Jürgen Theobaldy

Trilogie der nächsten Ziele

Roman
Cover: Trilogie der nächsten Ziele
zu Klampen Verlag, Springe 2003
ISBN 9783933156778
Gebunden, 239 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Staub hat sich über die Stadt gelegt. Während er durch feinste Ritzen dringt und sich so zur leisen Katastrophe ausweitet, müssen auch die Bewohner eines Asylantenheims gegen ihn antreten. Einer von ihnen wird an der Leiche eines Ingenieurs auf der Straße festgenommen, verhört und macht als Kurier einer zwielichtigen Vereinigung weiter. Im zweiten Teil versucht ein Anwalt, das mögliche Desaster stets vor Augen, den Anschluß jener Vereinigung an die Legalität aufrecht zu erhalten. Im dritten Teil will ein redlicher Angestellter im Gestrüpp der Dokumente und Verlautbarungen aus seinem Haus das heimliche Treiben seiner externen Mitarbeiter durchleuchten - und stößt auf Verlockendes. In diesen chronologisch fortschreitenden und ineinander verzahnten Teilen des Romans beleuchten drei Erzähler die Motive und Befindlichkeiten derer, denen der Boden unter den Füßen entzogen wird: Sind ihre Ziele am Ende nur korrumpierte Wünsche?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.11.2003

Hans-Peter Kunisch ist begeistert von diesem Buch, das in drei Monologen von einer dubiosen Staubkatastrophe und von Bandenkriminalität erzählt. Insbesondere den ersten Teil, der den Monolog eines Asylbewerbers vom Balkan darstellt, der unter Mordverdacht gerät, preist er als "großartig gelungen". Nicht ganz so überzeugt ist er vom zweiten Monolog eines italienischen Rechtsanwalts, von dem er findet, dass er "literarisch etwas abfällt" und die Figur insgesamt "überlastet" wirkt. Der dritte Monolog eines Schweizer Parlamentsmitglieds gefällt ihm dann wegen der dort geübten "Komplexitätsreduktion" wieder sehr gut. In den besten Passagen des Romans entstehe ein "Sog der Kargheit" der an die "Pest" von Camus erinnere, schwärmt Kunisch. Die besondere "Intensität" wird laut Rezensent durch die "sprachliche Sorgfalt" des Autors erzeugt, den er nebenbei als einen der hervorragendsten deutschsprachigen Lyriker rühmt. Selten hat Kunisch nach eigenen Angaben ein derart "gut geschriebenes" Buch dieses Genres gelesen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.08.2003

Ein "apokalyptisches Endzeitgemälde", in dem alles diffus, ungewiss, bedrohlich wirkt, erblickt Hannelore Schlaffer in Jürgen Theobaldys "Trilogie der nächsten Ziele", in dem eine Stadt auf einmal, man weiß nicht warum, im Staub versinkt. Vom ersten bis zum letzten Wort stelle Theobaldys ein "enervierendes Zwielicht" her, nicht Spannung, sondern Nervenkitzel treibe zum lesen, hält Schlaffer fest. Als Vergleichspunkt dient ihr insbesondere Kafka, nur dass es hier nicht die Institution, das Schloss unerreichbar sei, sondern die, die sich darin aufhielten. Politisch erscheint ihr der Roman insofern, als sich der Leser, etwa wegen der Anspielungen auf den Terrorismus, nicht des Eindrucks entziehen könne, alles habe etwas mit der eigenen Gegenwart zu tun. "Er sieht viel, aber alles nur undeutlich", resümiert die Rezensentin, "es ist, als habe er den grauen Star - und der Autor sticht ihn nicht. Er erzeugt nur Angst davor und lässt ihn dann damit allein."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.05.2003

Als "Glanzstück im Zwielicht" würdigt Rezensentin Sibylle Birrer den neuen Roman von Jürgen Theobaldy, in dem drei Menschen im inneren Monolog Einblick in ihr mehr oder weniger miteinander verstricktes Leben geben. Alles an dem dreiteiligen Roman, der sich der Nacherzählbarkeit entziehe, ist in den Augen Birrers diffus - außer seiner artifiziellen Komposition und seiner "glasklaren und bis in alle Winkel durchkomponierten Sprache". Die kann Birrer gar nicht genug loben. Die Sequenzen aus der Innenperspektive der Erzähler etwa könnten nach Ansicht Birrers in ihrer "reflektierten Ausgewogenheit und sprachlichen Geschmeidigkeit" oft auch als "lyrische Prosastücke" für sich alleine stehen. Das Gewicht der Sätze sei "austariert", der Satzbau von Grund auf "bearbeitet". Bisweilen neige sich die Sprach fast zum "Sentenzenhaften" hin. Das nimmt die Rezensentin allerdings gerne in Kauf, "zumal Witz und Ironie immer wieder unvermittelt darin aufblitzen".