Robert Menasse

Der Europäische Landbote

Die Wut der Bürger und der Friede Europas
Cover: Der Europäische Landbote
Zsolnay Verlag, Wien 2012
ISBN 9783552056169
Gebunden, 12,50 EUR

Klappentext

Robert Menasse reist nach Brüssel und erlebt eine Überraschung nach der anderen: offene Türen und kompetente Informationen, eine schlanke Bürokratie, hochqualifizierte Beamte und funktionale Hierarchien. Kaum eines der verbreiteten Klischees vom verknöcherten Eurokraten trifft zu. Ganz im Gegenteil, es sind die nationalen Regierungen, die die Idee eines gemeinsamen Europa kurzsichtigen populistischen Winkelzügen unterordnen. Damit werden sie zu Auslösern schwerer politischer und wirtschaftlicher Krisen in der EU. Menasses furioser, dem Geist Georg Büchners verpflichteter Essay fordert nichts weniger als "die Erfindung einer neuen, einer nachnationalen Demokratie".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.11.2012

Robert Menasse hat einen eigenwilligen Blick auf Europa und einen eigenwilligen Blick auf die Krise, berfindet Christian Thomas. Der Autor leugnet in "Der Europäische Landbote", dass es überhaupt eine Krise gibt, erklärt der Rezensent, den Schulden stehe Menasse zufolge Guthaben gegenüber. Was Robert Menasse fordert: mehr Demokratie in der EU, eine Stärkung des Parlaments und eine Schwächung des Rates aus nationalen Regierungschefs. Thomas ist das zuviel blinder Europa-Patriotismus; er findet nicht, dass die Souveränität der Nationalstaaten so leicht ausgehebelt werden darf. Menasse arbeitet an einem Roman, der sich des Brüsseler Panoramas bedienen wird, verrät der Rezensent. Thomas mutmaßt, dass der Landbote dann als Arbeitsjournal herhalten wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012

Elektrisierend, aufklärend, Beginn von etwas Neuem, wichtig, so bezeichnet der Rezensent Nils Minkmar euphorisiert diesen Europa-Landboten von Robert Menasse, den wir alle lesen sollen. Lernen kann daraus, wer will, dass das Projekt EU noch lange nicht kaputt ist, sondern bisher nur falsch verstanden wurde. Minkmar jedenfalls lässt das Buch nach anfänglichen Gähnattacken, wenn Menasse die Geschichte der EU referiert, nicht mehr los. Eigentlich wollte der Autor ja einen Bürokraten-Roman schreiben, dann hat er recherchiert und dann wurde nichts aus dem Roman. Denn der Autor stellte fest, dass die EU-Beamten viel spannender sind als ihr Ruf, lauter intelligente, engagierte Leute, nicht alle natürlich, aber viele, laut Minkmar untersucht Menasse sie wie ein Ethnologe. Die eigentliche Krise, stellt Minkmar sodann mit dem Autor fest, ist nicht in Brüssel zu Hause, sondern in den Nationalstaaten. Dagegen preist Menasse die Region und ein Neues im Umgang mit der Chance EU, das wir hier auch nicht kennenlernen, dass Minkmar aber schon riechen kann.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2012

Respekt für so viel EU-Euphorie zollt Beat Ammann dem Autor, der eigentlich einen Roman über einen EU-Bürokraten schreiben wollte. Herausgekommen ist ein Essay, in dem Robert Menasse mit Kritik nicht spart (an Merkel, am Europäischen Rat, weniger an den Griechen), aber auch die Chancen Europas als Friedensprojekt und "nachnationale Gemeinschaft" laut Ammann geradezu todesmutig antizyklisch ausruft. Für besonders bedenkenswert weil geistreich hält Ammann Menasses Kritik an der klassischen, an Nationalstaaten gebundenen Demokratievorstellung, wie sie die EU derzeit verfolgt, und seinen Vorschlag einer neuen demokratischen Grundeinheit: die Region. Witzig, dass ausgerechnet der EU-Bürokrat super dabei wegkommt, meint Ammann, als polyglott, aufgeklärt und frei von nationalem Identitätsgehabe.