Vom katholischen FühlenMatthes und Seitz Berlin, Berlin
2013
ISBN
9783882219678, Gebunden, 183Seiten, 26,90
EUR
Klappentext
Aus dem Italienischen von Sabine Schneider. Der italienische Philosoph Mario Perniola konstatiert in dieser tiefgreifenden Studie, die nun endlich auf Deutsch erscheint, dass sich das Wesen des Katholizismus nicht in Lehre und Dogma ausdrückt, sondern in einer bestimmten Art zu fühlen. Bezugnehmend u. a. auf Ignatius de Loyola definiert er einen autonomen kulturellen Katholizismus, der geprägt ist von einem objektiven, rituellen, in der antiken römischen Welt wurzelnden äußerlichen Fühlen. Perniola macht dabei auch einen traditionellen Formalismus stark und geht so weit, darin die Möglichkeit zur Rettung einer Welt zu sehen, die sich durch ihren sentimentalen Subjektivismus selbst zersetzt.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 27.02.2014
Positionen, die sich gegen religiösen Dogmatismus oder eine Betonung der traditionellen Institutionen stellen, gibt es heutzutage so viele, dass ein Autor schon darüber hinaus gehen muss, will er Gehör finden, weiß Jan-Heiner Tück. In seinem Buch "Vom katholischen Fühlen" hat der italienische Philosoph Mario Perniola genau das getan, verrät der Rezensent. Perniolas These: das Fühlen sei der eigentliche "Wesenskern" des Katholizismus, das rituell oder institutionell vermittelte Gefühl, erklärt Tück. Allerdings unterschätzt der Autor in seiner Verteidigung der ästhetischen Dimension "die kulturprägende Kraft des Dogmas", findet der Rezensent. Perniola möchte Bereiche entkoppeln, die so sehr verzahnt sind, dass der eine ohne den anderen nicht eigentlich verstanden werden kann, kritisiert Tück.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 12.07.2013
Der italienische Philosoph Mario Perniola stellt sich in seinem Essay "Vom katholischen Fühlen" die Frage, warum sogar die Päpste immer protestantischer werden, berichtet Michael Stallknecht. Die Katholiken werden von den Protestanten "am immer gleichen Nasenring von mangelnder Redlichkeit, Wahrhaftigkeit und Authentizität durch die Neuzeit" gezerrt, lernt der Rezensent dort. Klassisch ist der Katholizismus durch "das rituelle Fühlen" bestimmt, durch etwas äußerliches, das sich im Aufrechterhalten von Praktiken äußert. In der Moderne haben sich die Katholiken aber verstärkt der Innerlichkeit zugewendet, dem unbedingten Glaubensbekenntnis, um dem Vorwurf der Heuchelei zu entgehen, erklärt Stallknecht. Eine der vielen spannenden Fragen, die Perniola aufwirft, ist, inwiefern in Zeiten einer neuen Fanatisierung quer durch die Bekenntnisbank, das Unbedingte, Absolute wirklich immer der richtige Weg ist, "äußerlich" klingt dann auf einmal gar nicht mehr so schlecht, findet der Rezensent.