Matt Ruff

Mirage

Roman
Cover: Mirage
dtv, München 2014
ISBN 9783423280211
Gebunden, 496 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Deutsch von Giovanni und Ditte Bandini. Bagdad, 9.11.2001 - Was, wenn alles genau anders herum passiert wäre? Das Attentat erschüttert die Vereinigten Arabischen Staaten (VAS) bis ins Mark: Am 9.11.2001 steuern christliche Fundamentalisten zwei Flugzeuge in die Türme des Welthandelszentrums von Bagdad, ein drittes ins arabische Verteidigungsministerium in Riad, während mutige Passagiere das vierte, für Mekka bestimmte in der Wüste zum Absturz bringen. Die wirtschaftliche Supermacht sagt dem Terror daraufhin den Kampf an und besetzt die Ostküste von Amerika - Entwicklungsland und mutmaßliche Heimat der Terroristen. Acht Jahre später neigt sich der Krieg dort seinem Ende zu. Die Terrorgefahr ist allerdings nicht gebannt. Von einem verhafteten Selbstmordattentäter erfahren Mustafa, Samir und Amal, Bundesagenten für Innere Sicherheit, Unglaubliches: In Wahrheit sei Amerika die Großmacht, die arabischen Staaten hingegen rückwärtsgewandte Dritte-Welt-Länder. Die New York Times vom 12.9.2001, die beim Attentäter gefunden wird, scheint dies zu bestätigen. Bald entdecken Mustafa und sein Team, dass auch noch andere von dieser vermeintlichen Parallelwelt wissen und vor nichts zurückschrecken, um die Wahrheit darüber zu verschleiern...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.08.2014

Die Achse des Bösen verläuft zwischen den USA, UK und Nordkorea, Osama bin Laden regiert in Arabien als Rivale Saddams. So oder ganz anders könnte die Wirklichkeit aussehen, erkennt Ulrich Seidler beim Lesen von Matt Ruffs aberwitziger Schnapsidee von einem Roman. Ein bisschen schwindelig wird Seidler da schon, und er fragt sich, wie jemand derart viel Fleiß auf so viel Absurdität verwenden kann. Die von Ruff entworfene Gegenwelt, so verdreht sie auch sein mag, erscheint dem Rezensenten in ihren besten Momenten gerade so wirklich wie die Wirklichkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.04.2014

Mit Matt Ruffs nun auch auf Deutsch erschienenem Roman "Mirage" hat sich Rezensent Andreas Platthaus bestens amüsiert. Das Thema ist heikel, aber Ruff weiß es wunderbar zu persiflieren, so der Kritiker: Aus 9/11 mache Ruff 11/9, die Anschläge finden hier in den Vereinigten arabischen Staaten auf die Zwillingstürme Tigris und Euphrat durch amerikanische Terroristen statt, Amerika besteht nur noch aus den Ostküstenstaaten, überall lauern christliche Heckenschützen und Deutschland ist geteilt in einen jüdischen und einen christlichen Staat. Währenddessen, so Platthaus, versuchen Usama bin Laden als arabischer Senator und Saddam Hussein als Bandenchef in Bagdad durch die Suche nach einer Wunderlampe mehr Macht zu gewinnen und werden dabei von einem skurrilen Polizistentrio verfolgt. Nicht nur über kleine kuriose Einfälle wie die Umbenennung von Photoshop in "Photobazar" kann der Kritiker herzlich lachen, insgesamt hat ihm dieser komische, märchenhafte, zugleich spannende und bisweilen an "Tausendundeine Nacht" erinnernde Roman viel Freude bereitet. Gleiches kann er von der deutschen Übersetzung leider nicht behaupten: Hier hätte sich Platthaus mehr Fantasie gewünscht.
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