Leon Bloy

Blutschweiß

Cover: Blutschweiß
Matthes und Seitz, Berlin 2011
ISBN 9783882218374
Gebunden, 294 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen, kommentiert und mit einem Essay von Alexander Pschera. Mit Illustrationen von Heidi Sill. Erstmals und vollständig in deutscher Sprache: Leon Bloys wichtigster Erzählungsband, ein Skandalon ebenso wie ein Kultbuch für Carl Schmitt und Ernst Jünger. Die 30 Erzählungen, die erstmals 1893 erschienen, sind schaurig-blutige Geschichten aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 in der Tradition der Contes Cruels und Edgar Allan Poes. Bloy verarbeitet darin seine eigenen Erfahrungen als "franc-tireur" in diesem grausamen Krieg, er nahm damit die "heutige Landschaft der Partisanen und Maquisards" (E. Jünger) vorweg.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2012

Wer Gustav Seibts Kritik liest, fragt sich, warum dieser Band überhaupt übersetzt und in aufwendiger Ausgabe neu herausgebracht wurde. Es handelt sich laut Seibt um ein blutrünstiges Stück Nationalismus, geschrieben aus dem Furor der französischen Niederlage von 1871, der allenfalls einen Vorgeschmack gibt auf die finsteren Passionen des nahenden 20. Jahrhunderts und so gesehen von dokumentarischem Wert sein könnte. Die Deutschen, so Seibt, werden als völlig entmenschte Wesen geschildert. Mit großer literarischer Könnerschaft werde ausgemalt, wie deutsche Soldaten bei lebendigem Leib verbrannt werden. Bismarck werde als "fassartiger Unhold" dargestellt. Angesichts des Hasses, den Bloy hier artikuliert, fragt sich Seibt, ob Bismarck der Annexion Elsass-Lothringens nur zustimmte, um Deutschland mit Festungen "für den erwarteten Revanchekrieg" abzusichern. Den Kommentar des Herausgebers und Übersetzers kann Seibt nur mit Einschränkungen empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2011

Wahlweise mit aufgestelltem Nackenhaar (mitgerissen wie Ernst Jünger) angesichts bestialischer Grausamkeiten und katholischem Fanatismus oder mit Faszination für die historischen Fakten, die mit zum Ersten Weltkrieg führten, aber auch zeigen, wie weit der Weg der deutsch-französischen Beziehungen war, liest Rezensent Georg Renöckl Leon Bloys von katholisch-patriotischer Gesinnung gepeitschte Geschichten aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Düster ist, was er lesen muss, von rachsüchtigen Selbstmordattentätern, kreativen Massakrierern und zweifelhaften Helden namens Scheissfliege. Doch nicht zuletzt Bloys Sprachgewalt (gleichfalls wuchtig übersetzt, wie Renöckl findet, von Alexander Pscheras) lässt ihn diesen hierzulande eher unbekannten Schüler Barbey d'Aurevillys uns zur Lektüre empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2011

Gelegenheit, einen erklärten Underdog seiner Zeit und der Literatur kennenzulernen, sieht Rezensent Helmut Mayer in diesem, wie er schreibt, von Alexander Pschera mit großer Kenntnis übersetzten und kommentierten Band. Bei aller Sperrigkeit des Buches, bedingt durch die Maßlosigkeit, mit der Leon Bloy den heilsgeschichtlichen Anspruch seiner Heimat Frankreich in Ereignissen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 in Szene setzt, erkennt Mayer gebannt seinen Wert. Für ihn liegt er in Bloys sprachlichem Furor, den grandiosen Schlachten-Tableaus, in denen das Unscheinbare neben dem Letztgültigen Platz hat.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.06.2011

Was der hier rezensierende Clemens J. Setz über dieses Buch schreibt, klingt nach ziemlich unerträglicher Lektüre. Faszinierend ist das dennoch, meint er. Leon Bloy war fanatischer Katholik und Preußenhasser. Er nahm am Deutsch-Französischen Krieg teil, zwanzig Jahre später schrieb er die hier versammelten Erzählungen auf. Es sind Blut- und Kriegsgeschichten. Ein Happy End für Bloy war ein Haufen abgeschlachteter preußischer Soldaten, so Setz. Das ist oft unerträglicher, katholisch-patriotischer Kitsch, aber es gibt immer wieder Passagen, die den Rezensenten faszinieren: Kleine Momentaufnahmen, in denen sich eine "gesteigerte Weltwahrnehmung" offenbart. Setz liest das, wie er Ernst Jünger liest oder Chuck Norris zuguckt, abgestoßen und angezogen zugleich.