Julien Gracq

Der Versucher

Roman
Cover: Der Versucher
Droschl Verlag, Graz 2014
ISBN 9783854209522
Gebunden, 231 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Dieter Hornig. Julien Gracqs zweiter Roman "Un beau ténébreux" wurde 1945 veröffentlicht und erscheint nun, fast siebzig Jahre später, als letzter seiner großen Prosatexte zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Ein vornehmes Strandhotel in der Bretagne. Unter den Gästen der Literaturwissenschaftler Gérard, der an einer Studie über Rimbaud arbeitet und uns in seinem Tagebuch über die anderen Gäste informiert. Die träge Ferienstimmung verändert sich mit einem Schlag, als ein neuer, faszinierender, intelligenter wie schöner Gast in Begleitung einer ebenso schönen Frau auftaucht, die Anwesenden in seinen Bann zieht und die Anordnung der Paare und die Ordnung der Gefühle durcheinanderbringt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.05.2014

Julien Gracqs nun auf Deutsch vorliegender Roman "Der Versucher" von 1949 hat bei Hans T. Siepe einen ambivalenten Eindruck hinterlassen. Thematisch und stilistisch findet er das Buch um eine Gruppe von jungen Leuten in einem bretonischen Badeort, die durch die Ankunft eines geheimnisvollen Paares, das einen Suizid plant, irritiert wird, vor allem "sonderbar". Der Roman scheint ihm voll von Anspielungen, Bezügen und Zitaten und in vieler Hinsicht unbestimmt. Andererseits schätzt er die eindrucksvollen Beschreibungen von Stimmungen und Landschaften, die neben Passagen theatralischer und gespreizter Prosa stehen. Siepe sieht in dem Werk ein Buch, auf das man sich als Leser einlassen können muss.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.04.2014

Ganz gebannt ist Eberhard Geisler von Julien Gracqs literarischer Macht, von der man sich nun auch hierzulande dank der ersten Übersetzung ins Deutsche dieses bereits 1945 entstandenen Romans überzeugen lassen kann. Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass man in Kauf nehmen kann, wie stark dieses Werk von seiner Entstehungszeit, in der sich Intellektuelle noch mit der Faszinationskraft des Schönen befassten und über Übermenschentum räsonnierten, und einer hohen Affinität zu Ernst Jüngers Schriften geprägt ist. Dass Gracq Jünger dann aber noch übersteigt, findet der Kritiker ganz besonders interessant: Wo Jünger bei der Metaphysik verharrt, wächst sich Gracq mit seinem Roman über eine Figur, die sich jeder Herrschaft beugt und darin in Form eines lang geplanten Selbstmords ans eigene Ende gerät, zum veritablen Surrealisten aus. Lesbar wird "Der Versucher" damit als "politische Parabel über das Ende des deutschen Faschismus", in deren großartig formulierter Poesie viele Erkenntnisse über die Befangenheit des Ichs in der Welt auf den Leser warten, wie der Rezensent verspricht. Gracq, schließt Geisler seine begeisterte Rezension, ist ein Meister des sprachlichen Ausdrucks, der überdies noch das legitime Erbe des Surrealismus in der Literatur fortführt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2014

Nein, bukolisch kann Jochen Schimmang diesen bereits 1945 erstmals publizierten Roman von Julien Gracq nicht finden. Damit bleibt der Autor sich selbst laut Schimmang treu. Anders, als alles, was der Rezensent sonst von diesem Autor kennt, ist das Buch dennoch. Sein an Goethes Wahlverwandtschaften erinnerndes Kammerspiel vor Ferienkulisse scheint Schimmang nämlich ohne Psychologie auszukommen, dafür jedoch vermehrt Stimmungen zu evozieren. Formal streng, wie Späteres von diesem Autor, ist der Text für Schimmang auch nicht angelegt. Das Spiel mit literarischen Verweisen allerdings spielt der Autor auch hier. Balzac, Poe, Goethe, Rimbaud entdeckt Schimmang gleichermaßen. Für ihn ein Buch mit disparatem Charakter, doch lesenswert.
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