Michael Kumpfmüller

Die Herrlichkeit des Lebens

Roman
Cover: Die Herrlichkeit des Lebens
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011
ISBN 9783462043266
Gebunden, 239 Seiten, 18,99 EUR

Klappentext

Überlebensgroß ist der Mythos Franz Kafka, dessen Nachruhm als Schriftsteller scheinbar mit einem weithin unglücklichen Leben erkauft wurde. Doch nun wirft Michael Kumpfmüller ein helles, fast heiteres Licht auf den berühmten Dichter und zeichnet liebevoll und diskret einen Menschen, der in seinem letzten Jahr die große Liebe findet und sein Leben in die Hand nimmt, bevor es dafür zu spät ist. Im Sommer 1923 lernt der tuberkulosekranke Franz Kafka, als Dichter nur Eingeweihten bekannt, in einem Ostseebad die 25-jährige Köchin Dora Diamant kennen. Und innerhalb weniger Wochen tut er, was er nicht für möglich gehalten hat: Er entscheidet sich für das Zusammenleben mit einer Frau, teilt Tisch und Bett mit Dora. In Berlin wagt er mit ihr das gemeinsame Leben, mitten in der Hyperinflation der Weimarer Republik.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.01.2012

Angetan zeigt sich Rene Hamann von Michael Kumpfmüllers souveränem Roman um Franz Kafka und Dora Diamant in Berlin. Anfänglich schien er ein wenig skeptisch, hätte bei einem solchen Unternehmen doch eine Menge schiefgehen können. Aber zu seiner Freude ist der Versuch vollauf geglückt: der Roman funktioniert und überzeugt. Dies liegt für Hamann nicht nur an den gründlichen Recherchen des Autors, sondern vielmehr an seiner Sprache, die ihm präzise, einfach und "einfühlsam", aber nie kitschig erscheint. Zudem attestiert er dem Autor, "unterschwellige Bedeutungen" und Kontexte gekonnt einzuflechten. Auch die Verhandlung der typischen Kafka-Themen: die Angst vor Nähe, die bedrohliche eigene Familie, die Korrespondenz und so weiter  scheint ihm bestens gelungen. Dabei hebt er hervor, dass Kumpfmüller einen weichen, sanften Kafka zeigt. Die grausame Seite Kafkas interessiere den Autor weniger. Das findet Hamann aber auch in Ordnung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.10.2011

Andreas Langenbacher lässt an seiner Begeisterung für Michael Kumpfmüllers Roman über das letzte Lebensjahr Franz Kafkas an der Seite von Dora Diamant keinen Zweifel. Die Verbindung von gründlich recherchierter Lebensgeschichte und einfühlsamer Fiktion findet der Rezensent überaus gelungen. Wie der Autor nicht nur Stoffbeherrschung demonstriert, sondern auch einen eigenen Ton für die kostbare Zweisamkeit des sterbenden Kafka und seiner jungen Geliebten gegen alle Widerstände hinweg findet, beeindruckt und bezaubert Langenbacher nachhaltig. Ein wunderbarer Roman von großer Plausibilität und Suggestionskraft, der zudem die "kafkaeske Existenz", die Kafka nach gängiger Meinung ausschließlich gelebt hat, eindrucksvoll widerlegt, schwärmt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2011

Kristina Maidt-Zinke zieht den Hut vor Michael Kumpfmüllers Mut, die vielleicht wichtigste Literatur-Ikone des 20. Jahrhunderts, Franz Kafka, und die Geliebte seines letzten Lebensjahrs, Dora Diamant, zu den Helden seines jüngsten Romans zu machen. Dass es ihm dann noch gelingt, die "gängigen Kafka-Klischees" zu umgehen und bei aller Einfühlung in diese Liebe das Gleichgewicht zwischen Annäherung und Distanz zu halten, trägt dem Autor zusätzliche Bewunderung der Rezensentin ein. Plattheiten, Peinlichkeiten oder Grenzüberschreitungen sucht man hier vergeblich, versichert die beeindruckte Maidt-Zinke, die Kumpfmüller zugute hält, dass er einen überzeugenden Ton für seine Liebes- und Sterbegeschichte gefunden hat und, auch wenn es angesichts der Quellenlage spekulativ bleiben muss, einen überzeugenden Blick in das Innere seiner Protagonisten wirft.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.08.2011

Dieter Hildebrandt ist beeindruckt. Fragt er zunächst skeptisch, ob es nicht pure "Anmaßung" ist, sich eine Schriftstellerbiografie und dazu ausgerechnet die von Franz Kafka in einem Roman anzueignen, sieht er Michael Kumpfmüllers Buch über das letzte Lebensjahr Kafkas mit Dora Diamant glänzend bestehen. Der Autor wagt sich auf literaturhistorisch viel beackertes Gebiet und nimmt eine Ikone der deutschsprachigen Literatur und seine letzte Liebe in den Blick und kommt deshalb gar nicht darum herum, mit Zitaten zu arbeiten, sieht der Rezensent ein. Dass seine eigene Erzählweise dieser Konfrontation gewachsen ist, lobt Hildebrandt sehr, und auch dass Kumpfmüller Dora Diamant nicht allein auf die Rolle der "Helferin" und "Trösterin" festschreibt, sondern sie als facettenreiche und sehr "lebendige" Persönlichkeit zu schildern weiß. Insbesondere das letzte Kapitel, fasziniert den Rezensenten dann noch sehr durch seine "mutige Empathie", mit der der Autor die letzten Lebensmomente des Dichters festhält.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.2011

Nicht gerade wohl gelitten ist, oder war die meiste Zeit jedenfalls, Franz Kafkas letzte Geliebte Dora Diamant. Zu ungebildet und auch an Kafkas Texten, gegen deren postume Vernichtung sie anders als Max Brod nicht das mindeste hatte, sehr viel weniger interessiert als am umso heftiger und unfeministischer angehimmelten Menschen. Ein wenig sieht das, meint Rezensent Oliver Jungen, inzwischen die Forschung schon anders. Und der Romanautor Michael Kumpfmüller in seiner fiktiven, aber bestens und bis ins Detail recherchierten Fassung der Liebesgeschichte erst recht. In seinem für den Rezensenten nie auch nur ansatzweise das "Dokumentartheater" streifenden Text werde nicht nur eine Liebe beschworen, sondern auch das Klischeebild vom düsteren Dichter versuchsweise auf den Kopf gestellt. Dem nämlich gönne Kumpfmüller gerade am Ende Erfüllung und Glück. Gefühle, die sich offensichtlich auch beim Rezensenten während der Lektüre des Romans eingestellt haben.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.08.2011

Kafka beim Sex kann sich Harald Jähner durchaus vorstellen, denn so menschlich und einfühlsam wirkt der kleine große Schriftsteller Kafka in Michael Kumpfmüllers Roman "Die Herrlichkeit des Lebens". Keine Autorenbiografie hat die Literaturwissenschaft genauer durchkämmt als die von  Franz Kafka, doch obwohl alle Armseligkeitsgeschichten über den Prager Versicherungsbeamten schon erzählt wurden, weiß dieses Buch ihm noch etwas Neues abzugewinnen. Das überrascht auch Jähner, der sich den zwar todkranken, aber ganz undramatischen Kafka gut vorstellen kann. Todkrank, aber glücklich sei Kafka in seinem letzten Lebensjahr gewesen, natürlich wegen der Liebe, behauptet Kumpfmüller und schreibt gegen alles, was wir schon wissen, einen "einfühlsamen  Roman" über Kafkas letzte Jahre. Laut Kumpfmüller muss man ihn sich als einen glücklichen Menschen vorstellen. Jähner hofft, dass es so war.