Lyonel Trouillot

Die schöne Menschenliebe

Roman
Cover: Die schöne Menschenliebe
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2014
ISBN 9783954380329
Gebunden, 192 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schäber und Claudia Steinitz. In seinem Taxi bringt Thomas die junge Anaïse in ein kleines Fischerdorf, das in einem entlegenen Winkel von Haiti liegt. Anaïse ist aus Europa angereist, um einem Familiengeheimnis nachzugehen, das sich wie ein dunkler Schatten über ihrem Leben ausbreitet und dessen Ursprung in jenem Dorf liegt, aus dem auch Thomas stammt. Vor vielen Jahren hat sich dort ein tragisches Unglück ereignet. Der erfolgreiche Geschäftsmann Robert Montès Anaïse' Großvater und der ehemalige Polizeichef Pierre André Pierre sind nach einem nächtlichen Brand, der ihre benachbarten Häuser in Schutt und Asche gelegt hat, spurlos verschwunden. Sind die beiden einer Racheaktion zum Opfer gefallen? Oder haben sie selbst das Feuer gelegt, um ihre vermeintlichen Verbrechen zu vertuschen?

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 18.07.2015

Von wegen Peripherie! Für Marko Martin trifft Lyonel Trouillot mit seinem Roman mitten in die menschliche Seele. Dass die dunkel ist, merkt Martin schnell, wenn der Autor stilsicher von den unrühmlichen Verbindungen eines einfachen Mannes zur Macht erzählt. Kein sozialkritischer Naturalismus, meint Martin, sondern meisterliche Psychologie plus Suspense vor der Kulisse Haitis. Welttheater wie bei Márquez, findet er, nur ohne barocken Bombast.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.01.2015

Ein Haitibild fern von Armuts- und Erdbebendramatik, aber auch von Tourismuskitsch entwirft Lyonel Trouillot in seinem Roman "Die schöne Menschenliebe", berichtet Irene Binal angetan. Der Eindruck, der sich der aus einem westlichen Land angereisten Anaïse - maßgeblich durch den redseligen Taxifahrer Thomas - vermittelt, ist der einer heilen, nahezu paradiesischen Gemeinschaft, in der das durch harmonisches Miteinander herbeigeführte, gelebte Glück das höchste Gut ist, referiert die Rezensentin, die das Geschehen als "eine ebenso kluge wie poetische Parabel deutet", in der jeder Figur die Rolle eines Akteurs in der haitianischen Geschichte und Gesellschaft zukommt, von der mulattischen Oberschicht bis zu den westlichen Menschenrechtsvertretern. Trouillot "politisiert, ohne politisch zu werden", fasst Binal die Leistung des Autors zusammen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.10.2014

Rezensent Cornelius Wüllenkemper freut sich, dass der bereits 2010 in Frankreich erschienene Roman "Die schöne Menschenliebe" des in Haiti geborenen und nach Frankreich geflohenen Schriftstellers und Literatur-Professors Lyonel Trouillot nun auch auf Deutsch vorliegt. Dem Kritiker gefällt allein schon, dass Trouillot Haiti jenseits von Erdbeben, Epidemien und anderen Katastrophen ins allgemeine Gedächtnis ruft, auch wenn die Geschichte von einer anderen Form des Unheils erzählt: Sie folgt hier Anaise, die aus ihrer westlichen Heimat nach Haiti reist, um den verschwundenen Großvater zu suchen, aber bald feststellen muss, dass das Heimatdorf des Großvaters inzwischen ganz eigenen Gesetzen folgt. Anaise erfährt, so der Kritiker, dass ihr Großvater, ein Vertreter der alles beherrschenden Oligarchie, getötet wurde, um das Dorf nun einer märchenhaften und friedlichen Zukunft entgegenzuführen. Beeindruckt stellt Wüllenkemper fest, wie Trouillot dieses ersonnene Paradies der Realität entgegensetzt. Ein tiefer Blick in die haitianische Seele, lobt der Rezensent, der hier auch einen scharfen und kritischen Blick des Autors auf die "selbsternannten" Katastrophenhelfer, Botschafter und UN-Vertreter registriert.
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