Lena Gorelik

Die Listensammlerin

Roman
Cover: Die Listensammlerin
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783871346064
Gebunden, 350 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Oft weiß Sofia nicht aus noch ein: An das Dasein als Mutter hat sie sich noch nicht gewöhnt, ihre kleine Tochter wird bald am Herzen operiert, Sofias überfürsorgliche Mutter ist mehr Last als Hilfe, und ihre alte Großmutter dämmert dement vor sich hin. Nur ihre Leidenschaft, Listen anzulegen Listen der peinlichsten Kosenamen, der witzigsten Neurosen, der schlimmsten Restaurants etc. , bringt ein wenig Ordnung in Sofias Leben. Da macht sie in der großmütterlichen Wohnung eine Entdeckung: eine andere Listensammlung, in vergilbte Hefte notiert, in kyrillischer Schrift - die Familie hat in den Siebzigern die Sowjetunion verlassen. Über diesen Fund stößt Sofia auf einen geheimnisvollen Onkel, von dem nie jemand sprach: Onkel Grischa, ein Querkopf und schräger Vogel, der sich im Untergrund betätigt hat, der alle in Gefahr brachte und den trotzdem alle liebten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.01.2014

Hingerissen zeigt sich Rainer Moritz von Lena Goreliks Roman "Die Listensammlerin" und weist gleich darauf hin, dass man diesen nicht wegen seiner Titelähnlichkeit mit seichten Historienromanen wie "Die Gewürzhändlerin" oder "Die Mondspielerin" verwechseln darf. Die Geschichte von Sofia, einer Schriftstellerin in München, die immer wieder in Krisen gerät und sich sehr um ihr herzkrankes Kind sorgt, und ihrem in der Sowjetunion aufgewachsenen Onkel Grischa erzählt für ihn einfühlsam von unterschwelligen familiären Brüchen und davon, wie sehr die Lebensgeschichte der Vorfahren die eigene prägt. Dabei gelingt der Autorin zur Freude des Rezensenten eine gute Balance aus Ernsthaftigkeit und Humor. Besonders lobt er die Klarheit von Goreliks Stil und ihren "feinen, gewitzten Tonfall". Für Moritz ist steht fest: "Mit dem Mond sollen andere spielen."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.09.2013

Cornelia Fiedler liest das fünfte Buch von Lena Gorelik weniger der Story wegen gerne, die zwei Lebenslinien miteinander verwebt, eine im heutigen München, eine in einer auch zeitlich fernen Sowjetunion, als aufgrund des präzisen Erzählstils. Wie die Autorin ihr Personal zeichnet, als von den eigenen Ansprüchen und Sehnsüchten überforderte Figuren, unsentimental, doch mitfühlend, hat der Rezensentin eine bemerkenswerte Diagnose unserer Lebensumstände beschert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.09.2013

Gut gefallen hat Sandra Kerschbaumer, wie Lena Gorelik diesen komischen Familienroman auf zwei Erzählebenen anlegt, mit einer ich-erzählenden Immigrantin im München der Jetztzeit und einem anarchischen Jungen, ihrem Onkel, in der poststalinistischen Sowjetunion, wobei sich die Ebenen und Figuren in der ihnen gemeinsamen Passion des Listenführens überschneiden, wie die Rezensentin erläutert. So leicht plaudernd der Text daherkommt, so tief reicht laut Kerschbaumer das hier gezeichnete Psychogramm des Dissidenten in seiner Ambivalenz, so weit geht die Parallelisierung der beiden Lebensläufe, der russischen Vergangenheit und der Münchner Gegenwart, und so fein arbeitet die Autorin das Trennende wie das Verbindende zwischen den Menschen heraus.
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