Kiran Nagarkar

Die Statisten

Roman
Cover: Die Statisten
A1 Verlag, München 2012
ISBN 9783940666307
Gebunden, 656 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Das Bombay der 60er- und 70er-Jahre ist der Schauplatz von Kiran Nagarkars neuem Roman "Die Statisten", einem satirischen Heldenroman im Rabelais'schen Sinne.
Ravan arbeitet als Taxifahrer, Eddie als Rausschmeißer in einer illegalen Kneipe. Aufgewachsen in den Chawls, den vier- bis fünfstöckigen Mietskasernen Bombays, sind beide elektrisiert von der Glitzer- und Glamourwelt Bollywoods und der westlichen Rockmusik.
Während Ravan mit seiner Hochzeitsband regelmäßig um die Gage geprellt wird, ist Eddie, der gemeinsam mit seiner hinreißenden angloindischen Freundin Belle die "Bandra Bombshells" gründet, nicht wesentlich erfolgreicher. Ihre Versuche, der Enge ihrer hinduistischen und katholischen Familien zu entfliehen und im Musik- und schließlich im Filmbusiness Fuß zu fassen, sind von Rückschlägen und Scheitern begleitet, doch sind sie unbezähmbar in der Zuversicht, ihre Träume zu verwirklichen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.11.2012

Angela Schader ist ein bisschen stolz, hat der Autor sein Werk doch als "writer in residence" in Zürich vollendet. Skizziert wurde der Roman allerdings bereits Ende er 70er Jahre und zwar als Drehbuch für einen Bollywood-Film. Schader wundert sich also wenig, wenn Sujet (der Traum vom Aufstieg zum Kinostar), Figuren und Handlungsorte dem Bollywood-Fundus entstammen und die Handlung mächtig in die Tasten greift. Tatsächlich werden jede Menge indische Gassenhauer zum Besten gegeben, für die Schader sich gerne ein Hörbuch gewünscht hätte. Die von Kiran Nagarkar im Roman entworfene Schicksalsachterbahn fährt Schader im vom Autor selbst verkündeten Wissen mit, dass sich Bollywood nicht parodieren lässt. Es ist die Parodie seiner selbst. Den einen oder anderen durchgeknallten Moment im Buch hätte sie dennoch gerne gegen ein paar stillere hergegeben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.10.2012

Renée Zucker freut sich über das Wiedersehen mit den alten Bekannten Ravan und Eddie, deren ersten Auftritt vor einigen Jahren in Nagarkars nach beiden Protagonisten benannten Roman er eingangs ausführlich schildert. 18 Jahre später sind die beiden vom Glück nicht geküsst und schlagen sich im Mumbai der 60er Jahre eher schlecht als recht durch, bis sie als Statisten in Bollywood landen, weiß Zucker zu berichten. Auf dem Weg dorthin hat er sich prächtig über allerlei "Fettnäpfchen" amüsiert und dabei sogar gelernt, wie man Alkohol schmuggelt. Überhaupt beschleicht ihn das Gefühl, dass indische Autoren mit zunehmendem Alter offenbar eine Vorliebe für das deftig Burleske entwickeln, wenn sie mit jugendlichem Enthusiasmus "auf den literarisch-sexuellen Pudding hauen", allerdings wird es dem Rezensenten irgendwann dann doch zu bunt: Ihm fehlt der politisch scharfe Blick, den er aus anderen Werken des Autors kennt und schätzt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2012

Für Shirin Sojitrawalla steht auch diese Fortsetzung von Kiran Nagarkars "Ravan und Eddie" neuerlich in der großen literarischen Tradition des Mumbai-Romans, die die Rezensentin eingangs kurz umreißt. Und mit sichtlichem Vergnügen begibt sie sich auch diesmal, immer dicht an den Fersen der beiden Hauptfiguren, ins verschlungene Mumbai der 60er Jahre, wo Ravan und Eddie von einer Filmkarriere in Hollywood träumen, um dann doch nur (worin die Rezensentin ein treffendes Bild sieht) als Statisten in Bollywood zu landen. Viel Freude hat Sojitrawalla an der "satirischen Raffinesse", mit der Nagarkar sich von einer allwissenden Erzählperspektive aus über vieles lustig macht, ohne es, wie etwa den naiven Hindi-Film, ernsthaft zu verdammen. Einen waschechten Schelmenroman hält sie da in Händen, freut sich die Rezensentin, die aus ihrem Amüsement keinen Hehl macht: "Saukomisch"!

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2012

Mit großem Vergnügen hat Alex Rühle den neuen Roman von Kiran Nagarkar gelesen. Besonders freut er sich darüber, dass es in "Die Statisten" - angesiedelt im Bombay der 1960er und 70er Jahre - ein Wiedersehen mit Ravan und Eddie aus dem Roman "Ravan und Eddie" gibt, die sich diesmal, halbwegs erwachsen, als Taxifahrer, Barkeeper, Hochzeitsbandmitglieder und schließlich als Statisten in Bollywoodfilmen durchschlagen. Rühle schätzt den Autor als einen der bedeutendsten Chronisten von Bombay. Die Megacity ist für ihn dann auch die dritte Hauptfigur des Romans, in dem der Leser eine Unmenge über diese Stadt, die alle Kategorien sprengt, erfährt. Das Resümee Rühles: ein knallbunte, witzig-ironische "literarische Bollywoodkomödie".
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