Marcel Schwob

Das gespaltene Herz

Cover: Das gespaltene Herz
Elfenbein Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783932245718
Gebunden, 260 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Gernot Krämer. Zum 100. Todestag des französischen Novellisten das Hauptwerk "C?ur double" erstmals in einer deutschen Übersetzung. Mit Illustrationen von Fernand Simeon. Anders als in den streng komponierten späteren Werken zeigt sich in dem 1891 erstmals erschienenen, längst zum Klassiker der französischen Literatur gehörenden Roman von Marcel Schwob die ganze Vielgestalt seines Talents: Märchen, Grotesken, Parabeln, Gespenster- und Abenteuergeschichten, historische Kriminalfälle und Szenen aus der Pariser Halb- und Unterwelt haben darin ihren Platz.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.05.2006

Zum Genre der phantastischen Literatur zählt Rezensentin Hannelore Schlaffer die Erzählungen Marcel Schwobs (1867-1905), die nun in deutscher Übersetzung vorliegen. Schwobs Schauergeschichten um Gesichtslose, Entstellte, Versehrte, Eingesperrte muten Schlaffer ziemlich drastisch an. Sie spricht in diesem Zusammenhang sogar von "sadistischen Inszenierungen". Freilich findet sie bei Schwob auch eine philosophische Ebene, die sie in der Thematisierung Bewusstseins- und Identitätsverlusten festmacht. Unverkennbar scheint Schlaffer der Einfluss von Vorbildern wie Robert Louis Stevenson, Edgar Allan Poe und Oscar Wilde. Schwobs Personal rückt für sie in deutliche Nähe zu Dr. Jekyll, Mister Hyde und Dorian Gray. Lobend äußert sie sich auch über Gernot Krämers Übersetzung und sein Nachwort, in dem er Schwob in den Kontext der modernen Literatur einordnet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.03.2005

Nach "Originalen" suchte Marcel Schwob in seinen insgesamt sechs Erzählbänden nie, schreibt Rezensent Gregor Eisenhauer. Im ersten Band, der 1891 erschienen ist und nun erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt, zeige sich deutlich Schwobs Prägung durch "literarische Ziehväter" wie Robert Louis Stevenson, Jules Verne oder Mark Twain. Ihnen "huldigt" er mit Geschichten, in denen niemals das Bürgertum, aber immer eine "Moral" zu finden ist. So etwa in der Erzählung von einem Soldaten und einstigem Vagabund, der aus seinem Alltag ausbricht und sich - wie viele der Figuren Schwobs - auf Sinnsuche begibt. Schön findet der Rezensent, dass des Autors Personal irgendwann "immer Ernst macht", stets versucht, seine Träume zu realisieren. Dass er mit seiner Suche nach "Wiedergängern literarischen Helden in der Wirklichkeit" von Kollegen und Kritikern oftmals als "Fabulant" oder "Glasperlenspieler" bezeichnet wurde, hält der Kritiker für "wenig sinnvoll". Umso besser gefällt es ihm, dass Gernot Krämer mit derartigen Vorurteilen in seinem Nachwort aufräumt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.02.2005

Eigentlich, schreibt Michael Jeismann, müssten Marcel Schwobs Geschichten "wie ein vollbeladenes Schiff bis zum äußersten Tiefgang im Meer der eigenen Gelehrsamkeit untergehen". Tun sie aber nicht, und das ist nur einer der Gründe dafür, warum der Rezensent jedem Leser das "Abenteuer" dieser Lektüre ans Herz legt: Lassen Sie sich in einen Schwindel versetzen von der Art, wie Schwob, "einer der bedeutenden Erzähler des Fin de siecle", Präzision und Märchenhaftigkeit zusammenbringt und damit gegen den Strom der naturalistischen Konventionen seiner Zeit schwimmt; lassen Sie sich, wie seinerzeit schon die Surrealisten, davon mitreißen, wie er den Moment inszeniert, "in dem eine realistische Szene mit großer Selbstverständlichkeit ein zweites Gesicht erhält". Lassen Sie sich ferner begeistern von Schwobs "historisch-literarischer Freihändigkeit". Der Rezensent jedenfalls hat all das getan und freut sich zudem über die schöne und "sorgfältig edierte" Ausgabe aus Anlass des hundertsten Todestages des Autors.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.02.2005

Für Rezensent Rolf Vollmann ist die Sache klar: Marcel Schwob ist einfach ein "Artist", ein "Monstrum an Belesenheit" und dazu noch so voller "erfinderischer Nachahmungslust", dass man sein bereits 1891 verfasstes Buch einfach lieben muss. 34 Geschichten hat Schwob in einem "wunderschönen" Band zusammengestellt; Geschichten, die mitunter "eher schauerlicher Art" sind, in "fernen Tönen" erzählt, findet der Leser, aber auch "Märchenhaftes" wie beispielsweise die Erzählung vom König, der immer nur Eier aß. Beeindruckt zeigt sich der Kritiker davon, dass Schwobs Geschichten immer "gewissermaßen zeitgemäß geschildert sind", so dass man denkt, "sie seien wirklich von damals". Lobend äußert er sich auch über die "zeitgenössischen Illustrationen" und den "ausgezeichneten Anhang" mit Tagebuchaufzeichnungen der Freunde des Autors.
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