Margarete Dörr

Der Krieg hat uns geprägt

Wie Kinder den Zweiten Weltkrieg erlebten. 2 Bände
Cover: Der Krieg hat uns geprägt
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783593384474
Gebunden, 1100 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Für ihre Dokumentation der kindlichen Kriegserlebnisse hat Margarete Dörr mehr als 500 Lebensgeschichten in mündlicher und schriftlicher Form gesammelt. Hinzu kommen Tagebücher, Briefe, Fotos und andere persönliche Dokumente. In 22 Kapiteln stellt sie die vielfältigen Aspekte des Lebens von Kindern im und nach dem Zweiten Weltkrieg in deren eigenen Worten dar. Dabei interpretiert und kommentiert sie die Geschichten vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse. Die Schrecken des Krieges sind ebenso Thema wie die nationalsozialistische Erziehung, die Verbrechen des Regimes und der Übergang in eine neue Diktatur in der sowjetisch besetzten Zone. Erstmals kommen auch die donauschwäbischen und russlanddeutschen Kinder in den Blick. Zum Abschluss reflektieren die ehemaligen Kriegskinder, wie der Krieg ihr Leben und ihr Weltbild geprägt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.04.2009

Karina Urbach räumt ein, dass die Beschäftigung mit Kriegskinderschicksalen ein deprimierendes wie auch methodisch problematisches Unterfangen ist. Lösungsmöglichkeiten sieht sie in der Darstellung von Einzelschicksalen unter Berücksichtigung von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und geschlechterspezifischen Unterschieden sowie in der interdisziplinären Arbeit mit psychotherapeutischen Methoden. Wenn Margarete Dörr für ihr Buch einen anderen Ansatz wählt und sich auf die Auswertung von Fragebögen, Tagebüchern und Briefen konzentriert, geht es der Rezensentin ein wenig zu anekdotisch zu. Ferner stellt sie die Zuverlässigkeit der Zeitzeugen-Erinnerungen in Frage. Dass die Autorin die Chance nicht nutzt, ihre Darstellung durch einen analytischen Teil und die Berücksichtigung von Dokumenten und Akten staatlicher Stellen zu ergänzen, hält Urbach für ein echtes Defizit.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.12.2007

Mit großem Respekt vor diesem "vielstimmigen und vielschichtigen Gesellschaftsporträt zieht Rezensent Dorion Weickmann seinen Hut vor dieser über tausendseitigen Dokumentation mit Erfahrungsberichten Im-Krieg-Geborener, die aus seiner Sicht "nichts weniger als die Geschichte eines Höllensturzes" erzählt: wie nämlich das Nazi-Regime zunächst "sein antisemitisches, militaristisches Gift" in Kinderohren geträufelt habe, und diese Kinder sich dann wenig später verwaist oder ausgebombt in Luftschutzkellern wieder gefunden habe. Fünfhundert "Zeitzeugen" habe die pensionierte Stuttgarter Lehrerin befragt und deren Zeugnisse zu einem für Weickmann bewundernswerten wie beklemmenden "Manifest wider Krieg und Totalitarismus" verarbeitet. Eine für den Rezensenten berührende, immer wieder fesselnde Lektüre, auch weil der "Subtext der Shoah" wie ein Kettenfaden mitgesponnen werde.