Sabine Pamperrien

Helmut Schmidt und der Scheißkrieg

Die Biografie 1918 bis 1945
Cover: Helmut Schmidt und der Scheißkrieg
Piper Verlag, München 2014
ISBN 9783492056779
Gebunden, 347 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Er kam von einer demokratischen Reformschule und musste acht lange Jahre in Uniformen des Hitler-Staates dienen. Niemand durfte wissen, dass er aus Sicht der Nazis ein "Vierteljude" war, und doch wurde er Offizier mit glänzenden Beurteilungen. Mit Hilfe des Privatarchivs von Helmut Schmidt und zahlreicher bisher unbekannter Quellen beleuchtet Sabine Pamperrien einen Lebensabschnitt, der bisher unerforscht blieb.
Die Tragik, pflichtbewusst und mit vollem Einsatz für die falsche Sache gekämpft zu haben, begleitet Helmut Schmidt noch heute. Doch auch wenn er immer vom "Scheißkrieg" spricht, so blieb er sein Leben lang vom Soldatischen fasziniert, waren Pflichterfüllung und Disziplin für ihn prägend. Aber was hat Helmut Schmidt wirklich gesehen und gewusst? Der Altkanzler selber gab der Autorin die Erlaubnis, seine Wehrmachtsakte und seine persönlichen Unterlagen auszuwerten. So erforscht Sabine Pamperrien Details, die bislang im Verborgenen blieben, sie erzählt, wie die Nazis nach dem Jungen aus der progressiven, demokratischen Lichtwark-Schule griffen oder wie der Abiturient zum vorzüglichen Soldaten und dekorierten Offizier in Hitlers Wehrmacht wurde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.12.2014

Stoff zum Streiten sieht Michael Wolffsohn in Sabine Pamperriens Studie zu dem Helmut Schmidt der Jahre 1918 bis 1945. Daran dass die Autorin akribisch und wissenschaftlich einwandfrei gearbeitet hat, hat er keinen Zweifel, auch ihre Quellen, Schmidts Wehrmachts-Personalakte, HIAG-Quellen aus dem Militärarchiv des Bundesarchivs, Dokumente der Lichtwarkschule und aus dem Privatarchiv Schmidts sowie dem Hamburger Staatsarchiv und Zeitzeugenberichte, scheinen ihm verlässlich. Dass Schmidt ein Nazi war, lässt sich für Wolffsohn trotz allem nicht sagen. Eine Differenz zwischen Schmidts Selbstaussagen zu seiner Zeit in der HJ und später einerseits und dem von der Autorin ausgewerteten Material andererseits kann der Rezensent zwar erkennen, die Interpretation dieser Differenz jedoch scheint ihm eine politische zu sein und zu bleiben.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.12.2014

Als absolut lesenswert und bereichernd bezeichnet Felix Röhm Sabine Pamperriens Biografie über Helmut Schmidt. Dass die Autorin den Blick schärft für den Soldaten Schmidts und seine Integration in den NS-Staat, durchaus auch für seinen Dissens, scheint ihm so bemerkenswert, weil das Buch damit für ihn über alles bisher von Schmidt wie von seinen Biografen Gesagte hinausgeht und das weitgehend von Schmidt geprägte Narrativ mittels neuer Quellen, etwa Schmidts Wehrmachtsakte, transzendiert. Durch ihre Genauigkeit und Differenziertheit überzeugt die Autorin den Rezensenten, etwa wenn sie Soldatenethos von Linientreue unterscheidet und sich moralischer Urteile enthält. Über die Erinnerungsverfertigung nach '45 lernt Röhm hier eine Menge, auch wenn der Schluss vom Kontext auf die Person hier und dort etwas zu direkt geschieht, wie der Rezensent zu bedenken gibt.