Kiran Nagarkar

Sieben mal sechs ist dreiundvierzig

Roman
Cover: Sieben mal sechs ist dreiundvierzig
A1 Verlag, München 2007
ISBN 9783927743953
Gebunden, 360 Seiten, 22,80 EUR

Klappentext

Aus dem Marathi, Hindi und Englischen von Ditte und Giovanni Bandini. Wir gewinnen Freunde, durchqueren Kontinente und wir verlieben uns, nur um der Einsamkeit zu entfliehen oder aber um noch einsamer zu sein. Ist das die Bestimmung des Menschen? Kushank, ein junger Mann aus Bombay, versucht, darauf eine Antwort zu finden, indem er sich immer wieder die Frage stellt: Wo liegt der Unterschied? Obwohl er auf der Suche nach seiner Identität nicht nur positive Erfahrungen macht, sieht er in Armut, Krankheit und Tod, in menschlichen Beziehungen und in der Sexualität stets auch die komische Seite. Frauen spielen in Kushanks Welt eine große Rolle - die launische Aroti, die schöne und verletzliche Chandani, Kushanks erste Liebe, und eine rätselhafte Frau, die ihn vor langer Zeit verlassen hat, er sie aber nicht. Was auch immer er fühlt, denkt und erlebt, er erzählt es ihr, obwohl sie ihm schon längst nicht mehr zuhört. Wichtig für seine Suche sind aber auch die Erlebnisse mit seinen langjährigen Freunden. Mit Raghu, einem unsentimentalen Weltverbesserer, der für eine internationale Hilfsorganisation arbeitet. Oder mit Sadhan, Kushanks Freund aus Benares, und der Frau, die ihren gemeinsamen Freund Ravindra in Notwehr mit einer Sichel getötet hat. Nagarkar entfaltet rund um Kushank eine Vielzahl eindringlicher Geschichten. Das Komische und das Tragische, das Brutale und das Zärtliche werden miteinander verwoben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2007

Hart geht es zu in diesem schon 1974 veröffentlichten Debüt von Kiran Nagarkar, warnt Tilmann Lahme. Gleich zu Beginn verbrennt sich eine unglückliche Frau, und im Verlauf des Romans wird verraten, betrogen, geprügelt und gedarbt. Im Mittelpunkt steht der dreißigjährige Kushank, ein erfolgloser Möchtegern-Schriftsteller, der die 357 Seiten des vorliegenden Buches als epischen Liebesbrief an seine Verflossene schreibt. "Elendsprosa" ist das trotz aller Schwarzmalerei doch nicht, meint der Rezensent, das verhindern üppige Beigaben von Lakonie und Komik. In der Originalfassung ist die Geschichte in einer wilden Mischung aus Marathi, Hindu, Englisch und Dialekt abgefasst. Die Übersetzung versucht erst gar nicht, den Sprachreichtum zu kopieren, was Lahme auch für den besten Weg hält. Nagarkar selbst hat übrigens nach seinem Debüt und einer Anklage wegen Blasphemie das Fach gewechselt und erst 1994 wieder angefangen zu schreiben. Dafür ist Lahme ihm ziemlich dankbar. "Wir können froh sein, dass wir ihn haben."
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2007

Einen "Geniestreich" nennt Alex Rühle diesen Roman Kiran Nagarkars, der zu seiner Freude endlich auf Deutsch vorliegt. Das Werk erscheint ihm als ungeheuer farbiges, brutales, ebenso trauriges wie komisches Porträt der zerfallenden indischen Gesellschaft. So verzichtet er darauf, die ausufernde Handlung des Romans wiederzugeben, schließlich findet er darin eine Vielzahl von Geschichten, die sich wie die "labyrinthischen Gassen von Bombay" verzweigen. Er würdigt den "poetologische Eklektizismus" des Romans, der 1974 in Indien geradezu revolutionär wirkte, derart "avantgardistisch, drastisch, rasant" nämlich habe in Indien zuvor niemand zu schreiben gewagt. Mit hohem Lob bedenkt Rühle die Leistung von Ditte und Giovanni Bandini für ihre Übersetzung des Werks, die zwar nicht die Färbung der zahllosen indischen Dialekte des Originals transportieren kann, die vielen "Tonlagen und Sprachtempi" aber "meisterhaft" wiedergibt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.10.2007

Erfreut zeigt sich die Rezensentin Angela Schader darüber, dass nun auch der Debütroman des bedeutenden indischen Schriftstellers Kiran Nagarkar auf Deutsch vorliegt. Sie liest das Werk vor allem als eine "ebenso wütende wie witzige Abrechnung" mit Armut und scheiternder Liebe. Wie sie berichtet, löste das Werk aufgrund seiner offenen, fragmentierten Erzählstruktur eine Diskussion darüber aus, ob es sich tatsächlich um einen Roman handelt. Tatsächlich muten ihr die Erinnerungen des Protagonisten an Kindheit, Jugend, Studium und seine verlorene Liebe wie ein "Scherbenhaufen" an, der vor dem Leser ausgebreitet wird. Sprachlich zeichnet sich dieses Werk in ihren Augen gleichwohl durch "Sensibilität und Humor", eine "proteische Phantasie" sowie eine "differenzierte, flexible literarische Stimme" aus. Etwas bedauerlich, aber auch nachvollziehbar scheint ihr nur, dass in der deutschen Übersetzung keine Entsprechung der sprachlichen Vielfalt des Originals gefunden werden konnte, das in Matathi, Hindi, Englisch und anderen indischen Landessprachen geschrieben ist.
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