Rainer Marten

Radikalität des Geistes

Heidegger - Paulus - Proust
Cover: Radikalität des Geistes
Karl Alber Verlag, Freiburg i. Br. 2012
ISBN 9783495485125
Gebunden, 328 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Bis an die Grenzen des Denk- und Erfahrbaren zu gehen - das hat Künstler und Philosophen seit der Antike immer wieder herausgefordert. Rainer Marten skizziert drei Weisen der Radikalität des Geistes, die auf philosophischen, theologischen und schriftstellerischen Wegen Grundfragen menschlicher Existenz ausloten. Bei Heidegger, Paulus und Proust werden drei gewaltige Entwürfe vorgestellt, in denen Phänomenbereiche wie Leben und Tod, Glück und Zeit, Glaube und Wahrheit pointiert zur Sprache kommen. Im Sinne einer erhellenden, nicht entzaubernden Aufklärung dessen, was der Geist in seinen Grenzgängen und Grenzüberschreitungen vermag, tritt eine doppelte Poesie auf: Alles, was Philosophie und Theologie als gesichertes Wissen, als erfasste Wirklichkeit und als begründete Wahrheit formulieren, weist einen poetischen Charakter auf. Diesen aber suchen sie - erneut mit poetischen Mitteln - zu verdecken. So kommt auf den freigestellten Geist, der ganz auf sich selbst setzt, der "Härtetest" zu, die Poesie, die sich auf poetische Weise als Poesie verdeckt, als solche anzuerkennen. Indem Poesie sich als Poesie überschreitet, eröffnet sich dem Menschen die Möglichkeit, das Verhüllte, Verborgene, Unzugängliche, ja letztlich das Geheimnis und das Wunder des Lebens Wirklichkeit werden zu lassen und in sein vielfältig geteiltes Leben und sein praktiziertes Selbstsein aufzunehmen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.08.2012

Rainer Martens Untersuchung der "Radikalität des Geistes" bei Heidegger, Paulus und Proust hat Ralf Konersmann sichtlich beeindruckt. Die Interpretationen des Freiburger Philosophen scheinen ihm nah am Text, detailliert und von großer Sorgfalt. Überzeugend zeigt der Autor ihm auf, wie Radikalität in verschiedenen Themenfeldern - dem Denken, dem Glauben und der Kunst funktioniert. Besonders im Blick auf das Philosophieren Heideggers, auf dessen radikale Weise Fragen zu stellen und den Ursprung zu denken, gelingen Marten nach Ansicht von Konersmann immer wieder brillante philosophische Interpretationen. Mit Martens Kritik der Radikalität ist er durchaus einverstanden, macht aber geltend, dass es in der Welt des Geistes - nicht in der der Realpolitik - Bereiche geben muss, die unreguliert und frei vom Verwertungszwang sind.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.06.2012

Sehr interessiert hat sich der hier rezensierende Mittelalterhistoriker Kurt Flasch mit Rainer Martens drei Radikalen aus Philosophie, Religion und Poesie - Heidegger, Paulus und Proust - beschäftigt. Er erkennt in ihrer Wahl und Reihenfolge den Wunsch nach Systematik. Insbesondere den Teil, den der Autor Heidegger widmet, lobt der Rezensent ob seines Wissensreichtums und seiner Intensität. Auch Paulus' Glaubensradikalität sieht Flasch "verständnisvoll und kenntnisreich" herausgearbeitet. Warum sich der Autor im dritten und längsten Teil seines Buches ausgerechnet Marcel Proust widmet, erkläre Marten seinen Lesern nicht direkt, deutlich wird Flasch aber, dass die poetische Radikalität Prousts, die eine explizit "anti-eschatologische" ist, der "Radikalität des Geistes" von Heidegger und Paulus radikal entgegensteht. Am Ende zeigt sich der Rezensent dankbar für die Anregungen, die der Autor "Frommen" wie "Nichtfrommen" mit seinen klar und eindrücklich formulierten Darlegungen biete.