Roberto Bolano

Mörderische Huren

Erzählungen
Cover: Mörderische Huren
Carl Hanser Verlag, München 2014
ISBN 9783446245938
Gebunden, 224 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Christian Hansen. Melancholische Pornostars, durchgedrehte Dichter, mystische Zahnärzte und Fußballer mit einem Hang zum Übersinnlichen - in dreizehn abgründigen Erzählungen zeichnet Roberto Bolano die Lebenslinien von Menschen nach, die auf der Flucht sind: vor Armut und Gewalt, vor allem aber vor sich selbst. Es sind dreizehn Treffer ins finstere Herz der Gegenwart. Wo auch immer Bolanos Figuren landen auf der Welt, sie tragen die Zeichen ihrer Verstörung mit sich. Doch ohne die Verstörung wäre nichts Menschliches, denn "die Welt ist lebendig und nichts Lebendiges hat eine Lösung und das ist unser Glück."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.12.2014

Geht alles in Ordnung, meint Thomas Steinfeld, sogar das fragwürdige Cover und der Titel. Für Steinfeld Ausdruck für die ganze Schmuddeligkeit der Welt, die Roberto Bolaño so wunderbar in seinen Erzählungen abbildet, wie der Rezensent findet. Nicht minder interessant scheinen sie ihm als die Romane des Autors, handelnd von Gewalt, erzählt von einem Fußballstar, einem Auftragskiller oder einem chilenischen Schriftsteller im Exil. Was Steinfeld so fasziniert, ist die Dringlichkeit dieser Texte, als wären sie Geständnisse. Für den Rezensenten sind unter den 13 hier versammelten Geschichten einige von Bolaños besten Texten, "Letzte Abende auf Erden" oder "Gómez Palacio". Ob von Borges inspiriert oder als "Etüden der Sinnlosigkeit", hingeworfen oder in "betörenden" Sätzen verfasst - ein Lesefest für den Rezensenten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.11.2014

Ein Buch für Dichter, um daraus zu lernen, dass alles möglich ist, meint Andreas Breitenstein über diesen letzten Band aus dem postumen Werkkonvolut Roberto Bolanos. Die 13 enthaltenen Texte stimmen den Rezensenten wehmütig, da sie noch einmal das ganze finstre Universum des Autors, Huren, Einsame, Gangster, Irre auffahren, den Leser das Fürchten zu lehren. Die "Gosse des Lebens", in die Breitenstein hier eintritt, dieser Abgrund von Gewalt, der sich überall auftut, wohin Bolanos Helden treten, begeistert den Rezensenten. Das liegt an Bolanos beiläufiger, abgeklärter Art, all die Leere, das Böse und die Angst in seinen Texten in einer Mischung aus Morbidität und Vitalität, aus Komik, Kritik und Amoralität und schließlich, wie Breitenstein staunend feststellt, mit existenziellem Furor und poetischer Präzision darzustellen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2014

Als "literarischen Berserker" würdigt Rezensent Martin Halter den chilenischen Exilautor Roberto Bolaño, dessen zwei Jahren vor seinem Tod erschienener Erzählband "Mörderische Huren" nun auch auf Deutsch vorliegt. Dreizehn virtuose Erzählungen liest der Kritiker hier, in dem ihm neben "herzlosen Hooligans", literatursüchtigen Gangster, melancholischen Pornostars, Mördern und Selbstmördern und Schriftstellern zwischen Genie und Wahnsinn, etwa Neruda oder Rimbaud, vor allem aber Bolaño selbst begegnet. Gebannt verfolgt der Rezensent etwa, wie Bolaño mit seinem Vater nach Acapulco reist, jener sich mit Spielern, Huren und Touristinnen vergnügt, bis Bolaño sich schließlich für seinen Vater prügeln muss. Fasziniert liest Halter Bolaños in Literatur gefasste fiebrige Alpträume, Sehnsüchte und Leidenschaften und taucht begeistert in diesen gelegentlich sogar romantisch-humorvollen Erzählreigen ein.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.10.2014

Roberto Bolaños Erzählungen haben für Rezensentin Maike Albath die Glut, die dem wahren Dichter eignet, die Gefahr und das Unerträgliche. Etwa in den Szenen sexueller Unterwerfung in einigen der hier enthaltenen dreizehn, im Original bereits 2001 erschienenen Erzählungen des Chilenen. Gewaltstrotzende Urszenen vermag die Rezensentin nur zu ertragen, indem sie sich an deren symbolischen Charakter erinnert. So gesehen, erklärt Albath, sind die Sujets dieser Texte "gleißende Phantasmagorien der Gegenwart".