Leon de Winter

Leo Kaplan

Roman
Cover: Leo Kaplan
Diogenes Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783257062762
Gebunden, 512 Seiten, 23,98 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers. Der Schriftsteller Leo Kaplan, fast vierzig, fast Millionär, ist ein Virtuose des Ehebruchs. Bis es seiner Ehefrau Hannah zu bunt wird. Kaplan muß erkennen, daß er durch seine Liebeseskapaden nicht nur seine Ehe, sondern auch seine Kreativität verspielt hat. Erst als er überraschend seine große Jugendliebe wiedertrifft, beginnt er zu verstehen, wie er zu dem wurde, der er heute ist. Ein Roman über die Sehnsucht und die Suche nach den eigenen Wurzeln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.05.2001

Martin Ebel hätte neben der E- und der U- gern auch eine D-Klasse in der Literatur. Was der D-(Diogenes)Verlag so publiziert, meint er, changiert nämlich häufig irgendwo dazwischen, John Irving z.B. oder eben Leon de Winter. Und das ist recht so, hat der Rezensent sich mit diesem Buch doch auch fünfzehn Jahre nach dessen Erstveröffentlichung (im Original) noch immer gut amüsiert. Das Unglück des Helden, schreibt er, ist das Glück der Leser, und hat so den Inhalt des Romans in eine Nussschale gepackt. An Woody Allen fühlt er sich erinnert und - weil's um Schreibimpulse und - blockaden, um des Autors Herkunft und Poetik geht - immer wieder an den Autor selbst, an de Winter. Der aber inszeniert "varianten- und fintenreich" alles andere als Langeweile, erklärt Ebel, wirft mit seinen literarischen Mitteln nur so um sich und gibt dem Leser: "Vor- und Rückblicke, direkte Ansprache und raffinierte Verwirrspiele ... Nebenhandlungen und Parallelaktionen, eingestreute Zeitungsartikel" und, und, und. "Lesefutter satt und fett".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.04.2001

Einen "fliegenden Holländer" nennt Hans Christian Kosler Leon de Winter, denn mit seinen "luftigen Phantasiegebäuden" setzt sich dieser Autor, wie er findet, wohltuend von der oft problembeladenen und schwer verdaulichen deutschen Literatur ab, ohne dabei oberflächlich zu sein. Ihm gelinge es, die "schweren Brocken der Realität" durch die Luft zu wirbeln und sie, mit erkennbaren Nahtstellen, an denen die Leichtigkeit des Seins durchschimmere, wieder zusammenzusetzen. Viel Autobiografisches habe dieser Roman, der bereits 1986 in den Niederlanden erschienen ist, aber nicht in allem ist der Autor mit seinem fiktiven Helden identisch, vermutet Kosler. Dass de Winter unter ähnlichen Schreibhemmungen wie der Titelheld seines Romans leide, sei eher unwahrscheinlich bei der ausserordentlichen Produktivität dieses Autors, und ein direkter Vergleich des Sexuallebens von Leo Kaplan und de Winter sei dahingestellt, bemerkt der Rezensent. Zwar ist die Suche des Romanhelden nach dem Wiedergewinn der grossen, starken Gefühle und dem Sinn des Lebens vergeblich, stellt Kosler fest, aber die vor dem Leser mit zahlreichen Exkursen, Rückblenden, gedanklichen Kapriolen und Witz ausgebreitete "Mixtur aus erfolgreichem Scheitern" mache de Winter unter den europäischen Schriftstellern zu einem Amerikaner, womit er meint, zu einem der selbstironischsten und unterhaltsamsten Autoren.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2001

Richtig zufrieden ist Manuel Gogos nicht mit dem neuen Buch von Leon de Winter. Er nennt es "sicher nicht de Winters allerstärkstes Buch", Was ihn daran vor allem stört, sind die vielen Klischees, derer sich der Autor bedient - über jüdische Identität, die Darstellung des Protagonisten als neurotische Muttersöhnchen und über den jüdischen Selbsthass. So kritisiert Gogas: "Sein Judentum wirkt nicht selten pauschalisierend". Zudem bemängelt er, dass das Buch zum Slapstick tendiere. Zum Schluss seiner Rezension relativiert er jedoch überraschend sein eher negatives Urteil. Er meint, es sei dem Autor gelungen, seinen Protagonisten als Menschen zu beschreiben und attestiert ihm, "ein so traurig-komisches Buch über Liebesbedürfnis und Lebenslügen" geschrieben zu haben

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.03.2001

Verena Auffermann findet das Buch einfach "schön". Dass der Autor "ein exhibitionistischer Zeitgenosse" ist, wie sie schreibt, fällt am Ende kaum mehr ins Gewicht. Oder gerade: Was laut Auffermann ausgewachsenen männlichen Lesern dieses Wälzers den Schlaf zu rauben imstande ist, scheint aufs engste zusammenzuhängen mit den selbstdarstellerischen Vorlieben des Autors. Nicht nur dass der Held des Buches ein Schriftsteller ist, weist in diese Richtung; insbesondre die von Auffermann konstatierte Liebe des Autors zu seiner Figur ist es, in der sich die Verwandtschaft beider verrät. In ihr aber werden auch die von der Rezensentin ausgewiesenen Qualitäten dieser Geschichte einer verpassten Liebe gründen: ihre szenische Genauigkeit, ihre Hemmungslosigkeit und die "herrliche Selbstironie des Erzählers".
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