Leila Aboulela

Die Übersetzerin

Roman
Cover: Die Übersetzerin
Lamuv Verlag, Göttingen 2001
ISBN 9783889775979
Taschenbuch, 239 Seiten, 16,36 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort von Jutta Himmelreich. Sammar, eine junge sudanesische Witwe, arbeitet als Übersetzerin an der Universität im schottischen Aberdeen. Ihr Leben verläuft in ruhigen, zurückgezogenen Bahnen - fernab der Heimat, wo ihr Sohn bei der Schwiegermusster in Khartoum aufwächst. Durch die Begegnung mit Rae, dem Politologie-Professor, soll sich Sammars grauer Alltag ändern. Mit ihm, dem islamophilen Schotten, der bereits zwei Scheidungen hinter sich hat und sich selbst als Zyniker bezeichnet, kann sie reden. Sie fühlt sich zu ihm immer stärker hingezogen. Als Sammar einen Übersetzungsauftrag in Khartoum erhält, konfrontiert sie Rae vor ihrer Abreise mit der Frage, ob er sie heiraten will - vorausgesetzt, er würde zum Islam konvertieren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.01.2002

Großes Lob spricht Rezensent Heinz Hug diesem Roman der in Schottland lebenden Sudanesin Leila Aboulela aus. Er attestiert der Autorin "eine große Sensibilität für Gedächtnis und Gegenwart". Ein Grundthema, das sich durch die Geschichte zieht, ist der Islam und seine Wahrnehmung im Westen. Doch auch dieses schwierige Thema meistert die Autorin nach Hugs Meinung ohne penetrantes Sendungsbewusstsein: Das Buch sei kein "aufdringlicher Thesenroman" geworden. Den interkulturellen Gehalt des Buches thematisiere Aboulela im Rahmen einer Liebesgeschichte zwischen der Sudanesin Sammar und einem Schotten. Dabei konzentriere sie sich hauptsächlich auf das Innenleben ihrer Protagonistin und finde zu "einer sehr dichten Sprache, einem verhaltenen Rhythmus, der Sammars innerer Entwicklung entspricht". Zudem, so Hug, lerne man in diesem Buch viel über den Islam.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2001

Ein hochaktuelles Buch, das den Konflikt zwischen der islamischen und der westlichen Welt in Romanform beschreibt: eine "Bekehrungsgeschichte", wie Sabine Berking meint, als "postkoloniale Antwort auf die kolonialen Erzählungen". Berking liefert Daten zur Autorin: Leila Aboulela ist Tochter einer Ägypterin und eines Sudanesen, in Khartum geboren und in England erzogen, bekennende Muslim, lebt in Djakarta. Auch wenn die Protagonistin von Beruf Übersetzerin ist, so meint Übersetzung nach Berking mehr als das wörtliche Übertragen: es geht um die Übertragung kultureller Werte zwischen dem säkularen Westen und der islamischen Welt. Dabei entmystifiziere die Autorin unaufdringlich Begriffe wie Integration und Assimilation, lobt Berking. Aboulelas Protagonistin gelingt es, die religiösen Wurzeln zu retten und zugleich einen westlichen Islamwissenschafter zu ehelichen und zu bekehren, berichtet die Rezensentin. Man spürt ihre Irritation. Nicht diese Heilsgeschichte, sondern die sich im Roman spiegelnden Prozesse der inneren Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur und Herkunft machen diesen Roman für sie ausgesprochen interessant und lesenswert.
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