Rüdiger Safranski

Goethe

Das Kunstwerk des Lebens. Biografie
Cover: Goethe
Carl Hanser Verlag, München 2013
ISBN 9783446235816
Gebunden, 752 Seiten, 27,90 EUR

Klappentext

Das Goethe-Buch für unsere Zeit: Rüdiger Safranski nähert sich dem letzten Universalgenie aus den primären Quellen Werke, Briefe, Tagebücher, Gespräche, Aufzeichnungen von Zeitgenossen. So wird Goethe ungewohnt lebendig: Ein junger Mann aus gutem Hause, dem Studentenleben zugetan und dauerverliebt, wird Bestsellerautor, bekommt eine gutdotierte Stellung, dilettiert in Naturforschungen, flüchtet nach Italien, lebt in wilder Ehe und bei alledem schreibt er seine unvergesslichen Werke. Doch er wollte noch mehr: Das Leben selbst sollte zum Kunstwerk werden. Safranskis Buch macht uns zu Zeitgenossen dieses Menschen und schildert eindringlich, wie Goethe sich zu Goethe gemacht hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.12.2013

Der Autor hat seine Vorbehalte gegen Goethe. Das stellt Roman Bucheli fest, aber es schmälert nicht seine Lektürefreude. Im Gegenteil, so richtig brillant, ja fast wie ein Romancier erscheint ihm Rüdiger Safranski beim Niederschreiben dieser Lebensgeschichte doch in den Momenten, da er Fakten und Deutung dergestalt orchestriert, dass nicht nur aus dem Detail das große Ganze erkennbar wird, sondern auch ein Goethe, der immer wieder tragisch scheitert, bis er schließlich sein Dasein dem Schreiben widmet und es zum Kunstwerk veredelt. Dass Safranski dieser Kunstgriff zwanglos gelingt, ohne mutwillige Demontage, aber so, dass Goethe in Lebensgröße erscheint, scheint Bucheli erstaunlich. Die Wende zur unbedingten Kunst wieder dokumentiert der Autor laut Bucheli mit viel Sinn für die literaturhistorische Bedeutung ihrer einzelnen Etappen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.09.2013

Wie ein Lebensratgeber kommt Judith von Sternburg die neue Goethe-Biografie von Rüdiger Safranski bisweilen vor, aber warum auch nicht? Schließlich war der Dichter ja nicht nur ein Genie des Wortes, sondern auch des Lebens, weiß die Rezensentin und freut sich, es von Safranski hier nocheinmal so anschaulich dargestellt zu finden. Manche Aspekte des reichen Dichterlebens hat von Sternburg andernorts schon komplexer und ausführlicher gelesen, aber das sei nun einmal der Preis für den mit 750 Seiten vergleichsweise schmalen Umfang. Safranski ist für die Rezensentin ein "bis ins gelegentlich Sentenzenhafte hinein glänzender Stilist", in seinen brillanten Charakterisierungen fühlt sie sich hin und wieder gar an Goethesche Merksätze erinnert, wenn es etwa heißt, "Genie schützt nicht vor Lebensdilettantismus". Von Sternburg ist sich nicht sicher, ob die Welt wirklich noch eine Goethe-Biografie gebraucht hat, aber jetzt, wo diese vorliegt, kann sie sie nur allerwärmstens empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2013

Rezensent Lorenz Jäger ist sich sicher: Rüdiger Safranskis Goethe-Biografie "Das Kunstwerk des Lebens wird ein "Hausbuch der Gebildeten" werden. Gründe dafür gibt es genug, informiert der Kritiker: Auf äußerst angenehme Art und Weise stelle Safranski Goethes Idee der Lebenskunst dar, informiert Jäger, der hier lernt, wie Goethe die Fülle des Lebens nicht nur im Dichterischen verwirklichte, dabei aber stets die Sphären der Kunst und der pflichtgemäßen Verantwortung voneinander trennte. Lobend erwähnt der Rezensent auch Safranskis Entscheidung, weniger das "Urphänomen" Goethe zu beleuchten, als vielmehr die lebensgeschichtlichen Kontexte der Werke Goethes darzustellen und damit - auch über einige Diskretionsgrenzen hinweg - überraschende Einsichten zu gewähren. Zugleich muss Jäger enttäuscht feststellen, dass Safranski nicht nur einige bedeutende Aspekte zu oberflächlich behandelt, sondern auch gelegentlich ganz übersieht. Darüber hinaus kann sich der Kritiker nicht immer mit der "urbanen", teils allzu "phrasenhaften" Sprache des Biografen anfreunden.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.08.2013

Restlos begeistert zeigt sich Ijoma Mangold von Rüdiger Safranskis Goethe-Biografie. Der Autor, ohnehin seit langem als herausragender Porträtist profiliert, fügt "elegant, also süffig und zugleich präzise" Werk und Leben des großen Dichters zusammen, so der Rezensent, und dieses Werk und dieses Leben haben es nun einmal in sich. Umso dankbarer ist Mangold, dass Safranski nicht der reflexhaften Versuchung der letzten Jahrzehnte erliegt, Goethe als Klassiker zwanghaft demaskieren oder dekonstruieren zu müssen. Denn was an Goethe so ungemein beglückend ist, ist nun einmal die "Einheit des gelingenden Lebens".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.08.2013

Eberhard Geisler hätte sich vom alten Biografiehasen Rüdiger Safranski mehr erwartet, wenn dieser sich schon an Goethe wagt, den "Olympier der deutschen Literatur". Safranski hat sich dafür entschieden, dessen Leben und Wirken materialreich nachzuerzählen, und auch das ist ehrenwert, findet der Rezensent, aber viel Neues hat er vom Autor so nicht erfahren können. Goethe wollte sein Leben selbst als Kunstwerk gestalten? Schön und gut, meint der Rezensent, und weiter? Dieser Biografie fehlt dem Rezensenten die philosophische Eigenleistung, die er an Safranski eigentlich so schätzt. Warum begeisterte sich Goethe von allen Werken Calderóns ausgerechnet für dessen heidnischstes, die "Tochter der Luft"? Was sind die Geheimnisse, die Goethe in den "Wahlverwandtschaften" versteckt hat? Was ahnte der Goethe, den das lateinische Zitat "Nemo contra Deum nisi Deus ipse" - "Niemand wider Gott, wenn nicht Gott selbst", übersetzt Geisler - faszinierte? Solche oder ähnliche Fragen hätten den Rezensenten interessiert. Safranski stellt sie nicht, bedauert Geisler.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.08.2013

Mit einer ausführlichen und kenntnisreichen Besprechung würdigt Rezensent Gustav Seibt Rüdiger Safranskis neu erschienene Biografie "Goethe. Das Kunstwerk des Lebens". Der Kritiker preist die Vorzüge, die dieses Werk vor den zahlreichen Vorgängern auszeichnet - insbesondere lobt Seibt Safranskis Entscheidung, auch die überaus quellenreiche und häufig vernachlässigte Zeit nach 1805 zumindest im Ansatz zu berücksichtigen. Auch wenn sich der Rezensent einen stärkeren Einbezug von Goethes Briefen gewünscht hätte, kann er dieses faktisch "verlässliche" und klug angeordnete Buch vor allem Goethe-Anfängern empfehlen. Denn er liest hier nicht nur ein gelehrtes, zitatreiches und anschaulich dargestelltes Porträt des Dichters, der laut Seibt ein geradezu "exemplarisches" Leben geführt hat, sondern erhält auch interessante Einblicke in Goethes literarisches Werk, dessen Schönheit seiner Meinung bei Safranski allerdings ein wenig zu kurz kommt.
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