Pierre Nora (Hg.)

Erinnerungsorte Frankreichs

Cover: Erinnerungsorte Frankreichs
C.H. Beck Verlag, München 2005
ISBN 9783406522079
Gebunden, 667 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Etienne Francois. In insgesamt 16 Essays stellen uns die Autoren dieses Bandes Ereignisse aus der Geschichte und der Gegenwart unseres Nachbarlandes vor, die für das Selbstverständnis und das Geschichtsbewusstsein der Franzosen von großer Bedeutung sind. Der Bogen spannt sich vom Geschehen am königlichen Hof über die Französische Revolution bis hin zur Tour de France unserer Tage.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2006

Hocherfreut zeigt sich Rezensent Michael Jeismann von diesem von Pierre Nora herausgegebenen Sammelband, der eine repräsentative Auswahl aus dem sieben Bände und 5.700 Seiten umfassenden französischen Mammutwerk "Lieux de memoire" in deutscher Übersetzung bietet. Ausführlich würdigt Jeismann das in den achtziger Jahren initiierte und von den renommiertesten Historikern Frankreichs umgesetzte Großprojekt, das in vieler Hinsicht den Beginn einer neuen Art der Geschichtsschreibung markierte und auch die Geschichtsschreibung in Deutschland stark beeinflusste. Wie Jeismann hervor hebt, bietet der Band dem deutschen Leser die Möglichkeit, sich anhand der ausgewählten Aufsätze etwa über den Eiffelturm und über Paris und die Provinz einen Überblick über das Werk insgesamt verschaffen. Der Akzent des Werks liege dabei auf den späteren Bände, deren Aufsätze nach Ansicht von Jeismann ein "besonderes Interesse" beanspruchen können.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.12.2005

Als "ebenso beeindruckendes wie wirkungsmächtiges Werk" würdigt Rezensent Wolfgang Kruse das von Pierre Nora zwischen 1984 und 1992 herausgegebene siebenbändige Sammelwerk "Lieux de memoire". Erfreut zeigt er sich daher über die nun vorliegende deutsche Kurzfassung, die siebzehn von Etienne François ausgewählte Beiträge aus dem französischen Original versammelt, die den Geist dieses monumentalen Sammelwerkes seines Erachtens "treffend" zum Ausdruck bringen. Wie Kruse erklärt, bezieht sich der Begriff der "Erinnerungsorte" keineswegs nur auf reale Orte. Vielmehr werde hier versucht, bedeutungstragende Kristallisationskerne des nationalen Gedächtnisses zu thematisieren: von geschichtsträchtigen Personen und Ereignissen über Institutionen, Kunstwerke und Denkmäler bis hin zu Begriffen, die jeweils auf ihre symbolische Überlieferungsgeschichte hin untersucht werden. Neben zwei konzeptionellen Beiträgen Noras biete der Band fünfzehn thematische Aufsätze, die den Generalthemen Republik, Nation und Les Frances zugeordnet sind. Kruse zählt zahlreiche Aufsätze von Philippe Burrins Beitrag über das Vichy-Frankreich der Jahre 1940 - 44 bis zu Georges Vigarellos Beitrag über die Tour de France auf. Insgesamt kann er das Buch jedem empfehlen, der sich für das Selbstverständnis unserer französischen Nachbarn interessiert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.12.2005

Auch wenn der Titel nicht ganz stimme - eigentlich seien Orte des kollektiven Gedächtnisses und nicht der individuellen Erinnerung gemeint -, preist Peter Schöttler die deutsche Auswahl aus der von Pierre Nora herausgegebenen Reihe als "hervorragend geeignet" für all jene, die sich einführend über die jüngere Kulturgeschichte Frankreichs informieren wollen. Unter Noras Führung haben die "innovativsten" Historiker Frankreichs sich mit der Wahrnehmung und "Speicherung" historischer Themen im gemeinsamen Gedächtnis der Nation beschäftigt. In der vorliegenden Auslese seien denn auch die "schönsten und für eilige Ausländer wohl auch interessantesten" Essays der Reihe versammelt, von Jeanne d'Arc bis Vichy, informiert Schöttler, der als leichtfüßiger Locuteur natif die vorliegende Auslese aber selbstverständlich nur jenen wirklich ans Herz legen vermag, die sich das französische Original nicht "zutrauen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.11.2005

Sieben Bände habe die zwischen 1984 und 1992 erschienene Originalausgabe umfasst, erläutert Rezensent Joseph Hanimann, von der die vorliegende Auswahl einen "überzeugenden Querschnitt" biete. Ursprünglich sei das französische Standardwerk als rein beschreibende Geschichtsschreibung konzipiert gewesen, referiert der Rezensent die Herausgeberin, doch sei man vom Objekt der Darstellung, der Gedenkkultur, "eingeholt" worden. Die deutsche Auswahl und Umstellung zu den Themenfeldern "Republik" und "Nation" mit Beiträgen zur "Marseillaise" oder zum "Eiffelturm" ergibt aus Sicht des Rezensenten ein "raueres" Profil der Republik als im französischen Original. Dort werde noch einer breiten Geschichte der "Anti-Republik" gedacht, von der hier nur noch Vichy übrig bleibe. Sieben von fünfzehn Beiträgen, so der Rezensent, beschäftigten sich mit dem Thema "Les France", das auch in der französischen Ausgabe am umfangreichsten ausfalle. Hanimann hebt insbesondere Alain Corbins "schöne Gegenüberstellung 'Paris - Provinz'" und Pierre Noras Doppelstudie "Gaullisten und Kommunisten" hervor. Und Maurice Agulhon zeichne in seinem Beitrag "Paris" die einzigartige symbolische Topografie der französischen Hauptstadt nach. Für "Frankreichliebhaber", schließt der Rezensent, liege hier allemal ein "wunderbares Lesebuch" bereit.
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