrhunderts zu zählen. Der Ammann Verlag bringt das lyrische Gesamtwerk des großen Katalanen erstmals in zweisprachiger Ausgabe und in der Übersetzung von Fritz Vogelgsang.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.06.2008

Der Katalane Salvador Espriu ist in seiner Heimat recht lange schon als bedeutender Lyriker anerkannt - eine Wirkungsgeschichte außerhalb Katalaniens und Spaniens existiert, wie Hans Ulrich Gumbrecht feststellt, bisher nicht. Dies könnte sich mit dieser Übersetzung vielleicht ändern, die gelungen und kompetent ist, wenngleich sich Fritz Vogelgsang gelegentlich etwas überflüssige Freiheiten nehme. Thematisch steht das Werk Esprius in Auseinandersetzung mit den theologischen Traditionen Katalaniens, d.h. einer eher "negativen" als gegenreformatorischen Theologie. Als "respektvoller Agnostiker" setzt sich der Dichter immer wieder mit der Frage nach dem Jenseits auseinander, schreibt über die "Mauer", die diese von der nächsten Welt trennt, eine Mauer, die auch das lyrische Ich selbst durchwandert. Berühmt wurde der dem Frankismus gegenüber stets kritisch eingestellte Espriu mit dem sechsten seiner Gedichtbände, der eine politische Lesart erlaubte. Die politischen Akzente, meint Gumbrecht, drängen sich heute nicht mehr auf - als metaphysischer Dichter, dem es freilich vor allem auf die "Freiheit der Assoziation", den "Ton der Wörter" und die "Konkretheit der Dinge" ankommt, aber ist Salvador Espriu nun endlich auch für die deutschen Leser zu entdecken.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2007

Andreas Dorschel fasst Salvador Esprius lyrisches Werk als Rettungsversuch der katalanischen Sprache auf, die unter Franco stark unterdrückt wurde, aber der Rezensent stellt klar, dass der katalanische Dichter damit keineswegs nationalistisch bewegt war. Die Gedichte erfordern aufmerksames Lesen und wollen nicht nur innerhalb eines Gedichts, sondern innerhalb der Zyklen im Zusammenhang rezipiert werden betont Dorschel, der von der überzeugenden Konsequenz der Verse fasziniert ist. Der Rezensent preist die Vielfalt der Klangfarben und Formen, die Espriu für sich in Anspruch nimmt, wobei Dorschel betont, dass die jeweilige Formstrenge keinesfalls den Fantasiereichtum des Lyrikers eindämmt. Wenn Dorschel auf die Übersetzung von Fritz Vogelgsang zu sprechen kommt, macht er zunächst unmissverständlich klar, welche überragenden Verdienste der Übersetzer um die katalanische und die spanische Literatur erworben hat. So ungern er deshalb meckern will, scheint ihm dann aber manches an Vogelgsangs Übertragungen ins Deutsche gegenüber dem knappen katalanischen Original ein wenig zu weitschweifig. Trotzdem preist er die Übersetzung insgesamt als gelungen und er dankt es vornehmlich Vogelsang, dass nun das Werk dieses beeindruckenden Dichters auch für ein deutschsprachiges Publikum greifbar ist.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2007

Rezensent Jan Wagner feiert die dunkle und kraftvolle Poesie des 1984 verstorbenen Katalanen Salvador Espriu, dessen "sorfältig kommentiertes" lyrisches Gesamtwerk der Ammann Verlag erstmals auf Deutsch zugänglich macht. Esprius Dichtung vereint eine außergewöhnliche Formen- und Bedeutungsvielfalt, die auf der griechischen Mythologie wie der jüdischen und arabischen Mystik gründet und den hohen pathetischen Ton der Klage ebenso wie die kurze ironische Sentenz oder die verspielte Ballade beherrscht, schreibt Wagner. Manchmal übertreibe es Espriu mit dem Pathos, aber er sei durchaus auch fähig zur Selbstironie. Insgesamt scheint Wagner die Lektüre inspirierend gefunden zu haben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2007

Rezensentin Angelika Maass freut sich nachdrücklich über das Erscheinen der zweisprachigen Ausgabe von Salvador Esprius lyrischem Werk und dankt es dem Verlag und dem Übersetzer mit lobenden Worten. Espriu wird spätestens seit seinem siebten Gedichtband 1960 als Nationaldichter Kataloniens gefeiert, wobei er in seinen Gedichten auch immer die Einheit des Landes beschworen hat, erklärt die Rezensentin. Sie warnt gleich eingangs, dass Espriu kein einfacher Lyriker sei und seinen Lesern einige Mühe und vor allem treue "Gefährtenschaft" abfordere. Für ihn sei ein Gedicht genauso Erkenntnisinstrument wie Mitteilungsform, erklärt Maas, die auf die politische Intention  vieler Gedichten hinweist. Daneben spiele der Herkunftsort der Eltern eine besondere Rolle. Einen zentralen Ort in seiner Dichtung nehme der Tod ein, teilt die Rezensentin mit. Es kann in Esprius Versen genauso zurückhaltend und schlicht zugehen wie pathetisch und gefühlsgeladen, so Maass, die von der Vielfalt in Form und Inhalt sehr beeindruckt scheint. Ein großes Lob gibt es auch für die "gigantische" Leistung des Übersetzers Fritz Vogelsang, der zudem im Anmerkungsapparat  die Lektüre dieser nicht einfachen Verse erleichtere.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2007

Rezensent Peter Hamm ist himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Denn einerseits ist er begeistert, dass das Werk dieses bedeutenden katalanischen Dichters nun endlich auf Deutsch vorliegt. Und auch die Editionsarbeit von Fritz Vogelgsang mit ihrem umfänglichen Anmerkungsaparat feiert er als Herkulestat, die er für ihre Brillanz und tiefe Werkkenntnis nicht genug rühmen kann. Wenn da nur nicht die Übersetzung selbst wäre. Nicht, dass der Rezensent kein Verständnis hätte, dass die einsilbigen katalanischen Worte nicht so leicht ins weit umständlichere Deutsch gebracht werden konnten. Aber bei manch "grausiger Wortschöpfung" durchzuckt Hamm doch tiefer Schmerz. Und auch andere Entgleisungen sind für ihn mehr als Schönheitsfehler. So machen ihm übertriebenes Poetisieren, umgangssprachliche Unwörter und prosaisch Plattes immer wieder sehr zu schaffen. Auch, weil so Salvador Esprius wunderbar lakonischer Ton, den Hamm "so hart, karg und arm" wie den spanischen Boden findet, für seinen Geschmack ins "Beliebige, Läppische" umgestimmt wird.
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