Mark Z. Danielewski

Only Revolutions

Roman
Cover: Only Revolutions
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012
ISBN 9783608501230
Gebunden, 360 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Gerhard Falkner und Nora Matocza. Die Liebesgeschichte von zwei Jugendlichen - Haley und Sam - die quer durch den amerikanischen Kontinent und die Zeit unterwegs sind. Ein Buch, das von beiden Seiten gelesen werden kann: von vorne nach hinten und von hinten nach vorne. Das Schicksal der Liebe von Sam und Haley ist das Leben. Das Leben, dem sie zu entkommen versuchen. Bei ihrem Trip quer durch die USA verfolgt sie stets das Schicksal der Geschichte, nicht nur der amerikanischen, sondern der Weltgeschichte. Als ewig Sechzehnjährige reisen sie durch zweimal hundert Jahre, vom amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Kalten Krieg und von der Bürgerrechtsbewegung bis zum Irakkrieg. Zwei junge Liebende, die ihrem Schicksal entgegentreiben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.05.2012

Rezensent Jan Bender freut sich, dass nun endlich Mark Z. Danielewskis bereits 2006 in den USA veröffentlichter Roman "Only Revolutions" in einer exzellenten Übersetzung von Gerhard Falkner und Nora Matocza erschienen ist. Bereits die Aufmachung des Buches - statt einer Vorder- und Rückseite gibt es nur zwei analoge Titelbilder, das Werk erscheint mit zahlreichen Typografien und in mehrfarbigem Druck und jede Seite besteht aus zwei einander gegenüberstehenden Textblöcken, die in jeweils vier Textpassagen von neunzig Wörtern unterteilt sind - lässt den Kritiker vermuten, dass Danielewskis neuer Konzeptroman ähnlich bizarr ist wie der hochgelobte Debütroman "Das Haus". Dem steht die Handlung des Romans in nichts nach, versichert Bender: er begleitet hier zwei sechzehnjährige egozentrische Jungen, die sich dank des Genusses von Honig ewiger Jugend erfreuen, auf einem Roadtrip durch Amerika. Obwohl die Reise nur vier Monate dauert, füge der Autor eine parallel zu seinem Versepos verlaufende Zeitleiste von zweihundert Jahren hinzu, die den Leser, der hier an die Grenzen seines Interpretationsvermögens geführt werde, immer wieder mit neuen Referenzen wie etwa Lincolns Gettysburg-Rede konfrontiere. Der Kritiker, der bei der Lektüre nicht nur an Homer, Dante oder Pound, sondern auch an amerikanische Avantgarde-Autoren wie Susan Howe denkt, hofft, dass diesem ebenso herausragenden wie extravaganten Ausnahmewerk weitere folgen werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.03.2012

Für dieses Buch gibt es drei LeserInnenhaltungen, erklärt Rezensent Dirk Pilz. Die erste: Finger weg! Die zweite: sich im Text mit Lust verlieren. Die dritte: immer mal wieder ein paar Seiten überblättern, wenn's zu arg wird. Mit arg ist gemeint, dass den Autor als Experimentalschriftsteller zu bezeichnen, vielleicht eine Untertreibung darstellt. Mark Z. Danielewski nämlich lädt uns ein, sein Buch von vorn und von hinten, von oben und unten zu lesen. Die doppelte, zudem grafisch unterschiedene Perspektive macht's möglich. Ein paar historische Daten gibt es am Rand dazu. Doch keine Angst, das Ganze ist streng gespiegelt, sodass Pilz der Story schließlich sogar einigermaßen zu folgen vermag, indem er pro Perspektive, also von vorn bzw. hinten, jeweils nur eine Seite liest und dann wechselt. Beidseitig sozusagen begeistern ihn sprachliche Besonderheiten, syntaktische Rebellionen, neue Verben (schlammschwallen!). Eigenwilliger und verwirrender, meint er, könnte dieser Roman über den Wahnsinn junger Liebe kaum sein.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.03.2012

Soll er so weitermachen, Mark Z. Danielewski, meint Robert Matthias Erdbeer. Wenn das Ende der Popliteratur, das was danach kommt, so aussieht, so versponnen, sinnig, so drastisch eklig und sprachlich anspruchsvoll, dann bitte gern! Dabei hat der Autor seinen Vorgängerroman an avantgardistischer Extravaganz noch überflügelt, staunt Erdbeer, typografische Exzesse deluxe, und vom Plot bleibt nicht viel übrig. Doch ob das rockt, möchte Erdbeer schon auch wissen, und so erkennt er schließlich: Hinter dem Dada eines durchgeknallten Summer of Love steckt mehr. Die Protagonisten (16 Jahre alt) schreiben nicht nur ein Weltgedicht, am Rand tagt immer auch das Weltgericht und versorgt den Leser mit allen erdenklichen Nachrichten und Tagesgeschehen. Bleibt dem Rezensenten noch, den Übersetzern zu gratulieren zu einer Arbeit, die dieses komplizierte, antirealistische Roadmovie in die richtigen Worte kleidet.