Nicholas Kulish, Souad Mekhennet

Dr. Tod

Die lange Jagd nach dem meistgesuchten NS-Verbrecher
Cover: Dr. Tod
C.H. Beck Verlag, München 2015
ISBN 9783406672613
Gebunden, 352 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Rita Seuß. Der SS-Arzt Aribert Heim war nur wenige Monate in einem Konzentrationslager stationiert, aber in dieser Zeit wurde er für seine unvorstellbar grausamen "Behandlungen" von Gefangenen berüchtigt. Nach dem Krieg führte er - trotz Fahndung - zunächst ein bürgerliches Leben als Gynäkologe und Familienvater. Kurz vor seiner Verhaftung tauchte er 1962 in Kairo unter, baute sich unter arabischem Namen, als Muslim und geliebter "Onkel" einer Kairoer Familie, eine neue Existenz auf und verstarb dort 1992. Unterdessen lief die weltweite Suche nach der Nummer eins auf der Liste des Simon-Wiesenthal-Centers auf Hochtouren. Die Entdeckung Heims in Kairo und die Rekonstruktion seines Lebens und seiner Flucht sind ein detektivisches und journalistisches Meisterstück, das über den Einzelfall hinaus erhellt, wie die Fluchtwege der NS-Verbrecher funktionierten und warum die intensive Fahndung so spät in Gang kam.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.08.2015

Rudolf Walther fühlt sich gut informiert von den Journalisten Nicholas Kulish und Souad Mekhennet. Das Leben des überzeugten SS-Arztes und Menschenquälers Aribert Heim vermögen ihm die Autoren in allen Einzelheiten nachzuerzählen, von Heims Zeit in Mauthausen über seine absurde Verteidigung im Spruchkammerverfahren 1946, seine Zeit als wohlhabender Gynäkologe in Baden-Baden, schließlich seine Flucht nach Tanger unter Mithilfe von Altnazis und der Familie. Das Buch vermittelt dem Rezensenten unter anderem, wie halbherzig die Ermittlungen gegen Leute wie Heim abliefen, die trotz aller Hinweise und Kenntnisse erfolglos blieben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2015

Etwas argwöhnisch äußert sich Stephan Speicher über die zu einem Buch zusammengetragenen Rechercheergebnisse von Nicholas Kulish und Souad Mekhennet. In 57 Einzelkapiteln widmen sie sich dem Leben von Aribert Heim. Seine besondere Grausamkeit als KZ-Arzt und Mitglied der Waffen-SS hatten ihm den Beinamen "Dr. Tod" eingebracht und der Verfolgung durch die Justiz entging er nicht zuletzt durch eine Flucht nach Ägypten. Doch so eine Geschichte allein macht noch kein gutes Buch, so der Rezensent, und dieses hier leide stark unter dem Versuch, es in die "Dramaturgie einer Fernsehserie" zu zwängen. Speicher stört sich besonders an den Cliffhangern, mit denen auffallend viele Kapitel enden, und an wichtigen Hintergrundfragen, die nicht gestellt werden.