Nadifa Mohamed

Der Garten der verlorenen Seelen

Roman
Cover: Der Garten der verlorenen Seelen
C.H. Beck Verlag, München 2014
ISBN 9783406663130
Gebunden, 269 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Susann Urban. Drei Frauen, deren Schicksal unwiderruflich miteinander verknüpft ist, die Feindinnen werden könnten und am Ende ein prekäres Bündnis des Überlebens schließen - die neun Jahre alte Dequo, die aus dem Flüchtlingslager, in dem sie geboren ist, in die Stadt flieht; Kawsar, eine einsame Witwe, die um ihre Tochter trauert und an ihr Bett gefesselt ist, und Filsan, eine junge Soldatin, die mithelfen soll, den Aufstand zu unterdrücken. In ihrem Roman "Der Garten der verlorenen Seelen" erzählt die britische Autorin Nadifa Mohamed eine Geschichte aus Somalia, einem Land kurz vor dem Bürgerkrieg. Wir sehen und hören, riechen und fühlen das Land, eine fremde Welt, und fühlen uns doch erinnert an die Geschichte anderer zerfallener, zerstörter Staaten, an den Libanon, Jugoslawien, Syrien. Und wie überall sind es die Netzwerke der Frauen, die ein Weiterleben ermöglichen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.08.2014

Rezensentin Bernadette Conrad hat mit "Der Garten der verlorenen Seelen" der somalischen Autorin Nadifa Mohamed ein herausragendes Buch über ihr Heimatland gelesen, denn Mohamed gelinge es, Somalia nicht nur als von der Grausamkeit des Krieges gezeichnetes Land zu porträtieren, sondern auch die Schönheit der somalischen Landschaft und Kultur einzufangen. Conrad liest die Geschichte mehrerer Frauenschicksale, Soldatinnen, Mädchen, Prostituierte und alte Frauen, die im Somalia der späten 1980er Jahre die gespannte Stimmung vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs erleben. Die Kritikerin rühmt nicht nur Mohameds Vermögen, die fast "unerträgliche" Gespanntheit zwischen Schrecken und Schönheit zu schildern, sondern hat nach der Lektüre auch einen ersten Eindruck von Somalia erhalten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2014

Hubert Winkels hat Nadifa Mohameds Roman aus dem kriegs- und bürgerkriegsgeschüttelten Somalia mit großer Anteilnahme gelesen, wenn er auch in ästhetischer Hinsicht nicht zufrieden ist. Die in London aufgewachsene somalische Autorin erzählt von drei Frauenschicksalen im Somalia Ende der 1980er Jahre, nämlich vom Waisenkind Deqo, der Armeeoffizierin Filsan und der gütigen älteren Kawsar, deren Lebenswege sich ganz zu Anfang des Romans durch zwei Akte der Gewalt verschlingen, sich immer wieder kreuzen und am Ende in einer großen "postapokalyptischen Apotheose" zum großen Schlussbild vereinen. Wenn am Ende die Offizierin die schwer verletzte Kawsar auf einer Schubkarre durch die Wüste schiebt, deren Vorderrad immer wieder von Deqo freigelegt werden muss, untergräbt das in seinem Pathos und seiner Kitschigkeit den ganzen Roman, moniert der Rezensent. Bis dahin zeigt Mohamed erschütternd faktisch die allgegenwärtige Brutalität, die das Land durchdringt. Die neue Frauenfamilie als "ästhetisches Programm" überzeugt Winkels schon wegen der augenfälligen Hollywoodfähigkeit nicht, aber er kann sich einer gewissen Rührung trotzdem nicht entziehen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.03.2014

Somalia, wie Somalier es sehen, erlebt Katharina Granzin in diesem zweiten Roman von Nadifa Mohamed. Dass die heute in London lebende Autorin selbst aus Somalia stammt und regelmäßig dorthin zurückkehrt, merkt man dem Text um drei Frauenschicksale zur Zeit des Bürgerkriegs in den 80er Jahren laut Grazin unbedingt an. Drei Generationen, drei Schicksalen begegnet Granzin und stellt fest, wie die Autorin ihre Figuren mit Würde und Haltung ausstattet, um der allgegenwärtigen Gewalt gegen den weiblichen Körper zu begegnen. Die glückliche Wendung, die die eigentlich tragische Geschichte nimmt, erscheint der Rezensentin zwar geradezu märchenhaft, doch immer noch realistisch genug. Ein Buch für die Leinwand, findet Granzin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.01.2014

Hans-Peter Kunisch wäre hellauf begeistert von Nadifa Mohameds zweitem Roman "Der Garten der verlorenen Seelen", wären da nicht die verflixten letzten Kapitel. Die Geschichte spielt in den Jahren 1987 und 1988 in Somalia und beschreibt die Anfänge des ausbrechenden Bürgerkriegs aus der Perspektive ihrer drei Protagonistinnen: Kawsar, der Witwe eines Polizeipräsidenten, Deqo, ein neunjähriges Waisenkind, und Filsan, Soldatin und Tochter eines Offiziers. Die unheimliche Spannung geht von Mohameds trocken-realistischen Schilderungen aus, die sich "die Antriebskraft der dramatischen Wirklichkeit" der Region selbst zunutze machen und ohne unnötige Schnörkel auskommen, erklärt der Rezensent. Am Ende des Buches bricht sie allerdings mit diesem Realismus und bemüht den Zufall, um eine künstlich wirkende harmonische Auflösung einzuleiten, verrät Kunisch, dem diese Wendung die ersten zweihundertfünfzig Seiten zwar nicht verderben konnte, seiner Euphorie aber dennoch einen Dämpfer versetzt hat.
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