Peter Burke

Die Explosion des Wissens

Von der Encyclopedie bis Wikipedia
Cover: Die Explosion des Wissens
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783803136510
Gebunden, 392 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Matthias Wolf unter Mitarbeit von Sebastian Wohlfeil. Peter Burke vermag es, die komplexen Prozesse verständlich zu beschreiben und einzuordnen: etwa die Professionalisierung und die Demokratisierung, die Anhäufung und die Zerstörung von Wissen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.04.2015

Eigentlich müsste man Peter Burkes "Die Explosion des Wissens" auf einem Tablet lesen, meint Rezensentin Maja Beckers. Und dann wäre es hilfreich, wenn ein paar der achthundert Namen verlinkt wären und stellenweise "Wegweiser ins virtuelle Wissensnetz" führten, so die Rezensentin. Denn obwohl der Autor in seiner Betrachtung der Entwicklung akademisierten Wissens auch kulturpessimistische Allgemeinplätze liefert - etwa, dass in der Informationsgesellschaft das Wissen abhanden komme -, liest sich sein Buch wie ein Lexikon, das ordnet, chronologisiert, erklärt und einen reflektierten "Umgang mit fragmentiertem Wissen" ermöglicht, lobt Beckers. Nur schade, dass Burke mit Wikipedias Gründung 2001 endet, findet die Rezensentin, die vermutet, dass seitdem das "Filtern, Bewerten und eine Ethik des Nichtwissens" ältere Wissenskompetenzen abgelöst haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2014

Lehrreiche Unterhaltung at its best erhält Simon Strauss mit diesem Buch des britischen Kulturhistorikers Peter Burke. Wenn Burke den Leser teilhaben lässt an Wissensproduktion und Wissenstransformation und -archivierung über die Jahrhunderte zwischen 1750 und 2001, lernt Strauss eine Menge sowohl über die Bedingtheit des Wissens als über die spezielle Handhabunug des akademischen Wissens der westlichen Welt. Was als Essay tituliert daherkommt, hat laut Strauss beinahe selbst enzyklopädische Ausmaße. Derart detailreich gestaltet der Autor seine Ausführungen über Sammlungs- und Bewertungsverfahren, etwa bei Linné oder von Humboldt, und seine optimistischen beziehungsweise skeptischen Einlassungen zu Wissensanhäufung und Wissensverlust. Nebenher entdeckt Strauss im Buch ein Plädoyer für den Generalisten unter den Wissenden. Damit könnte der Autor auch gut sich selbst meinen, schwindelt es dem Rezensenten doch mitunter beim Lesen dieses, wie er meint, an Personen und Beispielen äußerst reichen und temperamentvoll geschriebenen Werkes.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2014

Einen echten Lehnstuhl-Historiker erkennt Caspar Hirschi in Peter Burke und lässt an dessen Geschichte des Wissens kaum ein gutes Haar: Hirschis Mängelliste beginnt beim Untertitel, denn mit enzyklopädischem Wissen beschäftige sich Burke nur am Rande, zur Wikipedia liefere er eigentlich nur Allgemeinplätze. Statt der versprochenen Universalgeschichte des Wissen, die Sozial-, Kultur und Politikgeschichte umfasst, schaffe Burke lediglich eine "Wissenschaftsgeschichte light", die sämtliche Praktiken, Verfahren und Erkenntnisse oberflächlich antippe, ohne näher auf sie einzugehen. Vor allem aber stört sich der Rezensent daran, dass Burke die von ihm selbst immer wieder angeführte Unterscheidung von Information und Wissen kaum beachte, und "viel Rohes, aber wenig Gekochtes" präsentiere. Immerhin indirekt erschließt sich dem Rezensenten somit, wie die Anhäufung von Information der Vermittlung von Wissen im Wege steht.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.10.2014

In Peter Burke hat Rezensent Marc Reichwein seinen Universalgelehrten gefunden. Durch die Geschichte des Wissens führt der ihn schon seit geraumer Zeit. Wenn der Autor mit diesem Buch nun auf die Explosion des Wissens in der Gegenwart zu sprechen kommt, Abfall und Überdruss inklusive, kann Reichwein wiederum etwas lernen. Zum Beispiel über die Praktiken des Wissensammelns und -archivierens, über die Relativität des sogenannten gesicherten Wissens und übers Nichtwissen. Reichhaltig und souverän, was der Autor da kredenzt, meint der Rezensent. Und so gar nicht pessimistisch, denn Burke findet Wikipedia toll, erklärt Reichwein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.10.2014

Tobias Kreutzer hofft auf weitere Ansätze zur Erkundung unseres Konsumverhaltens und unserer Wissensanhäufung. Peter Burkes laut Rezensent an dessen erste Sozialgeschichte des Wissens von 2001 anschließendes nun vorliegendes Buch bietet Kreutzer zwar durchaus eine Gegenwartsdiagnose, doch viele aktuelle Entwicklungen und Fragen, so zur Datenfresserei der Geheimdienste oder zu Amazon, sieht der Rezensent im Band vernachlässigt. Stattdessen bietet Burke laut Kreutzer vor allem recht anschauliche soziologische und historische Tiefenbohrungen zum Thema Wissensgesellschaft, beginnend bei Alexander von Humoboldt. Mitunter geht es dem Rezensenten dabei einfach zu schnell, handelt Burke doch Wissenskultur der Kneipen und Linné, Internet und Agatha Christie in hohem Tempo ab und fügt so manches Vorlesungsmanuskript etwas unvermittelt in den Text ein, wie Kreutzer vermutet.
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