Roddy Doyle

Typisch irisch

Erzählungen
Cover: Typisch irisch
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446236318
Gebunden, 285 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann. Roddy Doyle erzählt in acht rasanten Geschichten vom neuen, multikulturellen Irland. Das einstige Auswanderungsland ist mit dem Wirtschaftsaufschwung der neunziger Jahre zum Magneten für Menschen aus aller Welt geworden. Doch das Miteinander in der neuen, von Immigration geprägten Gesellschaft gestaltet sich nicht immer reibungslos. Ein politisch korrekter Vater, der sich als Rassist entpuppt, und ein Kandidat aus Ghana, der beim "Irischheits-Test" mit 97 Prozent abschneidet: Doyles Buch spielt mit den Klischees über Länder und Völker, um sie provokant zu widerlegen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.09.2011

Wenn ein Buch schnell veraltet, zeugt das von seinem Wirklichkeitsgehalt, meint Hans-Peter Kunisch, dem dann aber doch die Erzählungen von Roddy Doyle am besten gefallen haben, in denen sich der irische Autor auf das Erfinden von Realität verlegt. Die Erzählungen des Bandes, 2006 für das Magazin Metro Eireann geschrieben und jetzt auf Deutsch erschienen, stammen aus einer Zeit, als die irische Wirtschaft boomte und in das vormals "weißeste Land der Welt" auch dunkelhäutige Menschen einwanderten, erfahren wir. Um dieses Zusammentreffen drehen sich dann auch alle Geschichten, in der von Doyle gewohnten unterhaltsamen und mäßig bissigen Manier, so der Rezensent durchaus eingenommen. Wenn er von Mobbing gegen einen schwarzen Schüler erzählt, findet Kunisch das allerdings nicht halb so fesselnd wie die viel verquertere Geschichte um einen Feldversuch der "wirtschaftsschädigenden Wirkung von Vorurteilen" von Schülern in einem irischen Kaufhaus, die ihn weit mehr beeindruckt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2011

Renate Wiggershaus berichtet sehr vergnügt von Roddy Doyles neuen Erzählungen, die in deutscher Erzählung mit vier Jahren Verspätung erscheinen, den Finanzcrash des Landes aber ganz gut überstanden haben. Die Geschichten drehen sich allesamt um die Frage, was "Typisch irisch" ist , denn mit dem Boom früherer Jahre kamen auch die Einwanderer. "The Deportees" zum Beispiel erzählt von Jimmy Rabbite, der fünfundzwanzig Jahre nach den Commitments eine eine Band gründen will, wieder Plakate klebt und eine bunte Truppe um sich schart: einen Drummer aus Moskau, eine Sängerin aus Spanien, die Gitarre kommt aus Afrika, das Akkordeon aus Rumänien. Wiggershaus mag Doyles humorvolle, menschenfreundliche Art und hat auch für die Übersetzung Renate Orth-Guthmanns nur Lob übrig.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.07.2011

Wie Roddy Doyle in seinen Erzählungen vom kleinen, feinen, in Wirklichkeit aber auch herzlich durchschnittlichen Einwanderungsland Irland berichtet, hat Judith von Sternburg gut gefallen. Sternburg schätzt den Optimismus des Humoristen Doyle, der sie wie auch seine Figuren vor reichlich bizarre Situationen stellt, um vom Rassismus gegen weiße Iren und den Stolz auf Kreisverkehre und echte irische Namen zu erzählen. Sternburg macht sich nichts vor: Das ist alles echt, meint sie. Nur das Happy End nimmt sie dem Autor nicht ab, oder jedenfalls nur als Ausgedachtes, als reine Poesie nämlich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.05.2011

Rezensent Jan Wiele hat seinen Spaß mit diesen neuen Erzählungen von Roddy Doyle. Erschienen sind sie ursprünglich im von zwei nigerianischen Journalisten in Dublin gegründeten Magazin "Metro Eireann". Daraus folgt einerseits eine Längennormierung: 800 Wörter für jede, das ist recht knapp. Zum anderen geht es tatsächlich viel um Ausländer, insbesondere Nigerianer in Dublin und Irland - und zwar in den Boomjahren, die nun schon wieder hinter dem Land liegen. Es wird also noch über die neue Beliebtheit Irlands diskutiert, sogar der "Commitments"-Held Jimmy Rabbitte tritt wieder auf, will sogar eine neue Band gründen, diesmal jedoch ohne Weiße. Die Enge des Raums, freut sich der Rezensent, kommt Doyle durchaus zugute. Seine Stärke seien Dialoge, überhaupt das "szenische" Schreiben: Das werde in diesem Band aufs Kurzweiligste ausgespielt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.04.2011

Sichtlich amüsiert hat sich Rezensent Frank Schäfer bei der Lektüre von Roddy Doyles neuem Buch "Typisch irisch". Dass diese kurzen Geschichten um den irischen Alltag von und mit Immigranten zunächst als Fortsetzungsgeschichten in der Zeitschrift Metro Eireann erschienen sind, merkt man ihnen seines Erachtens zwar an. Auch das pädagogische Ansinnen des Autors ist für ihn durchaus spürbar. Aber zum einen scheint ihm der Plot dieser Alltagsgeschichten mit ihren meist liebenswerten Charakteren ohnehin nicht so wichtig, zum anderen erzählt Doyle zu seiner Freude eben nicht nur "lehrreich", sondern auch "lustig", vor allem dank seines "treffsicheren Dialogwitzes".